Gladbeck. . 40 Jahre stand Klaus Tadsen in glitzernden Roben und mit dramatischem Makeup auf der Bühne.Künftig schneidet er Haare in seinem Salon in Zweckel.

Es wird ein tränenreicher Abend werden. Das ist schon jetzt klar. Ein Abend voller Klöße im Hals, voll Abschiedsschmerz und vermutlich auch voller glamouröser Momente. Wenn heute abend im Hertener Revue-Palast bei der Show „Merci – Die Show. Eine Hommage“ das Licht aus und der Spot angeht, dann wird Lady Tatti zum letzten Mal ins Rampenlicht treten – und diesmal wird sich alles allein um sie drehen.

In 40 gemeinsamen Bühnenjahren sind Klaus Tadsen und sein Alter Ego Tatti, die mal als Tina Turner über die Bühne wirbelt und mal als Milva, immer jedoch als Diva, derart zusammengewachsen, dass ein Teil von Tatti zweifellos auch mit ihm im Friseursalon steht. Seit anderthalb Jahren ist Tadsen sein eigener Chef und führt einen Salon an der Dorstener Straße.

Lady Tatti wird nicht ganz abtreten

Dort will er sich künftig nun voll und ganz um die Köpfe seiner Kundinnen und Kunden kümmern. Adieu Perücke und Pikkolöchen, Bonjour Trendfrisur und Trockenhaube. Doch bevor Tatti-Fans sich nun sorgen: „Sterben wird sie jetzt nicht – Lady Tatti muss raus“, sagt der Wahl-Zweckeler. Also könnte es auch künftig vorkommen, dass die Diva auf der Bühne auftaucht – oder durch den Salon huscht. Aber eben nicht als fester Programmpunkt.

Nach dem Abschied von der Bühne wird sich Klaus Tadsen in seinem Salon nur noch um die Köpfe seiner Kunden kümmern – hier Kerstin Siebert.
Nach dem Abschied von der Bühne wird sich Klaus Tadsen in seinem Salon nur noch um die Köpfe seiner Kunden kümmern – hier Kerstin Siebert. © Alexa Kuszlik

Der Abschied von der Bühne, auf der er jahrelang hauptberuflich stand, fällt schwer. Und doch freut sich der 56-Jährige auf das vergleichsweise ruhige Friseurleben. Schon bevor er sich selbstständig machte, hat er gut 15 Jahre lang in einem Rentforter Salon gearbeitet. „Ich wollte schon als Kind Friseur sein“, sagt er. Haarschöpfe zu modellieren, das sei genauso kreativ wie die Arbeit eines Künstlers.

Tadsen wollte als Kind schon auf die Bühne

Noch etwas, was schon der ganz junge Tadsen beschloss: „Ich wollte als Kind schon auf die Bühne.“ Nur berühmt sein, das habe er nicht gewollt. Trotzdem sei er gelegentlich erkannt worden. Einmal sogar im Urlaub. Und auch daheim ist Tadsen/Tatti bekannt. „Halb Gladbeck war anscheinend schon im Revue-Palast.“ Ist ja nicht allzu weit weg.

Tina Turner ist Klaus Tadsens Paraderolle.
Tina Turner ist Klaus Tadsens Paraderolle. © Caroline Seidel

Tina Turner ist seine Paraderolle gewesen. „Ich habe jedes Konzert nach ihrem Comeback gesehen“, sagt Klaus Tadsen, alle Videos habe er gesehen, Tina Turner studiert, versucht, Tatti die einmalige Aura der Amerikanerin zu verleihen. Auch als Milva begeisterte er sein Publikum. „So einen Vamp gibt es ja heute gar nicht mehr“, sagt er, und es klingt ein bisschen bedauernd.

Nach Gladbeck kam er der Liebe wegen

Nach Gladbeck kam der gebürtige Moerser übrigens der Liebe wegen. Dass es ihn nie in die großen Städte gezogen hat, in denen sich schillernde Bühnenpersönlichkeiten für gewöhnlich tummeln, nach Hamburg, Berlin oder auch Köln, hat aber nicht nur mit dieser Liebe zu tun. „Ich habe schon damals, als wir viel mit unserer Show getourt sind, festgestellt, dass ich unheimlich gerne zurück ins Ruhrgebiet komme“, sagt er.

Zumal er in der Region auch große Erfolge gefeiert hat. Zunächst mit einer der ersten Travestie-Shows, die es überhaupt gab, dann mit dem Aufbau des Theaters im Rathaus in Essen, immer zusammen mit Ralf Kuta, mit dem er auch im aktuellen Ensemble von Femme Fatale in Herten zusammen arbeitet.

Kuta kennt er schon aus Jugendtagen, als er noch am Niederrhein lebte, als einer, der schon immer anders war. „Ich hatte nie ein Coming out“, sagt er. Es hätte sich auch niemand gewundert, dass der Junge, der schon als Kind lieber Prinzessin als Ritter sein wollte, einen anderen Lebensweg einschlägt als viele Klassenkameraden.

Lampenfieber lässt niemals nach

Bevor das Leben bald in den geordneten Bahnen eines Unternehmers laufen soll, wird Tadsen mit seiner Tatti auf der Bühne in der ehemaligen Zeche Ewald noch einmal Vollgas geben. Alles Routine? Von wegen.„Je älter ich werde, umso mehr Lampenfieber habe ich.“ Erst, wenn die Tür zum Theater aufgehe, zur Welt von Lady Tatti. Dann beruhige sich das Künstlerherz.

Es wird künftig umso kräftiger für den Salon schlagen. „Die Menschen, die unter diesen Haaren stecken“, die haben es ihm angetan. Egal, ob Dauerwelle oder Trendschnitt – Lady Tatti schaut immer zu, aus einem Bilderrahmen. Und aus des Figaros Augen.