Gelsenkirchen-Buer. Ende Oktober 2009 hob sich im rustikal-glamourösen Ambiente der denkmalgeschützten Heizzentrale der Zeche Ewald in Herten der rote Samtvorhang zur Premiere. Trotz mancher Schwierigkeiten geht Theater-Prinzipal Christian Stratmann mit seinem Revue-Palast Ruhr in die Verlängerung.

„Schürrle... Schürrle... den Namen habe ich doch schon mal gehört?“, grübelte Christian Stratmann bei der Fußballübertragung im Fernsehen. Dann fiel es ihm ein: „Der war doch auch schon mal bei mir im Revue-Palast zu Gast!“ Deutlich besser als an den dreifachen WM-Torschützen André Schürrle erinnert sich Stratmann an die Anfänge seines Travestie-Theaters auf der Zeche Ewald in Herten. Die waren schwierig. Und fünf Jahre später sieht’s immer noch nicht rosig aus. Trotzdem geht Stratmann in die Verlängerung.

Am 28. Oktober 2009 hob sich im rustikal-glamourösen Ambiente der denkmalgeschützten Heizzentrale der rote Samtvorhang zur Premiere. Zuvor musste Prinzipal Christian Stratmann (63) dicke Bretter bohren: „Ich habe anfangs immer nur gesagt: ,Wir machen Revuen und so was.’ Travestie war in den 80er-Jahren in sehr schlechter Qualität abgenudelt worden und hatte kein gutes Image.“ Stratmanns damaliger Vermieter, der Gelsenkirchener „Zechenbaron“ Wolfgang Werner, und Bürgermeister Uli Paetzel seien erfreut gewesen, dass sich auf Ewald etwas tut. „Aber als das Wort Travestie fiel, hielt sich der Jubel in Grenzen.“

Heute ist der Revue-Palast ein Aushängeschild. Show-Regisseur Ralf Kuta und sein achtköpfiges Ensemble „Femme fatale“ präsentieren Travestie als perfekte Kunst der Illusion und Verwandlung und haben bereits mehr als 125 000 Gäste fasziniert. „Ein ganz gemischtes Publikum, ein Querschnitt der Gesellschaft“, erzählt Stratmann. Darüber hinaus habe sich der Revue-Palast als kultige „Location“ etabliert: Der „Sportschau-Club“ sendet regelmäßig aus Herten, Chart-Stürmer „Cro“ gab kürzlich ein Konzert, die Christoph-Metzelder-Stiftung lud zur Promi-Party, die Deutsche Bank zur Firmenfeier.

Bundesweit bekannt

„Mit Freuden“, so Stratmann, habe er nun einen weiteren Fünf-Jahres-Vertrag geschlossen – mit der Zeche Ewald Entwicklungsgesellschaft mbH, die die Gebäude des zwischenzeitlich gescheiterten „Zechenbarons“ Werner verwaltet. „Danach verlängere ich noch mal, dann bin ich 73“, lacht Stratmann, der es mit seinem „Mondpalast von Wanne-Eickel“ zu bundesweiter Bekanntheit schaffte.

Doch dann schlägt er ernstere Töne an: „Ich bereue es nicht, den Revue-Palast eröffnet zu haben, aber ein Spaziergang ist das hier nicht. Vom Udo-Lindenberg-Museum bis zum Restaurant sollte auf Ewald schon vieles entwickelt sein, doch daraus ist nichts geworden. Die Ruhrkohle AG denkt wie die katholische Kirche in Jahrhunderten.“ Um Busreisegruppen aus entfernteren Regionen in sein Theater zu bekommen, brauche er aber unbedingt Gastronomie. Stratmann nahm die Sache selbst in die Hand, seit Mai können die Gäste zusammen mit der Eintrittskarte ein Drei-Gänge-Menü buchen.

Gewerbesteuer nicht unerheblich

Andere Hürden vermag der charismatische Unternehmer nicht so leicht aus dem Weg zu räumen. Die Gewerbesteuer in Herten sei „nicht unerheblich“. Und die Gema, die in Deutschland die Musikrechte verwaltet, wolle die Gebühren verdoppeln, was pro Jahr bis zu 90 000 Euro Aufschlag bedeute. „Ich verhandele noch.

Diese Forderung würde den Revue-Palast ernsthaft gefährden“, betont Christian Stratmann, blickt dann aber erst mal auf die nächste Saison: mit einer Winter-Revue sowie Michael-Jackson- und Tina-Turner-Shows.