Gladbeck. . „Betreten der Grünanlage verboten“: Diesem Spruch hat Bernhard Schregel 1980 den Kampf angesagt. Ein Interview mit dem Grünflächenbeauftragten.

Seit 37 Jahren ist Bernhard Schregel (62) als Ingenieur für Gartenbau bei der Stadt Gladbeck angestellt. Als Fachbereichsleiter ist er für die Themen Grünflächen und Friedhöfe zuständig. Vor seinem Studium hat er den Beruf des Gärtners erlernt. Eine Lebensauffassung.

Wie hat sich Gladbeck entwickelt, seit Sie im Amt sind?

Bernhard Schregel: Ich habe 1980 hier angefangen, da standen überall Schilder mit „Betreten der Grünanlage verboten“. Ich fand: Die Grünanlagen sind für die Bürger – sie werden ja auch von den Bürgern bezahlt. Das zweite war: Wir brauchen eine Baumschutzsatzung. Die wurde im April 1980 verabschiedet.

Warum?

Ich bin im Ruhrgebiet groß geworden. Da war die Luft voller Koksflocken. Ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern, als es keinen blauen Himmel gab. Bäume produzieren Sauerstoff und filtern auch Staub aus der Luft. Deshalb fanden wir Baumschutz in der Bergarbeiterstadt Gladbeck sinnvoll.

Und was haben Sie dann gemacht?

Wir haben dann unter anderem die Straßenränder bepflanzt. Ein gewisser Teil des Straßenbilds geht auf unsere Grünflächenkappe. Wir haben auch Gestaltungsverträge mit Wohnungsverwaltungen gemacht. So haben wir über längere Zeit 600 bis 800 Bäume pro Jahr gepflanzt. Als ich hier anfing, waren wir bei 350 Hektar Grünflächen. Jetzt sind wir bei 570. Dazu zählen Wälder, Parkanlagen, auch Extensivflächen wie Haldenfüße, Spielplätze, Straßenbegleitgrün und Friedhöfe.

Was hat sich in den 37 Jahren noch verändert?

Nach „Betreten verboten“ kam „Bürger nutzt eure Grünanlagen“. Das hat lange funktioniert. Heute ist das umgeschlagen. Heute missbrauchen manche Bürger ihre Grünflächen. Gegen Feiern hat ja keiner was – aber den ganzen Müll liegen zu lassen, das geht gar nicht. Oder: „Ich nehm noch mal ein paar Blümchen mit für Mutti.“ Aus der Grünanlage. Und auch auf den Friedhöfen wird viel gestohlen.

Woran liegt das?

Der Bürger ist heute anspruchsvoller und erwartet viel mehr Serviceleistungen. Und er bekommt sie ja auch – denken Sie mal an Behörden, wo man mittlerweile Termine vereinbaren kann. Es gibt eine Beschwerde-App und ähnliches.

Das ist doch eigentlich gut, oder?

Es ist ein Selbstläufer. Je schneller wir Beschwerden nachgehen, desto schneller melden sich die Leute – egal, ob ihr Problem die Stadt betrifft oder nicht. Und es ist ein Paradigmenwechsel – von „Betreten verboten“ zur Forderung „Mach mal“ mit der Haltung: „Irgendeiner räumt mir schon hinterher“.

Was ist mit sozialer Kontrolle?

Es traut sich ja oft keiner, etwas zu sagen. Das ist ein gesellschaftlicher Wandel, der ist einfach da.

Thema Müll: Warum stellen Sie nicht einfach mehr Abfallkörbe auf?

Wenn die Behälter größer werden, bringen die Leute ihren Hausmüll mit. Die Papierkörbe, zum Beispiel an Spielplätzen, sind für den kleinen Müll da, der an solchen Orten anfällt. Da, wo Grillen erlaubt ist, stehen ja zusätzlich große Mülltonnen. Allerdings gibt es dort auch häufig Vandalismus.

Ihre Pläne für die Zukunft?

Den Straßenbaumbestand etwas zukunftssicherer zu machen. Wir sind dabei, neue Baumarten einzusetzen. Mit den Kastanien haben wir Probleme, auch mit den Silberlinden und bestimmten Robinien. Wir werden andere Arten testen, neue Ahornzüchtungen oder die Hopfenbuche. Die wird es bald an der Kortestraße geben.

Hat das auch etwas mit dem Klimawandel zu tun?

Ja. Die Hopfenbuche und die Ahornarten kommen aus dem Süden. So reagieren wir auch auf den Klimawandel.

Wenn Sie nochmal einen Beruf wählen müssten. . .

. . . würde ich nochmal Gärtner werden. Das ist noch immer einen sehr interessanter Beruf, und je länger ich ihn mache, desto mehr weiß ich, was ich alles nicht weiß.