Gladbeck. .
Wenn Mama arbeiten gehen will, braucht sie nicht nur einen passenden Job, sondern auch viel Organisationstalent, um Kinder und Arbeit unter einen Hut zu bringen. Das ist keine neue Erkenntnis, und der zweite Familienbericht der Stadt bestätigt erneut: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bleibt eine der großen Baustellen. Die Befragung der Bürger ergab aber auch: Immer mehr Mütter wünschen eine Berufstätigkeit.
Alleinverdienermodell seltener
Das ergibt ein Vergleich mit dem 1. Familienbericht von 2007. Damals gaben 51 Prozent der Familien an, dass nur der Vater einer Vollzeitbeschäftigung nachging, die Mutter arbeitete nicht. Jetzt, fünf Jahre später, gibt es das klassische Alleinverdienermodell nur noch in 43 Prozent der Familien. Am häufigsten übrigens in den Stadtteilen Alt-Rentfort und Ellinghorst (52%), am geringsten ist dieser Anteil in Brauck/Rosenhügel und Stadtmitte( je 38 %).
Dafür hat die Zahl der in Teilzeit arbeitenden Mütter um neun Prozent zugenommen, sie stieg in den fünf Jahren auf 34 %. Das Doppelverdienermodell - beide Eltern voll berufstätig - leben nur acht Prozent Familien.
Verändert hat sich auch die Situation allein Erziehender. Mittlerweile arbeiten 52 Prozent von ihnen, meistens jedoch in Teilzeitjobs. 2007 waren nur 43 Prozent der allein Erziehenden, vorwiegend sind es Frauen, berufstätig.
Aber es gibt auch diese Situation: In neun Prozent aller Gladbecker Familien arbeiten weder Vater noch Mutter. Diese Zahl ist in Brauck/Rosenhügel mit 14 Prozent, in Rentfort-Nord und Mitte I mit 13 Prozent wesentlich höher als im Durchschnitt.
Arbeit gewünscht
„Wir würden gern überhaupt oder mehr arbeiten“. Das gab über die Hälfte der Mütter an, die entweder gar nicht oder in Teilzeit beschäftigt sind. Mangel an passenden Arbeitsplätzen und unzureichende Kinderbetreuungsmöglichkeiten wurden als Gründe genannt. Vor allem Mütter mit Grundschulkindern wären gern berufstätig. Für sie ist neben dem Mangel an Betreuungsangeboten oft der Mangel an „passender Arbeit“ ein Problem. Flexible Arbeitszeitmodelle anzubieten sei eine der Herausforderungen, denen sich Unternehmen stellen müssen“: sagt Agnes Stappert, Leiterin des Jugendamts. Die berufliche Integration von Frauen werde angesichts des drohenden Fachkräftemangels jedoch zunehmend wichtiger.
Mangel an Betreuungsangeboten
Es fehlt Müttern, die gern berufstätig wären oder es sind, oft an Betreuungsangeboten - diese Problematik macht der 2. Familienbericht erneut deutlich. Zwar ist das Angebot gestiegen, aber in fünf Jahren stieg beispielsweise auch der Bedarf für die Betreuung Unter-Dreijähriger von 43 auf 51 Prozent. Laut Bericht haben 21 Prozent bereits eine Zusage, weitere 21 Prozent stehen auf der Warteliste.
Ausreichend sind die Kindergartenplätze jedoch für Kinder von drei bis sechs Jahren. Wichtig für die Planung: Das bevorzugte Betreuungsmodell sind 35 Stunden.
Bildung bestimmt Einkommenssituation
Der Familienbericht gibt auch Aufschluss über die wirtschaftliche Situation der Gladbecker Familien und die Veränderungen in den letzten fünf Jahren. Danach liegt das Durchschnitts-Nettoeinkommen einer Familie mit einem Kind unter 18 Jahren jetzt bei 2.741 Euro, 300 Euro mehr als 2007 (2.421 Euro).
Von diesen Summen können die Familien, die arm sind (29 Prozent) oder an der Armutsgrenze (12 Prozent) leben, allerdings nur träumen. Wer arm ist, hat weniger als 686 Euro im Monat zur Verfügung, armutsnah bedeutet, mit 686 bis 823 Euro im Monat auskommen zu müssen. An dieser Situation hat sich seit 2007 wenig verändert.
Besonders von Armut betroffen sind Familien mit Migrationshintergrund, kinderreiche Familien, Allererziehende und Familen mit niedrigem Bildungsstatus. Gerade letzteres weist auf den Zusammenhang von Bildung und Einkommen hin, die Qualifikation bestimmt das Haushaltseinkommen. Drei von vier Familien mit niedriger Bildungsqualifikation müssen mit weniger als 750 Euro auskommen.
Betrachtet man die Stadtteile, zeigt sich ein deutliches Gefälle bei der Einkommenssituation. Am besten geht es Familien in Mitte II (Ost) sowie in Alt-Rentfort und Ellinghorst. Familien in Mitte I und Brauck/Rosenhügel haben am wenigsten Geld zur Verfügung