Gladbeck. Die Polizei zieht Kriminalitätsbilanz: Weniger Straftaten und bessere Aufklärungsquote, aber Wohnungseinbrüche bleiben ein großes Problem.

  • Aufklärungsquote der Polizei bei Kriminalfällen insgesamt auf 50,33 Prozent verbessert
  • Aber in nur 6,42 Prozent der 265 Wohnungseinbrüche konnten die Täter überführt werden
  • Anstieg der Sexualdelikte um mehr als 100 Prozent – die meisten Vergewaltigungen sind Beziehungstaten

. Die Stadt ist sicherer geworden. Die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Verbrechens zu werden, ist laut Kriminalitätsbericht des Polizeipräsidiums (PP) Recklinghausen gesunken. In Gladbeck liegt sie bei etwa sechs Prozent. Dennoch bleiben die Wohnungseinbrüche ein großes Problem. 265 Fälle registrierte die Polizei 2016, zehn mehr als im Jahr zuvor. Nur 6,4 Prozent konnten aufgeklärt werden (2015 waren es fast elf Prozent). Insgesamt gelang es dem Präsidium aber, die Aufklärungsquote bei den Kriminaldelikten auf 50,3 Prozent zu verbessern.

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© hh

Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen sieht die Jahresstatistik zur Kriminalitätsbekämpfung so auch positiv: „Die Aufklärungsquote der erfassten Straftaten ist im Jahr 2016 auf dem höchsten Wert seit 1983.“ Von 54 156 Kriminalfällen im PP-Bereich konnten 27 858 geklärt werden. In Gladbeck zählt der Kriminalitätsbericht 4847 Taten, 280 weniger als im Vorjahr.

14 Vergewaltigungen wurden angezeigt

Auch in Gladbeck findet die Polizei durchschnittlich in jeden zweiten Fall den oder die Täter. Doch die Quote schwankt je nach Delikt. 14 Fälle von Vergewaltigung kamen im vergangenen Jahr zur Anzeige – in allen Fällen konnte der Täter dingfest gemacht werden. Auch beim Ladendiebstahl arbeitet die Polizei erfolgreich: 93,25 Prozent der 385 angezeigten Langfinger wurden geschnappt.

Gladbeck ist die drittsicherste Stadt

Gemessen wird die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Verbrechens zu werden, in der sogenannten Kriminalitätshäufigkeitszahl (KHZ), die die Zahl der Verbrechen bezogen auf 100 000 Einwohner darstellt.

Demnach ist Gladbeck nach Oer-Erkenschwick und Haltern am See mit dem Wert 6375 die drittsicherste Stadt im Kreis.

Auch bei Gewalttaten ermittelte die Polizei erfolgreich: In 89 Prozent der Körperverletzungen (465 Fälle) fanden die Beamten die Täter. 130 mal verletzten Täter ihre Opfer so schwer, dass ihnen gefährliche oder schwere Körperverletzung vorgeworfen wurde – in 85 Prozent der Fälle werden sie zur Rechenschaft gezogen. Auch den einen Fall versuchten Totschlag im vergangenen Jahr, eine Messerstecherei nach dem Karnevalsumzug am Rosenhügel, löste die Polizei.

Nur ein Taschendiebstahl konnte geklärt werden

Richtig mies ist die Aufklärungsquote hingegen beim Taschendiebstahl. Die Täter konnten im vergangenen Jahr meist unerkannt entkommen, von 88 Fällen wurde einer geklärt. Auch beim Fahrraddiebstahl ist die Fahndung nach dem Täter nicht erfolgversprechend: 244 Räder wurden 2016 in Gladbeck gestohlen, nur zwei Prozent der Täter – das wären ungefähr fünf – geschnappt.

Warum sich die Zahl der Sexualstraftaten innerhalb eines Jahres von 31 auf 64 mehr als verdoppelt hat, erklärt der Leitende Kriminaldirektor Holger Haufmann: „Diese Taten unterliegen immer extremen Schwankungen.“ In den meisten Fällen handele es sich um Beziehungstaten, oft sei Alkohol im Spiel. Immerhin: In 81,25 Prozent konnten diese Fälle aufgeklärt werden. Eine Frau wurde 2016 auf offener Straße Opfer eines Fremden – er wurde geschnappt.

Gute Fluchtmöglichkeiten über die Autobahnen

Warum die Aufklärungsquote der Wohnungseinbrüchen bei steigenden Taten so gering ist? Das könne an der günstigen „Tatgelegenheitsstruktur“ liegen, sagt Haufmann. Besonders für reisende Diebesbanden sei eine Stadt wie Gladbeck attraktiv, denn: „Gladbeck ist umgeben von Autobahnen“, erklärt er. Für die Täter bedeute das gute Fluchtmöglichkeiten.

Immer wichtiger wird es für die Polizei, auch im Internet zu ermitteln. Zwar ist die Zahl der „Vermögens- und Fälschungsdelikte“ im Vergleich zu den Vorjahren gesunken, trotzdem wurden 722 Fälle bekannt, von der gefälschten TÜV-Plakette bis hin zum Betrug bei Auktionsportalen wie Ebay.