Gladbeck. . Fard zählt zu den erfolgreichsten Rappern im deutschsprachigen Raum.Nach der Flucht aus dem Iran ist er in Gladbeck aufgewachsen und geblieben.
Manchmal klingeln Kinder aus der Nachbarschaft. Wenn sie freundlich sind, zückt Farhad Nazarinejad den Stift und gibt ihnen ein Autogramm. „Fard“ schreibt er dann. Und wenn sie richtig nett sind, schenkt er den kleinen Klingelmännchen sogar eine CD.
In Zweckel dreht sich niemand nach dem jungen Mann um – sie kennen ihn ja schon von klein auf. Dabei ist er ein echter Gladbecker Promi. So richtig, mit Platzierungen in den Charts, rotem Teppich und Fans. Mehr als 324 000 Menschen haben seinen Youtube-Kanal abonniert und schauen sich regelmäßig seine Musikvideos an. 24 Millionen Aufrufe verzeichnet sein Video zu „Reich und schön“.
Fard rappt über die unschönen Seiten des Lebens
Fard ist also das, was man landläufig einen Star nennt. Und Provokation ist sein Geschäft. Er rappt über die unschönen Seiten des Lebens, er benutzt Wörter, die man am Esstisch nie benutzen würde, pöbelt, beleidigt („dissen“ nannte man das einmal). Wenn Fard Fahrt aufnimmt, ist es ihm anscheinend ziemlich gleich, wer ihm ins Visier gerät. Für den Song „Contraband“, den er gemeinsam mit Kumpel Snaga aufnahm, gab es öffentliche Schelte. „Pro Mudschaheddin, pro Palestine“, heißt es darin, „Kontra Nethanjahu“ und später „Kontra Peace, kontra Tel Aviv“.
Was sagt er zu dem Vorwurf, der Song sei antisemitisch? „Für mich ist es egal, woher jemand kommt und welche Religion er hat“, sagt der gebürtige Iraner, der als Baby mit seiner Familie aus Isfahan fliehen musste. „Ich habe nur Kritik an der Regierung von Israel geübt.“ Genauso habe er aber auch schon gegen den Iran gewettert, ganz zu schweigen von Deutschland. Sprache kann ein scharfes Schwertt sein. Das weiß er – und bittet gleichzeitig, nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen.
Wer ihm auf die Nerven geht, bekommt eine Ansage
Und irgendwie kann man den Eindruck bekommen, dass er keinen großen Unterschied macht zwischen einer Regierung und der Tussi von nebenan. Wer ihm auf die Nerven geht, bekommt eine Ansage. Und die verkauft sich im besten Fall so richtig gut.
Seit 2010 hat Fard jedes Jahr ein Album aufgenommen. Landete der Erstling „Alter Ego“ noch auf Platz 66 der Deutschen Charts und „Invictus“ ein Jahr später auf Platz 11, hielten sich die Nachfolger jeweils mehrere Wochen in den Top Ten, und spielten auch in Österreich und der Schweiz satte Erfolge ein. Das aktuelle Album, „Bei Fame hört die Freundschaft auf“ stieg auf Platz vier ein.
Rappen ist wie boxen, nur mit Worten
Beim Plattenverkauf kann sich der Rapper auf seine Fans verlassen. „Die wollen dich auch nach vorne treiben,“ sagt er. Es sei ganz normal, dass Jugendliche auf dem Schulhof sich auch damit profilieren, wie gut sich ihr Lieblingsrapper schlägt.
Überhaupt: Schlagen ist so ein Thema im Hip Hop. Rappen ist wie boxen, nur mit Worten. Rapper verwenden viel Energie darauf, sich und ihren Konkurrenten zu beweisen, dass sie selbst die größten, wortgewandtesten und erfolgreichsten sind.
Vieles davon ist Pose. Natürlich kann der Gladbecker längst von der Musik leben, er ist ein Geschäftsmann mit eigenem Label, nicht der Typ von der Straße, der sich durchs Leben schlagen muss. Und in Wahrheit hat er sogar ein weiches Herz. Er hat schon schwerkranke Kinder im Hospiz besucht – „da habe ich schwer schlucken müssen, als ich da raus bin“, erinnert er sich. Und trotzdem würde er sich immer wieder engagieren.
„Ich denke, dass Rapp aktuell die Sprache der Jugend ist“
Am Mikro bleibt er ruppig, egal, was ihn privat berührt. Auch nach zehn Alben, zahllosen Singles und diversen Konzerten trifft er mit 32 Jahren den Nerv der Jungen. „Ich denke, dass Rap aktuell die Sprache der Jugend ist“, sagt er.
Dass er auch die Sprache der ganz Kleinen spricht, hat er vor anderthalb Jahren bewiesen. Mehr als zweieinhalb Millionen Mal wurde das Video im Internet aufgerufen, in dem er einen kleinen Jungen fragt, ob es in dessen Kindergarten auch Ausländer gibt. „Nein“, sagt der Vierjährige, „da gibt es nur Kinder.“ Die einzig wahre Antwort auf die Flüchtlingsfrage, sagt Fard.
Trump hat er schon ein Vido auf Youtube „gewidmet“
Und nun? Trump. Dem hat Fard in dieser Woche ein Video auf der Internet-Plattform Youtube gewidmet. Dabei trägt er eine Armbinde mit Halbmond und Stern. „Es wäre angebracht, so ein Zeichen zu tragen, damit auch Leute wie Trump und seine Supporter mich gleich erkennen“, sagt er im Video. Eine Anspielung auf Trumps Ausländerpolitik – und ein Affront angesichts der deutsche Vergangenheit. Seine Provokation ist wohl kalkuliert. Davon lebt er. Und er weiß: Mit Themen, die seine Fans betreffen, feiert er die größten Erfolge.