Gladbeck. Neues Bildungsangebot der Landesregierung soll umgesetzt werden. Die Schulleitung sieht Probleme, da räumliche wie personelle Ressourcen fehlen.
- Neues Bildungsangebot der Landesregierung soll ab diesem Monat an den Berufskollegs umgesetzt werden
- Vorschulklassen für 16- bis 25-jährige Geflüchtete mit sprachlicher wie politisch-gesellschaftlicher Förderung
- Schulleiter sieht Umsetzungsprobleme, da am Berufskolleg räumliche wie personelle Ressourcen fehlen
„Fit für mehr!“ heißt das neue Bildungsangebot für junge Geflüchtete, das diesen Monat landesweit an Berufskollegs starten soll und von NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann pressewirksam Ende November 2016 angekündigt wurde. Nur wie genau die beabsichtigte berufliche Integration in der Schulpraxis funktionieren soll, das weiß auch der Schulleiter des Gladbecker Berufskollegs, Holger Pleines, bislang noch nicht. „Unsere räumlichen wie personellen Kapazitäten sind nahezu ausgereizt.“
Rund 1 500 Schüler besuchen die Bildungseinrichtung an der Herderstraße, die in mehr als 80 Klassen unterrichtet werden. Darunter existieren bereits vier internationale Förderklassen für derzeit 82 Geflüchtete, die gemäß ihrer Vorkenntnisse unterrichtet werden.
„Ich halte es für gesellschaftlich sinnvoll, dass Menschen, die zu uns kommen, frühzeitig unterstützt werden, um auch die deutsche Sprache zu erlernen“, unterstreicht Pleines im Gespräch mit der WAZ. Denn hier Versäumnisse später nachzubessern, sei sicher deutlich schwieriger. So begrüße er prinzipiell das Grundanliegen von „Fit für mehr!“ Um diese zusätzliche Aufgabe zu bewältigen, müsse man „den Berufskollegs aber auch die benötigten Ressourcen für die Integrationsarbeit zur Verfügung stellen“.
Eine Lücke soll geschlossen werden
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Das neue Bildungsangebot soll eine Lücke schließen, da neu Zugewanderte, die über 18 Jahre alt sind, bisher von einigen Angeboten der Qualifizierung für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt ausgeschlossen waren. Der neue ‘Fitmacher’ soll nun unabhängig von der Schulpflicht und der Bleibeperspektive für 16- bis 25-jährige neu Zugewanderte zugänglich sein. Möglichst niederschwellig, so dass sie auch im laufenden Schuljahr in das Bildungsangebot eintreten können, „um sich dort bis zu einem Jahr sprachlich, mathematisch, kulturell und politisch-gesellschaftlich für ihren weiteren Bildungsweg vorzubereiten“, so das Schulministerium in Düsseldorf.
Schulleiter setzt auf Gespräche mit der Bezirksregierung
Laut Prognose stehe als Bedarf die Zahl von landesweit etwa 50 000 Geflüchteten im Raum, so Schulleiter Pleines. Würde man diese auf alle Berufskollegs gleich verteilen, „müssten wir allein für unsere Schule mit rund 140 Geflüchteten rechnen“. Was bei einer Klassenstärke von etwa 20 Schülerinnen und Schülern bedeute, „dass am Berufskolleg sieben zusätzliche Lerngruppen unterzubringen und zu betreuen wären“.
Bislang sind dem Schulleiter noch keine Fit-für-mehr-Schüler zugewiesen worden. Holger Pleines setzt jetzt auf kurzfristig anstehende Gespräche mit der Bezirksregierung und er hofft „auf abgestimmte Vorgehensweisen für die Berufskollegs im gesamten Kreis“.