Gladbeck. Die zwölf Jünger und das Abendmahl: Für Pfarrerin Ellgaard eine aussagekräftige Darstellung, die sie beim Konfirmandenunterricht erörtert.

. Bei jeder Predigt im Gottesdienst rückt eines der wunderbar bunten Glasfester in der St- Stephani-Kirche besonders in den Blick der Gläubigen: Das Abendmahlfenster neben der Kanzel, das Jesus beim letzten Brotbrechen zur Zeit des Pessachfestes mit seinen zwölf Jüngern vor seinem Kreuztod auf Golgata in Jerusalem zeigt.

Das etwa zwei Meter große bleiverglaste Fensterbild nutzt Pfarrerin Brigitte Ellgaard auch regelmäßig bei der Unterrichtung ihrer Konfirmandinnen und Konfirmanden. „Ich frage die Jugendlichen zuerst, ob ihnen etwas an der Darstellung auffällt.“ Schnell komme dann die Antwort, dass sich einer der Apostel nicht zu Jesus hin-, sondern abwende. „Judas Iskariot, der seinen Deal schon gemacht hat und Jesus für 30 Silberlinge verraten wird.“

Und obwohl dieser Verrat Jesus’ schon bekannt sei, der dem Jünger bekanntlich kein Glück gebracht habe, sondern den Tod, dürfe Judas teilnehmen und das Abendmahl mitfeiern. Dies sei eine wichtige Botschaft an die Christen, die sie auch den Konfirmanden vermittele, sagt Pfarrerin Ellgaard: „Auch wenn man schwere Fehler gemacht hat, ist man weiter eingeladen, am Abendmahl teilzunehmen. Das Beispiel Judas’ ist unsere Chance, uns zu einem Besseren zu ändern.“

Von Paul Thol erschaffen

Geschaffen wurden die älteren bleiverglasten Fester (ohne Datierung) im unteren Bereich des Zweckeler Kirchenbaus an der Söllerstraße von Paul Thol (1887-1956). Thol war Professor an den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin und ab 1943, als Reichskunstwart der kirchlichen Denkmalpflege, nach dem Einsetzen der alliierten Bombenangriffe der Koordinator der Schutzmaßnahmen. Er entschied über die Auslagerung der Kunstwerke aus den Kirchen. Seine Nähe zum Nationalsozialismus verhinderte nach dem Krieg seine Rückkehr in den Universitätsdienst. Ab 1948 verlegte Thol seinen Wohnsitz nach Gelsenkirchen. Hier war er beim Wiederaufbau von Kirchen leitend tätig, wie auch bei den Gotteshäusern in Gladbeck, Hagen, Lüdenscheid oder Eisbergen. Paul Thol verstarb am 3. August 1956, während er in einer Lüdenscheider Kirche Ausmalungsarbeiten ausführte.