Gladbeck. . Eine Zahl für jeden Tag – die 9: Markus Heimann vom Kegel-Sport-Verein Gladbeck gerne „Alle Neune“ fallen. Das Training ist sportlich.

Eine ruhige Kugel schiebt Markus Heimann schon lange. Pardon, er lässt sie rollen. Oder besser noch, er treibt die 2800 Gramm schwere Kunststoffkugel über die Bahn. Dabei hat er ein einziges Ziel fest im Blick: die neun Pinne. Und die will er nicht stehen, sondern kippen, fallen, liegen sehen. Dann heißt es: „alle Neune“, und der kehlige Schlachtruf ertönt: „Holz“.

Der 43-Jährige ist begeisterter Kegler, Sportkegler. Über den Ferienpass, mit dem man sich an diversen Sportarten ausprobieren konnte, kam er als 14-Jähriger zum Kugelsport. Der Kegel-Sport-Verein Gladbeck e.V., der die Bahnen unter der Artur-Schirrmacher-Halle nutzt, ist seitdem seine Heimat geworden. Auch wenn Heimann gerne Fußball spielt, der Faszination der Kugel will er sich niemals entziehen. Gespielt wird als Team, trainiert allein.

Kegeln ist wetter-unabhängig

Das reizt ihn. „Ich bin selbst dafür verantwortlich, wie gut ich bin.“ Weitere Vorteile, so Heimann: „Dieser Sport ist wetterunabhängig, man kann ihn also immer betreiben.“ Mehrere Generationen können ihn gemeinsam ausüben. „Unsere Mitglieder sind zwischen acht und 88 Jahren alt.“

Außerdem ist Kegeln ein günstiges Hobby. Die Monatsbeiträge im Verein liegen bei rund sechs Euro, die Bahnennutzung bei einem Euro. Bowling kommt da gleich viel teurer. Zudem ist Kegeln viel anstrengender, weiß Heimann. „Kegeln ist ein Präzisionssport, erfordert eine große Konzentration.“

Kondition ist auch beim Kegeln wichtig

Fitness ist also wichtig, sagt Heimann, der schon mal im Kader der Nationalmannschaft die Kugel rollen ließ. „Damals haben wir uns eine halbe Stunde lang warm gemacht.“ Heute reichen ihm zehn Minuten. „Dann geht es die Treppe rauf und runter, damit man locker wird.“ Das ist schon nötig, denn die Kunststoffbahn – betreten nur mit guten Turnschuhen – hat eine Länge von 18 Metern.

Eine Distanz, die von der Kugel überwunden werden muss, bevor sie im „Maschinenraum“ auf die neun Kegel mit einem Einzelgewicht von 1700 Gramm trifft und diese hoffentlich hinwegfegt. Doch zuvor gilt es, Schikanen zu überwinden. So misst die Bahn zunächst eine Breite von 35 Zentimetern, bevor sie sich auf halber Höhe scherenmäßig auf 130 Zentimeter weitet. Deshalb heißen die Bahnen auch Scherenbahnen. Hinzu kommt eine langsame Steigung von zehn Zentimern über die gesamte Distanz.

Der Ansatzpunkt ist wichtig

Ein kräftiger Schwung ist also angesagt. Heimann: „Der Aufsatzpunkt ist wichtig, zudem muss die Kugel einen ganz bestimmten Einschlag haben.“ Damit die Kugel nicht in die Außenrinne flitzt, heißt es: üben, üben, üben. Wenn alle Neune fallen und „Holz“ gejubelt wird, sollte der runde Flitzer, der eine Durchschnittgeschwindigkeit von 36 bis 42 Stundenkilometern erreicht, rechts oder links den Vorderpinn treffen. Dame, Bauer und König haben dann keine Chance mehr. Sie gehen übrigens öfter schlafen als der Laie denkt. Heimann: „Bei guten Keglern ist fast jeder zweite Wurf ein ,Holz’.“

Und die Gladbecker sind gute Kegler. Die Herren, eine Damenmannschaft gibt es im Moment nicht, sind in vier Mannschaften zu je sechs Spielern gemeldet. Die erste spielt in der Westfalenliga, die zweite in der Oberliga, die dritte in der Bezirksliga und die vierte in der Kreisliga. Trainiert wird zwei Mal in der Woche, dann müssen rund 120 Würfe absolviert werden, was rund 50 Minuten dauert.

Geübt wird eisern und diszipliniert. Heimann, der in der ersten Mannschaft spielt: „Wir hoffen, in die NRW-Liga aufzusteigen.“ Überhaupt sei der Kegelsport von höchster Qualität. „Deutschland hat die besten Kegler. Wenn es eine olympische Sportart wäre, holten wir immer Gold.“