Gladbeck. . Hilflos müssen Rassekaninchenzüchter in Gladbeck erleben, wie die Chinaseuche ihre Langohren bedroht. Die Kaninchen verenden massenweise.
- Gefährliches Virus RHD V2 grassiert im Kreis
- Von 23 Gladbecker Jungtieren sind 22 verendet
- Öffentliche Lokalschauen im Kreis RE abgesagt
Es ist die Liebe zu den Langohren, die die Mitglieder des Kaninchenzuchtvereins W 88 vereint. Doch die Liebe hat es in diesen Tagen schwer. Geradezu hilflos müssen die Kaninchenzüchter in der Stadt und im Kreis mit ansehen, wie ihre vierbeinigen Freunde reihenweise verenden. Eine neue Variante der sogenannten Chinaseuche (RHD V2) grassiert derzeit, gegen die es in Deutschland noch nicht einmal einen zugelassenen Impfstoff gibt.
17 Mitglieder hat der Gladbecker W 88, davon sechs aktive Rassekaninchenzüchter. Von der Chinaseuche erwischt wurde bislang ein Züchter. Vereinsvorsitzender Peter Dudziak traurig: „Von seinen 23 Jungtieren sind 22 verendet.“ Der Mann ist schon über 70 Jahre alt, hängt sehr an seinem Hobby. Er hat bereits alle Ställe desinfiziert und will unbedingt als Züchter weitermachen, so Dudziak. Abgesagt wird aber wohl die Lokalschau im kommenden Oktober – wegen Ansteckungsgefahr. Ob die große Kreisschau im Dezember ebenfalls ausfällt, ist noch unklar.
Ideelle Werte werden vernichtet
Gisela Fenske, Züchterin aus Castrop-Rauxel und Vorsitzende des Kreisverbandes, startete bei den elf angeschlossenen Vereinen und Clubs eine Umfrage. Das Ergebnis war niederschmetternd: Die Züchter meldeten einen Verlust von rund 500 Tieren. Dass das Virus RHD V2 die Todesursache war, bestätigten auch Analysen des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes (CVUA) in Münster.
Erst einmal infiziert, verbluten die Tiere innerlich. Dudziak zum tückischen Krankheitsverlauf: „Man sieht so gut wie gar nichts vorher.“ Ist das Virus erst einmal in einen Stall gelangt, sei im Bestand mit einer Sterberate von 90 bis 100 Prozent zu rechnen, sagt Fenske. Zugelassen sind in Deutschland derzeit nur Impfstoffe gegen die alte Variante der Chinaseuche. Empfohlen wird eine zweimalige Impfung in einem Abstand von drei Wochen. Erfolgsquote: 80 bis 90 Prozent. Und doch könnten die Tiere vorübergehend erkranken. Dudziak: „Nur in Frankreich gibt es einen Impfstoff gegen beide Varianten. Über Tierärzte kann eine Ausnahmegenehmigung beantragt werden.“ Doch diese wie auch der gekühlte Transport seien mit hohen Kosten verbunden.
Für die Züchter geht es nicht nur um den materiellen Verlust durch die Chinaseuche, sondern auch um den ideellen Wert. Sie trauern regelrecht um ihre Lieblinge, weiß Dudziak. „Wir Züchter haben Spaß an unseren Tieren, achten immer auf ihre Gesundheit.“ Doch einen hundertprozentigen Schutz gibt es eben nicht. Und so kann eine solche Seuche durchaus schon mal „die Arbeit von Jahrzehnten zunichte machen“.