Bottrop/Gladbeck. . Die vierbeinigen Gäste der Hundesitterin in Grafenwald kommen aus Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen. Wir erleben ein rundum zufriedenes Rudel.
Das Tor öffnet sich und gibt den Blick frei auf eine weite Rasenfläche, darauf ein Trampolin, ein Sandplatz zum Buddeln, Rampen zum Klettern, Hürden, Wasserbecken. Und mittendrin ein großer Pool – mit sicherheitshalber zur Seite gerückter Leiter.
„In den Pool dürfen sie nur in Begleitung“, sagt Tina Lasing. Sie – das sind nicht etwa Kinder, wie man beim Anblick der Spiel- und Tobemöglichkeiten meinen könnte. Sondern die kleinen und großen, kurz- und kraushaarigen Hunde, die die Besucher längst neugierig beschnuppern und freundlich begrüßen. In der Huta, der Hundetagesstätte von Tina Lasing am Rande von Grafenwald.
Neben den Tagesplätzen von 9 bis 17 Uhr bietet Tina Lasing vier Übernachtungsplätze an, die gerade in der Urlaubszeit gefragt sind. An diesem Morgen gilt es, acht Hunde verschiedenster Rassen und Größen aus Gladbeck und den Nachbarstädten zu hüten und körperlich wie geistig zu beschäftigen
Es gibt auch eine Couch zum Faulenzen
Neben dem 3000 Quadratmeter großem Außengelände gibt’s in der Grafenwälder Huta auch einen eigenen Innenraum für die Tiere – und hier darf jeder Vierbeiner, dem das auch zu Hause erlaubt ist, gern auch mal ganz faul auf der Couch liegen.
Tinas Tiersitting, Geitlingsweg 71 in Bottrop, zu erreichen unter 02045/ 4723
Die Stimmung unter den Stammgästen, die in der Regel mehr als einmal pro Woche die Huta besuchen, ist gut. „Mein Ziel ist es, dass die Hunde glücklich sind“, sagt die 48-Jährige. Dafür setzt sie auf offene Rudelhaltung. Und der Rudelführer, das ist sie.
Ein Rudelführer auf zwei Beinen, der mit ruhiger und bestimmter Art bei Bedarf eingreift und Sicherheit gibt. „Dadurch entstehen keine Machtkämpfe“, erklärt Tina Lasing. Im Team mit ihr arbeiten ihr Mann, Freundin Klaudia Berdyszak, die ebenfalls jeden Tag vor Ort ist, und zwei weitere Kolleginnen. Steht der Spaziergang an, gehen Team und Rudel gemeinsam auf Tour.
Tier-Fan war Tina Lasing, die auf dem Land groß wurde, schon immer. „Mit 19 habe ich angefangen, Tierschutzarbeit zu machen.“ Als Tierwart habe sie viele Tierschutzkontrollen von vermittelten Tieren gemacht – und dabei den Bedarf an Betreuungsangeboten gespürt, den sie als Hundebesitzerin auch selbst empfand. So startete sie 2001 als Hundesitterin.
Ein Ausbildungsberuf ist das nicht. Aber: „Wir haben Seminare belegt und auch die Auflage, dass wir uns fortbilden müssen.“ Das Veterinäramt verlange einen Sachkundenachweis, „und eine Huta muss auch genehmigt werden.“ Gestartet wurde mit zwei Hunden – jetzt könnten es 30 am Tag sein, so groß ist die Nachfrage. Aber bei zehn pro Tag ziehe sie die Grenze.
"Wenn man weiß wie, sind die Tiere ganz schnell resozialisiert"
„Rund 20 Prozent der Hunde werden aufgrund von Berufstätigkeit oder Zeitmangel gebracht“, sagt die Hundesitterin. Die anderen Besitzer bringen die Tiere her, „weil sie das toll finden“ – das Spielen, das Zusammensein im Rudel. „Und sie merken oft, dass sich die Hunde verändern, dass sie besser mit ihnen klar kommen.“ Kommen Hunde mit Auffälligkeiten zu ihr – Beißer etwa – sieht sie die Chance zu helfen. „Wenn man weiß wie, sind die Tiere ganz schnell resozialisiert.“ Wichtig sei es dabei, Körpersprache und Psychologie der Hunde zu verstehen. „Das Rudel hilft dabei.“ Ihr Traum sei ein Resozialisierungszentrum für Hunde.