Gladbeck. . David Spickermann hat sich vor fünf Jahren seinen ersten Stern im Dorsterner „Anker“ erkocht. Seinem sozialem Engagement ist er treu geblieben.

Tausendsassa, Workaholic, kreativer Kopf – das alles ist David Spickermann (30). Der quirlige Gladbecker hat aus seiner jugendlichen Begeisterung fürs Kochen einen Beruf gemacht – und das mit großem Erfolg.

Seit seiner Lehre im Jahr 2004 arbeitet er im Dorstener Sternerestaurant „Goldener Anker“, das vom bekannten TV-Koch Björn Freitag betrieben wird. 2010 „erkochte“ sich Spickermann selbst zum ersten Mal einen Michelin-Stern als Küchenchef im Anker, verteidigt die Auszeichnung jedes Jahr von Neuem und ist nach wie vor der jüngste Sternekoch im Ruhrgebiet.. Seine Kochkünste wissen übrigens auch die Spieler von Schalke zu schätzen: Der Gladbecker ist seit fünf Jahren für das leibliche Wohl der Mannschaft vom FC Schalke 04 verantwortlich.

Von Beruf Koch - für Spickermann ist das viel mehr, ist es eine Berufung. „Ich wollte Koch werden, schon immer“, schwärmt er von seiner Leidenschaft und erklärt auch warum: „Kochen verbinde ich mit Kunst! Ernährung kann glücksbringend wirken. In der Küche kann ich mich selbst verwirklichen.“

Anfang in Bosnien-Herzegowina

Wie er seinen Traumberuf und seine Berufung gefunden hat, das ist eine von vielen Geschichten, die der Gladbecker wortreich erzählt. Mit 15 Jahren machte sich der Schüler auf den Weg nach Bosnien-Herzegowina, um dort in den Sommerferien im Kriegsgebiet für den guten Zweck zu kochen. „Da habe ich einen Bezug zu Lebensmitteln bekommen und auch gemerkt, was es heißt, im Überfluss zu leben.“ Die Erfahrung war prägend für seinen weiteren beruflichen Lebensweg, aber auch für sein soziales Engagement. „Ich hatte Glück im Leben und möchte davon auch etwas zurückgeben.“

Durch eine Praktikums-Empfehlung kommt Spickermann nach dem Abitur als 19-jähriger Azubi zum TV-Sternekoch Freitag. Die Lehre schließt er nach weniger als zwei Jahren als Jahrgangsbester ab, die Verkürzung war der Fußballweltmeisterschaft geschuldet, durch die der Prüfungstermin vorverlegt wurde. Seitdem wirbelt der Gladbecker mit Leidenschaft in der Dorstener Sterneküche und auf Schalke, und bestätigt sich seit dem vergangenen Jahr auch als Gastronom: Die „AirBase“ in Dorsten ist sein erstes Unternehmen.

Wenn Spickermann könnte, würde er dem Tag gerne noch ein paar Stunden mehr verpassen. „Ich bin bekennender Workaholic!“ Dass er eigentlich immer dann am Herd, vor dem Grill oder in der Küche steht, wenn seine Freunde frei haben, ist für ihn keine Belastung. „Man muss als Koch geboren werden“, um diese bittere Pillen schlucken zu können. Denn dem schmecken sie dann eher süß.

Wer so viel macht, wer so viel „wirbelt“ und für wen Arbeit eigentlich keine Arbeit mehr ist, der stößt irgendwann an seine Grenzen. Auch David Spickermann musste das lernen. Vor kurzer Zeit zwang ihn ein Burn-Out in die Knie. „Das war eine ganz wichtige Erfahrung für mich“, sagt der 30-Jährige. . „Aus dieser Krise habe ich Kraft geschöpft. Ich arbeite jetzt zwar mehr als vorher, doch deutlich organisierter.“

Köche kochen ja nicht nur, sie essen natürlich auch. Spickermann, der die feine Küche bestens beherrscht, bevorzugt selbst Deftiges. Sein Lieblingsgericht ist die „Saure Bohnensuppe“ von Björn Freitags Mutter Ute. Überhaupt liebt er „Suppen und Eintöpfe“, gesteht der kulinarische Experte. Davon konnte er übrigens auch Julian Draxler und Co. überzeugen: „Die Jungs lieben meine Suppen. Das hat am Anfang niemand gedacht, doch ich habe alle überzeugt.“

Solidarisch-Kulinarisch

Spickermann schwingt jedoch nicht nur für die finanziell gut ausgestatteten Schalker Spieler den Kochlöffel. Monatlich organisiert der Sternekoch Wohltätigkeits-Events – meistens wenn er frei hat. So auch jüngst wieder in der „AirBase“, als er seine Gäste mit auf eine „solidarisch-kulinarische“ Weltreise nahm: „Wir erkochen Spenden für Tafeln und Vereine. Da darf sich jeder Verein melden und um eine Benefiz-Veranstaltung bitten“, erklärt er. „So können mein Team und ich etwas vom Erfolg zurückgeben.“

Eigener Diner in Dorsten, bald Löffelküche in Gladbeck

Spickermann ist nicht „nur“ Sternekoch. Er ist ein innovativer Kopf, auch ein Querdenker, der gern sein eigenes Ding macht und daher oft zeitgleich auf mehreren Hochzeiten tanzt. 2014 eröffnete er mit der „AirBase“ in Dorsten am Flugplatz einen eigenen „Diner“, seit kurzem lädt er in der Nachbarstadt auch in eine Suppenküche der besonderen Art, der „ZUPA-Löffelrevolte“. Mit dem Konzept eines Angebots von Suppen, Schnittchen und Smoothies wird Spickermann in Kürze erstmals in seiner Heimatstadt Gladbeck ein Zupa-Lokal an der Goethestraße eröffnen, und es um ein Abendangebot ergänzen. Eine Art Tapas-Bar, nur anders. 36 verschiedene „Gaumenfreuden“ auf Löffeln serviert – von Fleisch bis Fisch über Käse und vegane Variationen – wird es geben.
Spickermann gehen ohnehin nie die Ideen aus: „Neue Projekte sind mein Adrenalin.“ Exquisite und einzugartige Gastronomie-Ideen sind entsprechend nicht ausgeschlossen.