Der Letzte beim Vivawest-Marathon entwischt knapp dem Besenwagen
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Essen. . Mit Irina Mikitenko gewann die WAZ-Staffel beim 2. Vivawest-Marathon. Die Teilnehmer beim Vier-Städte-Lauf durch Gelsenkirchen, Essen, Bottrop und Gladbeck begleitete diesmal auch die Sonne – und mit ihr viel Publikum. Mehr als 7000 Läufer waren am Start.
„Schönes Wetter, schöner Lauf.“ Schöner kann man es nicht sagen, auch wenn Daniela im Ziel hinterhergeschiebt: „Jetzt reicht’s mir aber auch.“ Zum zweiten Vivawest-Marathon durch Gelsenkirchen, Essen, Gladbeck, Bottrop kam statt zu viel Regen diesmal zu viel Sonne, aber wie man’s hat, ist es sowieso verkehrt, und die Läufer haben’s genossen. Denn mit dem Wetter kam ja auch das Publikum: „Bei so vielen Zuschauern“, sagte Yohannes, als Spitzensportler über lange Strecken solo auf der Straße, „fühlt man sich nie alleine.“ Und „sehr viel Stimmung“ auf den Stehplätzen meldete auch Top-Läuferin Irina Mikitenko, die am Sonntag die WAZ-Staffel anführte – und die hat sogar gewonnen.
Dabei wurde der Spaß in den Startlöchern zunächst aufgehalten. Über eine halbe Stunde verzögerte sich der Startschuss, weil in Essen-Katernberg Parksünder aus dem Verkehr gezogen werden mussten – da standen sich über 7000 Läufer in Gelsenkirchen die Beine in den Bauch, die sie eigentlich für den Weg dringender brauchten. Was für einige den Vorteil mit sich brachte, dass Helene Fischer, als es endlich losging, schon verstummt war: Deren Lied „Atemlos“ war ausgewählt worden, um den Startern Beine zu machen. „Ihr seid das Ruhrgebiet“, spielte das Band stattdessen, und das stimmt ja auch.
Stadtoberhäupter blieben in der Wärme hinter Bestzeiten zurück
Der Marathon durchs Ruhrgebiet ist ohne eingekaufte Kenianer hüben wie drüben (der Absperrgitter) ein Familienfest. Die weitaus meisten Sportler kommen aus der Region, werden zuweilen angeführt von ihren eigenen Oberbürgermeistern (Frank Baranowski aus Gelsenkirchen, Bernd Tischler aus Bottrop, die ihre Bestzeit in der Sonne aber beide überboten). „Hier gehöre ich hin“, sprach Heike Dallmann vielen aus der Seele.
Das allerdings war nach dem Zieleinlauf: Den Tag hatte die 50-Jährige mit einem lautstarken Schimpfwort begonnen. „Nur so Schnelle? Sch. . .!“ Das war, als die Oberhausenerin neben Irina Mikitenko, Deutschlands bester Marathonläuferin, in der Staffel der WAZ-Leser Thomas Baehr aus Sundern und Jörg Sänger aus Dinslaken entdeckt hatte: beide Sorte drahtige Langstreckler. „Die sind sehr ehrgeizig“, stellte indes Mikitenko amüsiert fest, und meinte damit auch Heike.
Und also rannten sie los, nachdem NRW-Sportministerin Sylvia Löhrmann allgemein gewünscht hatte, man möge „sich anstrengen“. Jörg war trotzdem der erste, der an diesem Tag zu spät kam, sein Shuttle war nicht rechtzeitig an der Staffel-Übergabe: Irina Mikitenko war schneller als der Bus! (Dabei hatte sie noch Zeit, sich unterwegs zu unterhalten.) Eigentlich hätte der 50-Jährige noch mal gemusst, aber da seine Startläuferin schon zwei Minuten wartete, musste das warten, bis „irgendwo im Gebüsch“. Aber „wir haben gewonnen, alles ist gut“, sagte Thomas, der die Strecke „wellig“ fand: „Sie fing so an und hörte so auf.“ Heike brauchte das Ding „nur noch“ nach Hause zu bringen, „die schnellste Frau!“, rief man ihr zu, ihr war das „unangenehm“. Aber die WAZ-Staffel war tatsächlich eher da als die schnellsten weiblichen Marathonis: 2:52 Stunden!
Stoßseufzer im Ziel: „Danke, dass ihr mich mit durchgezogen habt“
Andere haben länger gekämpft auf der „anspruchsvollen Strecke“, wie selbst Mikitenko fand. Mit den ersten Marathon-Männern kamen die ersten Walking-Frauen ins Ziel, allerdings nach halbem Weg. Szenen an der Zeitmess-Matte: Da humpeln rote Beine eierig ins Ziel; Leute, die ein letztes Mal auf die Stoppuhr sehen, fallen über die eigenen Füße, andere unbekannten Begleitern in die Arme: „Danke, dass ihr mich mit durchgezogen habt.“
Sollte jemand wissen wollen, wo auf 42,195 Kilometern oder der Hälfte es am schönsten war, dann sagen sie alle „Zollverein“. Oder „überall“. Und nur die sechs Teilnehmer der siegreichen Schülerstaffel aus Leichlingen sagen dies: „Wo ich endlich meinen Wechselpartner gesehen hab’.“ Oder sie sagen gar nichts mehr.
Start in Gladbeck
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„Hat der alte Körper es wieder geschafft“, bringt Michael noch heraus. „Keine Gnade für die Wade“, steht auf dem T-Shirt eines Mannes, der noch aufrecht geht. Es kommen fröhlich ein paar als solche verkleidete Teufel aus Gladbeck, etwas erschöpft die Biene Maja nebst Willy und schließlich André, der heute 49 wird. „Bandscheibe, Bänderriss“, und überhaupt „Krüppel“ zählt er auf seinem Hemdrücken auf, „und trotzdem laufe ich vor dir“. Unterwegs hat er aber auch Geburtstagskuchen gekriegt.
Der Letzte auf der Liste, Namen wollen wir verschweigen, brauchte übrigens fünf Stunden, 59 Minuten und ein paar Sekunden. Aber sechs wäre Schluss gewesen, da kam der Besenwagen. Wir ziehen den Hut!
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