Gelsenkirchen. In seinem neuen Buch „Als Oppa Mopped fuhr“ benutzt Friedhelm Wessel die Motorisierung der Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg als einen roten Faden, der sich durch das Buch zieht und um den sich die Geschichten ranken.
Sein Markenzeichen war der Hut. Ein Cowboyhut genauer gesagt. Anton Brenner mit seinem Stetson hatte Stallgeruch. Allerdings stammte der von Benzin. Der „Eccelstone“ des Reviers, wie auch genannt wurde, war der starke Mann in der Gelsenkirchener Motorsportszene. Er war der Vorsitzende der Rheinländischen Autorenn-Gemeinschaft, kurz RAG genannt. Die RAG betrieb in den 70er den Almaring (von 1969 bis 1984) auf dem Gelände der stillgelegten Zeche Alma für Speedway-Rennen.
Als Brenner 1973 kräftigen Schrittes die Büros des Landesstraßenverkehrsamt in Gelsenkirchen betrat, war er sich sicher, dass auf der neuen, noch nicht freigegebenen A42 zwischen Essen und Gelsenkirchen ein Autorennen standfinden wird. Die Beamten lenkten ein, der Renntag konnte stattfinden. „Der Renntag war ein voller Erfolg. Etliche Tausend Zuschauer verfolgten die Starts der Rennwagen Marke Eigenbau auf dem frischen Asphalt. Ein einmaliges Erlebnis“, schreibt Friedhelm Wessel in seinem neuen Buch „Als Oppa Mopped fuhr“.
Wünsche des Menschen stehen im Vordergrund
Es ist mittlerweile das 21. des ehemaligen Journalisten, der in Gelsenkirchen bei den damaligen Ruhrnachrichten sein Geld verdiente. Der 70-Jährige schreibt seit 2007 Bücher. Viele davon handeln vom Alltag im Ruhrgebiet. Insbesondere nach Gelsenkirchen zieht es den Herner immer wieder hin. „Das Consolgelände, ist mein absoluter Lieblingsplatz. Da bin ich oft.“
In seinem neuen Buch benutzt er die Motorisierung der Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg als einen roten Faden, der sich durch das Buch zieht und um den sich die Geschichten ranken. Da gibt es die Episode von seinem Opa, der mit seiner NSU-Quickly zum Pütt zur Arbeit fuhr und die Geschichte über die „Kreidler-Gang“ bis hin zu den Anfängen der Automobilisierung. Wessel erzählt von der damaligen Sehnsucht nach der Ferne – ein Mal über den Brenner nach Italien fahren – und über Autoträume, die heute niemand mehr hat: Die Isetta zum Beispiel. Der Wagen wurde wie ein Kühlschrank geöffnet und man stieg von vorne ein.
Nicht die Technik steht im Vordergrund
Die Geschichten von Friedhelm Wessel stellen aber nicht die Technik in den Vordergrund, sondern die Wünsche der Menschen in Gelsenkirchen, Bottrop und Essen, die durch die zunehmende Motorisierung nach und nach in Erfüllung gingen. Wie auch für Friedhelm Wessel. Der träumte immer davon mal mit dem Motorrad durch die Sahara zu fahren. Mit seiner 650er Honda klappte es zwar nicht. Dafür Jahre später mit dem Auto.
Die Episoden in dem knapp 80-seitigen Buch sind nett geschrieben und mit alten Fotos gut illustriert. Beim Lesen muss man unwillkürlich schmunzeln: Über Träume und Sehnsüchte der damaligen Zeit, die heute in Vergessenheit geraten sind, weil sie sich längst überholt haben.