Gelsenkirchen. Ein 44-jähriger Fahrer des Schalker Spielernachwuchses hat erfolgreich vor dem Arbeitsgericht geklagt. Die durch den Fußballverein ausgesprochene Kündigung, entschied man dort, ist unwirksam. Der FC Schalke 04 beschäftigt mehr als 30 Fahrer für seine Jungkicker – und überwacht die Touren per GPS.

Schalke 04 baut auf die Zukunft, die Förderung des Nachwuchses steht auf der Prioritätenliste der Vereinsarbeit ganz oben. Die jungen Kicker von der U 9 bis zur U 19, die in einigen Jahren durchaus zur fußballerischen Elite gehören könnten, genießen einen kompletten Service.

In zwölf Bussen und fünf Caddys werden sie von über 30 Fahrern befördert, pendeln zwischen Wohnung, Schule und Trainingsplatz. Rüdiger B., einer der Fahrer, kämpfte vor dem Arbeitsgericht um seinen Arbeitsplatz. Der Verein hatte dem 44-Jährigen fristlos gekündigt. Doch die Kündigung, so entschied das Gericht, ist unwirksam.

Fahrer musste Überwachung per GPS zustimmen

Seit Anfang Mai erhält der Fahrer kein Geld mehr von Schalke 04. Vorher zahlte ihm der Verein 800 Euro monatlich und Überstundenvergütungen. Wegen der fristlosen Kündigung sperrte die Agentur für Arbeit die Auszahlung des Arbeitslosengeldes.

An mindestens elf Tagen soll der Gelsenkirchener das Fahrzeug auch privat genutzt haben. Unter anderem hatte er seine Tochter zum Kindergarten gefahren. Das eingebaute GPS hatte ihn überführt. Eine entsprechende Erklärung, dass Schalke die einzelnen Fahrer überwacht, hatte er unterschrieben. Ob die Überwachung auch rechtlich legitim ist, darüber hatte das Arbeitsgericht nicht zu entscheiden.

Soziale Kontakte machen den Vater glücklich

Eine Abmahnung hatte der 44-Jährige, der während der Arbeitszeit auch einen Unfall verursacht hatte und den Führerschein vorübergehend abgeben musste, nie erhalten. Sie kann häufig der erste Schritt zu einer späteren möglichen Kündigung sein. Doch nicht nur die Privatfahrten schienen den Arbeitgeber zu stören. Das Verhältnis zum Fuhrparkleiter sei nicht das beste, meinte der Anwalt des Vereins. Das räumte Rüdiger B. zwar ein, doch wollte er das ansonsten gute Betriebsklima nicht allein am Kontakt zum direkten Vorgesetzten festmachen. „Ich habe das beste Verhältnis zu vielen Mitarbeitern und vor allem zu meinen Jungs, die ich fahre.“ Sieben Stunden ist der 44-jährige Vater zweier kleiner Kinder täglich unterwegs. Oft holt er schon um sechs Uhr Spieler von der Wohnung ab, bringt sie in die Schule und nach Schulschluss von dort auf den Trainingsplatz. Nach dem Training fährt er sie wieder nach Hause, sogar bis ins Sauerland. Mitunter ist er erst um 22.30 Uhr zu Hause.

Rüdiger B. liebt seinen Job. Vorher war er jahrelang als Lkw-Fahrer unterwegs, hat Stahl transportiert. Die Stille war nicht seine Welt. Heute, so sagt er, genießt er die sozialen Kontakte, ist glücklich, täglich mit jungen Leuten zusammen zu sein.