Gelsenkirchen. Das Musiktheater im Revier eröffnet am 28. September die neue Spielzeit mit der monumentalen Oper „Die Frau ohne Schatten“ von Richard Strauss. Auf der Bühne werden fast 400 Darsteller stehen. Eine opulente Inszenierung.

Sie haben schon so manchen dicken Brocken gestemmt im Musiktheater im Revier. „Die Frau ohne Schatten“ aber, sagt Generalmusikdirektor Rasmus Baumann, „die toppt alles.“ Der Dirigent hält die Partitur von Richard Strauss’ Oper für eine der schwierigsten überhaupt. Allerdings: auch für eine der schönsten! „Das Publikum wird in Musik baden.“

Eine der aufwendigsten Opern ist „Die Frau ohne Schatten“ ohnehin. 1919 uraufgeführt,verlangt sie ein wahrlich groß besetztes Ensemble. Im Musiktheater werden über 380 Darsteller das Meisterwerk in Szene setzen – satte vier Stunden lang.

Im Treibhaus der Geschichte

Die Eröffnungspremiere inszeniert der Hausherr persönlich. Intendant Michael Schulz nennt diese Strauss-Oper eine der zentralen Werke des 20. Jahrhunderts, „vielschichtig, doppeldeutig, komplex, nie auserzählt“. Richard Strauss schrieb mit seinem Librettisten Hugo von Hofmannsthal eine rätselhafte, okkulte Zauberoper rund um märchenhafte, undurchschaubare Figuren. Erzählt wird die fantastische Geschichte von einem Kaiser und seiner Kaiserin, von deren diabolischer Amme, vom Färber Barak und seiner Frau.

Die Frau, die keinen Schatten wirft, ist unfruchtbar. Als Tochter eines Geisterkönigs droht ihr ohne Nachwuchs die Rückkehr ins Geisterreich und die Versteinerung ihres Gatten, des Kaisers. Im Hause des Färbers findet die Kaiserin schließlich einen „Schatten“, einen ungewollten, und versucht, ihn zu kaufen. Ähnlich wie in Mozarts „Zauberflöte“ haben die beiden Paare einige Prüfungen ihrer Menschlichkeit zu absolvieren, um das Ziel ihrer Träume zu erreichen.

Märchenspiel in Entstehungszeit verortet

Regisseur Schulz verortet das Märchenspiel in die Zeit seiner Entstehung, mitten hinein in die katastrophalen Gräuel des Ersten Weltkriegs. Was erzählt die Oper über ihre Zeit, über die Menschwerdung, über das Frauenbild, die Emanzipation? Themen, die das Regieteam bei seiner Sicht auf Strauss vorantreiben.

Die Musik vereint nahezu alle kompositorischen Ansätze der vorangegangenen Strauss-Opern wie „Der Rosenkavalier“ oder „Elektra“. GMD Rasmus Baumann verrät: „Die „Frau ohne Schatten’ ist meine Lieblingsoper, die ich schon lange dirigieren wollte.“ Die Melodien seien einfach unfassbar schön, die Musik wechsele von feinen, kammermusikalischen Szenen hin zu gewaltigen, orgiastischen Ausbrüchen. Und hochromantisch ist sie ohnehin. Die Bühne von Dirk Becker wird einen Einheitsraum zeigen, dessen Architektur an ein Gewächshaus erinnert, ein Treibhaus, in dem Realismus auf Mystik trifft.