Gelsenkirchen. Insgesamt 13 Objekte - Kirchen, Industriegebäude, Siedlungen - öffneten am Tag des offenen Denkmals in Gelsenkirchen ihre Pforten. Zur Ausstellung mit dem Titel „Kein schön’rer Tod?“ lud die Ev. Christuskirche in Bismarck ein. Hier wird Kriegstheologie und das Totengedenken im Ersten Weltkrieg thematisiert.

Die beiden Personen am Eingang der Kirche geben einem das Gefühl, man sei in der Zeit um 100 Jahre zurück versetzt. „Die sehen aber lustig aus“, wird ein vorbeilaufender kleiner Junge ihre Kleidung später kommentieren. Als dann aber der Blitz einer modernen Kamera den Kirchenvorraum erhellt, verflüchtigt sich dieser Eindruck wieder.

Auch Benjamin Bork, der die Besucher begrüßt, ist etwas „lustig“ gekleidet, würde der Junge wohl sagen. Uniform samt Helm trägt er, wie ein Polizist vor 100 Jahren. Bork, im Förderverein der Kirche aktiv, hat die Ausstellung konzipiert. Aufgehängt hat er sie an vier Bildern, die den Passionszyklus zeigen. Kirchenmaler Rudolf Schäfer (1878-1961) hat die heute denkmalgeschützte Kreuzigungsgruppe 1924 für die Christuskirche gemalt.

Historisch nach wie vor bedeutsam

Das Besondere an dem Bilderzyklus: Er habe ein „Alleinstellungsmerkmal, da alles noch so erhalten ist, wie der Künstler es konzipiert hat“, erklärt der Historiker. So sei der damalige deutschnationale Stolz in den Bildern zu erkennen: Otto von Bismarck, der „Eiserne Kanzler“ ist als Hauptmann verewigt. „Gott, Kaiser und Vaterland waren damals nicht voneinander zu trennen“, erklärt Bork. Pfarrer Dieter Eilert ergänzt: „Theologisch gehört das zwar auf den Haufen der Geschichte.“ Historisch aber sei die Arbeit nach wie vor bedeutsam.

Für die Ausstellung hat Bork das Schicksal von acht im Ersten Weltkrieg gefallenen Gemeindemitgliedern rekonstruiert. Vier Gelsenkirchener sind darunter. Aus Bulmke kamen sie und aus der Braubauerschaft, dem heutigen Bismarck. „Über die konnte man einige Daten im Kirchenbuch finden“, erläutert er. Selbst den Verwandten eines Gefallenen hat er ausfindig gemacht: Eugen Stein (86) kam extra aus Dortmund zur Ausstellungseröffnung, denn das Schicksal seines Onkels Albert ist nun hier ausgestellt. Albert Stein, am 12. September 1898 in der Braubauerschaft geboren, fiel am 3. Oktober 1918 bei Somepy in Frankreich. Auch ein paar Bilder von ihm sind zu sehen. „Ich wollte mal hören, was hier geboten wird. Und es hat sich gelohnt herzukommen“, sagt Eugen Stein beim Schlendern durch die Ausstellung. Mit dieser Meinung steht er nicht alleine da. Auch Gudrun Gerhardt hat den Worten Borks aufmerksam gelauscht: „Ich habe mein Wissen noch mal aufgefrischt.“