Gelsenkirchen. Wie erhält man eine alte Kirche als Kirche und nutzt sie so, dass sie der Gemeinde und der ganzen Bevölkerung im Viertel dient?Die Initiative „Kirchen öffnen und erhalten“ führte in der Christuskirche in Bismarck Beispiele an, wie man bei Gemeindeschwund leere Gotteshäuser umfunktionieren kann.

Abdeckplanen und Absperrbänder überall, Farbeimer und Putzmittel stehen an den Rändern. Kein Zweifel, an dieser Kirche wird in vielerlei Hinsicht gearbeitet: Genau vor dem Altar der evangelischen Christuskirche in Bismarck war es am Sonntag aber sehr lebendig: Wie erhält man eine alte Kirche als Kirche und nutzt sie so, dass sie der Gemeinde und der ganzen Bevölkerung im Viertel dient?

Fragen, die drei Referenten beim „Tag des offenen Denkmals“ beantworteten. Auch wenn die Zuhörerschar, die Benjamin Borg (Schriftführer des Fördervereins der Christuskirche) willkommen hieß, klein war, das Interesse war groß. Denn das Publikum verfolgte die Vorträge der drei Vertreter der Initiative „Kirchen öffnen und erhalten“ gebannt.

„Ich bitte Sie, diese Unterscheidung innerlich abzuspeichern, denn sie ist grundsätzlich wichtig: Es geht um eine erweiterte Nutzung alter Kirchen, nicht um eine Umnutzung. Eine Umnutzung dient nur dem Erhalt der Hülle. Eine erweiterte Nutzung bewahrt die Kirche als Kirche und öffnet sie für weitere Bevölkerungsgruppen.“ Das erklärte Dr. Manfred Keller, der sich für die Initiative „Kirchen öffnen und erhalten“ als Projektleiter engagiert und sich mit den theologischen Fragestellungen befasst.

Großer Gebäudebestand

In Zeiten, in denen Gemeinden schrumpften, der Gebäudebestand zu groß und nicht mehr zu finanzieren sei, müsse man sich Gedanken machen, was mit alten Kirchen geschehen solle. „Hier in der Christuskirche dürfte nach der Renovierung zwar keine Jugendarbeit Platz finden, aber viele andere Gemeindegruppen“, war sich Keller sicher.

Joachim Gallhoff, als Architekt und Bauingenieur für die Initiative aktiv, stellte gelungene Beispiele von erweiterten Kirchennutzungen aus dem Ruhrgebiet vor, darunter die Lutherkirche in Dortmund und die Friedenskirche in Bochum-Stahlhausen, bald ein Stadtteilbegegnungszentrum für das Bochumer Westend.

Als Coach und Moderator begleitet Manfred Schönberg von der Initiative „Kirchen öffnen und erhalten“ die Prozesse, in denen Gemeinden sich entschließen, wie es weitergehen soll mit ihren Kirchen und Gemeindegebäuden. „Das sind oftmals schmerzhafte Prozesse, weil die Interessen unterschiedlich sind und alle Wünsche unter einen Hut gebracht werden müssen.“ Nur völlige Transparenz und Verbindlichkeit könnten helfen, so Schönberg.

Keller appellierte, alle Bürger im Stadtteil mit ins Boot zu nehmen, um Kirchen zu erhalten. Kirchen schafften Identität – unabhängig von der Konfession. „Man kann in einer Kirche alles machen.“ Rockkonzerte, Andachten und Malkurse, Hochzeiten und Jahreshauptversammlungen: Neu ist das Konzept nicht – aber es bringt auf den Punkt, was Kirchen bieten können, um zukunftsfähig zu bleiben.