Gelsenkirchen. Die zwölf Schüler der achten Jahrgangsstufe der Hauptschule an der Grillostraße und acht Senioren des Caritas-Alten- und Pflegeheims Liebfrauenstift, Ruhrstraße 27, beschnupperten sich an zwei Projekttagen.
„Herr Junk, haben Sie Ihre Haare neu gestylt?“, fragte die 14-jährige Sinem Durmaz den ehemaligen Standesbeamten Heinz-Klaus Junk. Die zwölf Schüler der achten Jahrgangsstufe der Hauptschule an der Grillostraße und acht Senioren des Caritas-Alten- und Pflegeheims Liebfrauenstift, Ruhrstraße 27, schmunzelten. Es war der letzte Tag der zweitägigen Projektphase. Er begann wieder in bester Laune.
„Anders sind wir alle“ heißt das Projekt von Petra Lemke und Mike Becker von der Gruppe „Bildung-aller-Sinne“, das bereits zum zweiten Mal von der Gelsenwasser-Stiftung „von-klein-auf“ ausgezeichnet wurde. „Der Titel des Projekts wird immer an die jeweilige Schule angepasst“, erzählte Sozialwissenschaftlerin und Theaterpädagogin Petra Lemke: „Anders sind wir alle, weil wir eine andere Kultur haben oder schon älter sind.“ Der große Migrationsanteil der Schüler in der Hauptschule an der Grillostraße spiegelte sich auch in der Projektgruppe wider, in der die Länder Portugal, Türkei und Tunesien vertreten waren. Mit Hilfe von theaterpädagogischen Mitteln sollten die Unterschiede zwischen den Generationen überwunden und Einfühlungsvermögen erzeugt werden.
Theaterpädagogische Mittel
„Wir haben die Gruppe nur zusammen gefügt, danach wird das eine selbstständige Geschichte,“ sagte Mike Becker, Lehrbeauftragter und zugleich auch Gesundheitspfleger. Eines der emotionalen Höhepunkte des Projekts war die Geschichte von Therese Latz (91), als die gelernte Schneiderin stolz ihr 73-jähriges Gesellenstück zeigte, was sie selbst in der Kriegszeit sorgfältig aufbewahrt hatte. Erst in der vergangenen Zeit entdeckte sie in ihren Unterlagen, dass eine Dame, mit der sie im Jahr 1941 ihre Ausbildung beendete, ebenfalls im Liebfrauenstift wohnt.
Solche Anknüpfungspunkte boten nicht nur interessanten Erzählstoff, sondern führten auch zu einer vertiefenden Berufsorientierung für die SchülerInnen. Die Eindrücke, die die Schüler während ihrer Zeit im Seniorenstift sammeln konnten, weiteten auch das Verständnis für die Berufswahl Sozial- oder Pflegedienst. „Meistens gibt es in jeder Gruppe jemanden, der eine Ausbildung oder ein Praktikum in einem Sozial- oder Pflegeberuf macht. Das ist besonders wegen des Demografiewandels sehr wichtig,“ sagte Petra Lemke.
Neben den erlernten Kompetenzen, wie Teamfähigkeit, Geduld und Einfühlungsvermögen, bildeten sich auch neue Freundschaften. Bei der Verabschiedung überreichten sich die beiden Generationen gegenseitig persönliche Präsente mit netten Grußworten. Am Ende stand nicht nur für Seniorin Luise Hochkirchen fest: „Ihr müsst noch einmal wieder kommen!“