Gelsenkirchen. . Am Nachmittag überflutete Platzregen die Straßen Gelsenkirchens, entgegen der Vorhersage zeigte sich Petrus jedoch rechtzeitig gnädig: Kurz vor dem Konzert des Rockorchester Ruhrgebeat im Amphitheater in Gelsenkirchen kam die Sonne heraus und strahlte mit den über ROR-3000 Fans um die Wette.
„Wir haben Ehrengastkarten, wo müssen wir hin?“ Aufgeregt präsentieren sich zwei junge Mädels Samstagabend vor dem Amphitheater. Dem Fingerzeig der Security folgend müssen aber auch sie sich erst einmal in die Schlange der 3000 Gäste einreihen: Das Rockorchester Ruhrgebeat (ROR) zieht wieder ein großes Publikum an. Dabei sah es am späten Nachmittag für kurze Zeit düster aus. Dicke Gewitterwolken und kräftige Regengüsse gefährdeten die Veranstaltung und bereiteten Manager Hans von der Forst Sorgen. „Die Vorhersage kündigte tatsächlich Unwetter bis in die Nacht an“.
Glücklicherweise irren Wetterfrösche – eine halbe Stunde vor Konzertbeginn strahlt die Sonne. Da sind dann auch schnell dreißig Minuten Wartezeit im matschigen Gelände vor dem Eingang vergessen. Rockorchester Ruhrgebeat ist Kult und bunt gewürfelt die Fans, vom alten Herrn mit Schirmmütze und Krückstock zum Mittvierziger in indischen Pumphosen. Viele Frauen jeglichen Alters in Gruppen oder alleine, schallendes Gelächter erklingt in regelmäßigen Abständen amplifiziert von der akustischen Beschaffenheit des Rundtheaters.
Textsichere Zuschauer
Die Isomatte oder Plastiktüte auf die nassen Stufen gelegt, Bier und Pommes organisiert und dann kann es losgehen. Ganz im Geist des ROR beglückt schon die vierköpfige Vorgruppe die Gäste. Die Jungs, oder besser Herren, von „The Chains“ aus Essen spulen gekonnt ein Programm herunter, das an alte Langspielplatten mit dem Union-Jack aus den 1960ern erinnert, von „Needles and pins“ bis „Twist and shout“. Glückliche Gesichter, textsichere Zuschauer – genau für diese Musik sind sie hergekommen. Und eben diese bietet dann auch das ROR im großen Stil.
Streifzug durch die Musikgeschichte
Kurz nach Acht beginnt die Show mit der Fanfare aus Kubricks „Odyssey im Weltraum“, Komponist Richard Strauss hätte es gefreut. Drei Stunden Streifzug durch fünf Jahrzehnte Musikgeschichte verspricht „Kiki“ alias Christian Müller-Espey, einer der Vocalisten des 26-köpfigen Ensembles, der die Moderation übernimmt. Schon bei „Hold the Line“ von Toto beginnen die Ersten im Halbrund vor der Bühne zu tanzen, da werden mit dem Mobiltelefon Videofilme gedreht. „Wer war im letzten Jahr schon hier“, ruft Müller-Espey in die Menge. Unzählige Hände gehen hoch, absolut treue Fans eben.
Der jahrzehntelange Erfolg liegt in der professionellen Besetzung des Ensembles begründet, das wirklich gute Musik macht. Wie zum Beweis folgt ein mehrstimmiger a-cappella Einstieg des Background-Chors in eigener Aufbereitung von Joe Cockers Beatles-Cover „With a little help from my friends“. Super Mischung von klassischen Cello-Tönen. E-Gitarre kommt hinzu, das ist der ROR-Sound, den alle lieben. Gaststar Graham Bonney passt hervorragend ins Revival-Konzept. Mit beginnender Dunkelheit steigt die Stimmung; der Abend fliegt rauschend vorbei. Alle sind sich einig: Die musikalische Zeitreise war wunderschön.