Gelsenkirchen. . Im neuen Gelsenkirchener Quartierzentrum Tossehof gibt es alsbald vier Nutzer: eine Kindertagesstätte, der Nahversorger mit Begegnungscafé, das Nachbarschaftsbüro und die Berater von „Quarto“. Nach dem „Carekauf“-Aus soll ein neuer Lebensmittelmarkt in dem 600. 000 Euro teuren Umbau Platz finden.
Die Bewohner des Tossehofs können die Eröffnung des neuen Nachbarschaftszentrums kaum erwarten. Sie wollen endlich wieder in ihrem Viertel einkaufen. Nach dem „Carekauf“-Aus Anfang 2012 soll ein neuer Lebensmittelmarkt in dem 600.000 Euro teuren Umbau Platz finden. Von der Dringlichkeit durften sich die Verantwortlichen bei einer Präsentation der Pläne persönlich überzeugen.
Bauakten sind verschwunden
Dass sich die Eröffnung des neuen Quartierzentrums hinzieht, wurmt die etwa 40 Besucher, die sich trotz Sonnenscheins am Dienstag informieren wollen. Birgit Wend, die zuständige Planerin beim Stadtumbaubüro, räumt die damit verbundene Skepsis bei Seite und klärt über die Hürden auf. Beispielsweise seien Bauakten bei den Behörden verschwunden, der Brandschutz lange unklar gewesen und die Verhandlungen über Mietverträge hätten sich über ein Jahr hingezogen. Im neuen Zentrum gibt es bald vier Nutzer: eine Kindertagesstätte, der Nahversorger mit Begegnungscafé, sowie das bekannte Nachbarschaftsbüro und das Beratungsteam von „Quarto“, das bereits jetzt rund um das Thema Arbeit informiert und vermittelt.
Der Umbau des Gebäudes an der Schlagenheide soll bis Jahresende erfolgen. Etwa zwei bis drei Monate veranschlagt Stefan Lob, Geschäftsführer der Arbeitsförderungsgesellschaft Gafög, danach für den Innenausbau. Die Gesellschaft wird Träger der Bereiche Nahversorgung, Dienstleistungen und Cafébetrieb.
Konzept soll sich langfristig tragen
Der Tossehof-Markt ist eine Einheit im Gesamtunternehmen Gafög, es wurde keine eigene GmbH oder Ähnliches gegründet. Dadurch habe man vor allem in der Anfangsphase keinen zu großen finanziellen Druck. Dennoch müsse sich das Konzept langfristig tragen. Damit das gelingt habe man aus den Fehlern gelernt, so Heike Hennig, die das Projekt bei der Gafög betreut und auch nach Markt-Eröffnung begleiten wird. Zum einen setze man beim Warenangebot auf den Dialog mit den Kunden. Die Artikel kann die Gafög unabhängig von einer Kette selbst einkaufen. Zum anderen werden die Kosten gesenkt. Die Verkaufsfläche reduziert sich von 700 auf 400 Quadratmeter, neue Kühltheken sollen die Energiekosten überschaubar machen. Vor allem das Thema Frische, das hat eine Befragung ergeben, ist den Tossehof-Anwohnern wichtig. Es wird demnach eine Fleisch- und Käsetheke geben und einen Backwarenbereich, der unabhängig vom Markt (auch sonntags) öffnet.
Drei Fachkräfte in Vollzeit plus fünf Helfer in Vollzeit sollen kompetent beraten. Auch darauf hatten die Bewohner vorab hingewiesen. Die Gafög will so Menschen für den Arbeitsmarkt qualifizieren. Teile des maßgeschneiderten Innenausbaus sollen zudem in eigenen Fachwerkstätten gebaut werden. Durch die anderen Angebote und Umbaumaßnahmen wie eine Glasfront soll das neue Quartier zum Treffpunkt der Generationen werden. Stefan Lob ist trotz schwierigen Rahmenbedingungen optimistisch: „Wir schaffen für alle Beteiligten die Voraussetzungen, dass es gelingen kann.“
Besucher sind zumeist begeistert
Den größten Teil der Besucher konnten die Verantwortlichen mit ihren Plänen begeistern. „Wenn der Plan so in etwa durchgesetzt wird, ist das ein Traum“, sagt Birgit Häle. Seit 1982 lebt sie im Tossehof und ist auf eine Nahversorgung angewiesen: „Ich bin unter der Woche berufstätig und will nicht auch noch am Samstag groß raus.“ Zumal ihr Mann keine weiten Strecken mehr gehen kann. „Die lokalen Angebote hier sind tot, deshalb finde ich auch das Café sehr gut“, so Bauakten verschwunden. Jetzt hofft sie, dass auch die Nachbarn mitziehen: „Wer da nicht hingeht, dem ist nicht zu helfen.“