Gelsenkirchen. Fast 50 ausgebildete Taucher hat die Gelsenkirchener Berufsfeuerwehr in ihren Reihen. Sechs kommen in rund zwei Wochen dazu: Dann endet ihr zehnwöchiger Lehrgang. Mittwoch waren die Tauchanwärter mal wieder im Einsatz im Rhein-Herne-Kanal. Dort suchten sie den Grund unter anderem nach Pepe ab.

Pepe dümpelt irgendwo da unten auf Grund. In vier, fünf Meter Tiefe im trüben Kanalwasser. 14 Grad hat das an diesem Vormittag. Die Sicht liegt bei „rund zehn Zentimetern“, schätzt Benjamin Grünhart. Der Feuerwehrmann ist an diesem Morgen als Sicherungstaucher vor Ort.

Vor dem Einsatwagen sitzt er in voller Montur im Markisen-Schatten. Die Vollmaske auf dem Schoß und die beiden Sieben-Liter-Sauerstoffflaschen in Reichweite schaut er, was sich da so tut im Wasser. Obwohl: Viel zu sehen ist auch vom Ufer aus nicht. Dennis Vielahn und Thomas Wöstehoff, zwei von aktuell sechs Tauchanwärtern der Gelsenkirchener Berufsfeuerwehr, sind am Amphitheater im Rhein-Herne Kanal, arbeiten sich vor über Schotter und Schlick. Schwerelos schwimmen ist dabei nicht. „Das sind reine Standtaucher. Die bewegen sich fast liegend fort“, sagt Lehrgangsleiter Dennis Sperling.

18 Kilo Blei am Gürtel halten die Männer unten

Im Schnitt 18 Kilo Blei halten die Taucher unten, insgesamt wiegt die Ausrüstung gut 36 Kilogramm. Geführt werden sie im Trüben über Zugzeichen von ihren Leinenmännern. Clemens Rüter und Felix Höfer, beide auch in der Tauchausbildung, haben den Part übernommen, dirigieren die Taucher am Seil über den Kanalboden.

Ab ins Wasser. Bis zu sechs Meter tief ist der Kanal. Auf dem Grund sind die Feuerwehrmänner als Standtaucher unterwegs, dirigiert werden sie von ihren Leinenmännern.
Ab ins Wasser. Bis zu sechs Meter tief ist der Kanal. Auf dem Grund sind die Feuerwehrmänner als Standtaucher unterwegs, dirigiert werden sie von ihren Leinenmännern. © WAZ FotoPool

Im Ernstfall müssten sie nach Vermissten suchen. Oder versunkenen Fahrzeugen, eingeklemmten Personen oder entsorgtem Diebesgut wie Motorrollern oder Tresoren. Schweres Gerät vom Spreizer bis zum Hebekissen kommt dann zum Einsatz. Jetzt sind als Übungseinheit eher Säge- und Meißel-Künste gefragt. Auf einer Platte gilt es unter Wasser Scharaubenköpfe abzuklopfen oder einen Vierkantholz abzusägen.

200 Meter von der Einsatzstelle warnen Schilder die Berufsschifffahrt. Die Frachter müssen ihr Tempo auf dem  Kanal drosseln. Viktor Siebert gehört zu der Lehrgangscrew.
200 Meter von der Einsatzstelle warnen Schilder die Berufsschifffahrt. Die Frachter müssen ihr Tempo auf dem Kanal drosseln. Viktor Siebert gehört zu der Lehrgangscrew. © WAZ FotoPool

„Eiltank 18“ zieht vorbei, Der voll beladene Tanker hat das Tempo gedrosselt. Warnschilder machen die Besatzungen auf die Taucher aufmerksam, ebenso sind Schleusenpersonal und Behörden über den Lehr-Einsatz informiert, um das Risiko für die Tauchtruppe zu minimieren. Dennoch. Der Frachter entwickelt enorme Sogwirkung. Sperling schaut auf das Dickschiff. „Das ist ein schöner Lehrgang. Aber er birgt eben auch Gefahren. Deshalb geht er auch über zehn Wochen.“ Möglichst viel Routine soll künftig in heiklen Situationen helfen.

Nah der Kanalmitte steigen Luftblasen auf. Dort gründeln die Kollegen. Sie suchen Pepe, die 80 Kilo schwere, mit Eisenbeschlägen versehene Holzpuppe, sie suchen ein Achse und die Meißelplatte, die Sperling hat versenken lassen – Aufgaben gegen das Einerlei. „Man muss ein Ziel haben, sonst wird es irgendwann langweilig“, sagt Andreas Metzlaff. Auch für ihn ist der Einsatz Ausbildung. Metzlaff ist auf dem Weg zum Lehrtaucher. 2009 hat er selbst den Taucherlehrgang mitgemacht. „Da stand ich auf der anderen Seite.“ In gut zwei Wochen wird er nun erstmals als Einsatzleiter zum Kursende die praktische Prüfung abnehmen. Unterricht und Theorie-Prüfung samt nötigem Gruppenführerlehrgang hat er dann schon hinter sich, ebenso die 150 fälligen Tauchstunden. Mindestens 15 pro Jahr sind weiterhin Pflicht – für Metzlaff, für Sperling und für drei weitere Lehrtaucher der Gelsenkirchener Feuerwehr.

Zunächst ins Hallenbad in Buer, später zum Möhne- und Silbersee

Für die Lehrgangszeit sind angehende Taucher vom Wachdienst befreit. Zuletzt hieß es dennoch: Aufräumen, sägen, sichern. Der Sturm forderte Tribut. Jetzt ist die Gruppe wieder täglich im Wasser. Zunächst im Hallenbad in Buer, zwischendurch auch am Möhne- und Silbersee. „Der gehört ohnehin zu unserem Einsatzgebiet“, sagt Dennis Sperling.

Rund 36 Kilo wiegt die Tauchausrüstung mit den beiden 7-Liter-Sauerstoffflaschen. Mit 200 bar sind die Feuerwehrtauchgeräte gefüllt.
Rund 36 Kilo wiegt die Tauchausrüstung mit den beiden 7-Liter-Sauerstoffflaschen. Mit 200 bar sind die Feuerwehrtauchgeräte gefüllt. © WAZ FotoPool

Dort geht es auch in größere Tiefen. Allein 20 Tauchgänge müssen im Rahmen der Ausbildung über zehn Meter hinab führen. Am Kanal ist das nicht zu machen. Knapp 50 ausgebildete Taucher hat die Feuerwehr in ihren Reihen. In der Wache an der Seestraße sind sie stationiert. Bei jeder Schicht, so der Lehrgangsleiter, „sind dort mindestens vier Taucher einsatzbereit“.

Nach gut 30 Minuten unter Wasser stapfen die Tauchanwärter schwer atmend aus dem Wasser. Puppe Pepe haben sie nicht im Schlepp. Doch der Tag ist noch lang. Bis jetzt, lacht Sperling, „haben wir Pepe immer gefunden“.

Feuerwehr taucht im Kanal

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