Gelsenkirchen. Die Bayern polarisieren. Und das nicht nur im Fußball. Auch im Kulturforum Rotthausen wurde darüber diskutiert, ob ein bayrischer Musikabend in die eigentlich für Weltmusik konzipierte Reihe ,Rotthausen meets the world’ passt . . .
. . . Am Ende gaben sich die Verantwortlichen einen Ruck. Am Freitag wurden ihr Mut belohnt. Mit 170 Besuchern zählte der Abend unter dem Motto „Mir spuin Boarisch“ zu den bestbesuchtesten in der fünfjährigen Geschichte der Reihe.
Alphorn, Tuba und Gamsbart-Hüte sind im Pott nach wie vor gewöhnungsbedürftig. Genau mit dieser Ausrüstung kam die Kapelle „Bayernmusi“ in den ausverkauften Gemeindesaal an der Schonnebecker Straße. Was nur Wenige wissen: Das Ruhrgebiet kann durchaus auf ein Stück bayrische Kultur-Geschichte zurückblicken. „In den Hochzeiten des Bergbaus kamen viele Bayern ins Ruhrgebiet, um auf den Zechen Arbeit zu finden“, so Pfarrer Rolf Neuhaus, der die Musikabende organisiert.
Bayern aus Dortmund spielten auf
Damals hätten sich viele Bayern-Vereine gegründet, um den heimischen Brauchtum zu pflegen. Auch die Musiker der „Bayernmusi“ sind in solchen Vereinen aktiv. So kam es am Freitag auch zustande, dass Bayern aus Dortmund in Gelsenkirchen auf der Bühne standen.
Afrika, Japan, Frankreich, Latein-Amerika, Spanien: So ziemlich jede musikalische Reise haben die Rotthauser bereits hinter sich. „Der Abend heute liegt eigentlich jenseits dessen, was wir sonst machen“, so Rolf Neuhaus. „Aber wir sehen das auch nicht akademisch.“ Schließlich habe man mit einem Blues-Abend in der Vergangenheit bereits die klassischen Weltmusik-Pfade verlassen. Nun ging die Reise also nach Bayern. Für nicht wenige Westfalen durchaus mit einer Weltreise gleichzusetzen. Die Besucher am Freitag aber hatten sichtbar ihren Spaß. Sogar Lederhosen und Dirndl wurden gesichtet. Passend zur zünftigen Musi gab es bayrische Spezialitäten wie Leberkäse oder „Brezn“. Mit der passenden Dekoration und Weißbier im Glas wurde der Gemeindesaal dann endgültig zur Mini-Ausgabe des weltberühmten Oktoberfestes.
Über die Gemeindegrenzen hinaus Menschen angelockt
Neuhaus: „Mit dem bayrischen Abend sind wir auch in eine andere Altersklasse vorgestoßen.“ Bislang habe man vor allem die Generation „50 plus“ angesprochen. „Von den Älteren hieß es dann immer, „ihr macht immer nur was für die Jungen’.“ Es sei wichtig den Spagat zwischen populärer Musik und weniger massenkompatibler Musik zu finden. Der Vorverkauf habe gezeigt, dass man auch über die Gemeindegrenzen hinaus Menschen angelockt hat. So seien z.B. allein im Hans-Sachs-Haus 20 Eintrittskarten über die Theke gegangen.