Gelsenkirchen. Sehr hoch, aber immerhin nicht steigend ist die Zahl der Lungenkrebs-Neuerkrankungen in Gelsenkirchen. Eine Berliner Klinik hat bundesweite Zahlen ermittelt und dabei festgestellt, dass die Zahl der Neuerkrankungen in Großstädten generell höher ist. NRW liegt dabei weit vorn, Gelsenkirchen auf Platz 1.

Heute ist Weltnichtrauchertag. Und just zu diesem Tag kommt eine neue Negativ-Statistik für Gelsenkirchen. Hier gibt es bundesweit die meisten Männer mit Lungenkrebs-Neuerkrankungen. 104 von 100.000 Männern vor Ort sind demnach neu an Lungenkrebs erkrankt.

Untersucht hat die bundesweiten Neuerkrankungsraten die Evangelische Lungenklinik Berlin. Demnach erkranken immer noch doppelt soviele Männer wie Frauen neu an Lungenkrebs. Erstaunt hat die Mediziner allerdings , wie groß die regionalen Unterschiede sind. NRW liegt weit vorn, Herne, Bochum, Bottrop und Dortmund folgen Gelsenkirchen bei den Männern. Bei den Frauen teilt sich GE mit Trier den traurigen Platz 1, gefolgt von Herne, Aachen, Dortmund.

Feinstaubbelastung und berufsbedingte Risikofaktoren kommen dazu

Grundsätzlich sind Menschen in Großstädten deutlich stärker betroffen als in ländlichen Gebieten. Prof. Christian Grohe, Pneumologe an der Berliner Lungenklinik, vermutet die Ursachen „im Raucherverhalten und der Luftverschmutzung. Gerade die Kombination von Tabakkonsum und Feinstaubbelastung erhöht das Lungenkrebsrisiko noch um ein Vielfaches.“

Dr. Peter Sellmann, Lungenfacharzt in Gelsenkirchen, überrascht das Ergebnis nicht. „Wir haben in Gelsenkirchen seit 30 Jahren hohe Lungenkrebs-Raten. Der Zusammenhang mit Feinstaubbelastung ist noch nicht klar nachgewiesen, aber die höhere Anfälligkeit für Herz-/Kreislauferkrankungen. Aber es gibt auch berufsbedingte Risikofaktoren. Asbestose etwa; im Jahr 2020 erwarten wir dabei den Gipfel der Erkrankungen. Silikose wird seltener.“ Asbestose tritt erst Jahrzehnte nach der Belastung mit Asbestfasern auf. Gefahr droht im Herd- und Heizungsbau, beim Innenausbau und Turbinen in Kraftwerken.

Mehr Prävention in Schulen

„Aber Asbestose macht nur einen kleineren Teil der Lungenkrebserkrankungen aus. Bei 80 Prozent ist Rauchen die Ursache. Der Anteil der Frauen wird künftig steigen, weil immer mehr junge Frauen stark rauchen,“ ist der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Marienhospital, Dr. Jürgen Schirp, überzeugt. Die Zahl der an Lungenkrebserkrankten in der Stadt sei zwar hoch, aber seit längerem stabil. Da wirksame Früherkennung beim Lungenkrebs kaum möglich ist, wünscht Dr. Schirp sich intensivere Präventionsarbeit, vor allem in Schulen. „Länder wie Belgien und Frankreich sind da viel besser.“