Gelsenkirchen. . FDP, UBP und BBG – für sie ist diese Kommunalwahl in Gelsenkirchen verheerend ausgefallen. Auch Grüne, WIN und Piraten sind nicht wirklich begeistert. Ordentlich gefeiert wurden allerdings nicht nur bei den Sozialdemokraten, sondern auch bei der AfD. Und die kleine AUF war zufrieden trotz leichten Verlusten.

Zu den großen Verlierern der Kommunalwahlen in Gelsenkirchen gehören mit 2,0 % (-2,4%-Pkt) die Liberalen. Im Rat der Stadt wird Jens Schäfer, der in seinem Wahlbezirk Erle-Mitte auf 3,1 Prozent der Stimmen kam, als Einzelkämpfer die Positionen der FDP vertreten. Damit sind die Liberalen politisch ins Jahr 1999 zurückgeworfen worden, als Sybilla Kölling allein die gelb-blauen Farben vertreten hat. Im Lager der FDP sah man betretene Mienen. „Immerhin sind wir noch in jedem Ausschuss mit einem sachkundigen Bürger vertreten“, versuchte sich FDP-Pressesprecher Christoph Klug (5,4 % in Buer-Nord) in Optimismus. Es war: Zynismus pur. FDP-Urgestein Anne Schürmann, seit 37 Jahren im Wahlkampf vorn mit dabei, bangte bis zuletzt noch um den Einzug in die Bezirksvertretung – für sie gab es ein Happy End. Dennoch lautete ihr Fazit: „Wir haben politisch praktisch keine Stimme mehr.“

Gewinner der Wahlen unter den kleinen Parteien war die AfD: mit 5,0 Prozent reicht es zur Ratsfraktion, die drei Spitzenkandidaten Hartmut Preuß, Dietmar Dillhardt und Martin Jansen ziehen in den Rat ein. Hartmut Preuß ist mit dem Kommunalwahl- und dem Europawahlergebnis rundum zufrieden; zur Feier des Abends steckte der Nichtraucher sich eine dicke Zigarre an. Schon Montag will er mit der Arbeit beginnen.

Die Linken gehören zu den Wahl-Gewinnern

Zu den Gewinnern der Wahl gehören die Linken mit 4,7 Prozent der Stimmen. Für Parteisprecherin Ayten Kaplan ist das unter anderem eine Folge kontinuierlicher Arbeit der letzten Jahre. Sprecher Hartmut Hering sagte: „Wir verstehen uns auch als Interessenvertretung von Gruppen und Vereinen.“ Das sei beim Wähler angekommen.

Den Wahlausgang für die Grünen kommentierte Peter Tertocha: „Der Stimmenverlust geht noch, aber wir haben unsere Hauptziele nicht erreicht. Wir sind zwar noch drittstärkste Partei, aber wir haben nicht zugelegt.“ Und die absolute Mehrheit der SPD nicht durchbrochen. OB-Kandidatin Ingrid Wüllscheidt sagte: „Dass Frank Baranowski so ein Ergebnis einfährt, war zu erwarten.“ Einig waren sich die Grünen in der Einschätzung des Ergebnisse für rechte Parteien. Tertotacha: „Zusammen zweistellig, das ist brutal.“

WIN-Spitzenkandidat Mehmet Cirik sehr enttäuscht

Sehr enttäuscht wegen der 3,3 Prozent bei der Ratswahl war der WIN-Spitzenkandidat Mehmet Cirik. Er hatte auf mindestens vier Sitze für die Wähler Initiative NRW gehofft; so wie es aussieht, sind es nur zwei. Die WIN hatte einen sehr aufwändigen Wahlkampf betrieben. Man wolle in den nächsten Tagen analysieren, was man besser machen könne, wo eventuell Fehler gemacht wurden, kündigte Cirik an. Als OB-Kandidat erreichte Cirik immerhin Platz 4 mit 3,2 Prozent.

Die Piratenpartei wäre mit drei Prozent zufrieden gewesen; geworden sind es nur 1,6 und damit zieht nur Jürgen Hansen in den Rat ein. Zahnarzt Axel Kerstan (Nummer drei der Liste) hat zwar in seinem Heimatbezirk viele Stimmen bekommen, für den Rat reichte es jedoch nicht. „Wir bauen uns jetzt von unten neu auf“, machte Jürgen Hansen sich und Mitstreitern Mut.

Manuela Reichmann zufrieden mit Ergebnis

Mit 1,4 Prozent der Stimmen 0,3 weniger als beim letzten Mal – dennoch ist Manuela Reichmann von AUF zufrieden mit dem Ergebnis: „Wir haben unseren Sitz behalten, wir sehen das sehr positiv. Und feiern hier mit 150 Leuten.“

Besonders bitter empfand den Wahlausgang die UPB. 0,5 Prozent der Stimmen: Spitzenkandidat Friedhelm Rikowski hatte bis zuletzt im HSH gezittert und auf den Einzug in den Rat gehofft: „Wir haben im Wahlkampf 44000 Flyer verteilt, 27 Infostände betrieben, Werbung am Himmel gemietet – das ist einfach enttäuschend.“