Gelsenkirchen. . Um Zuchtpopulationen in Zoos koordinierter aufbauen zu können und Artenschutz zu gewährleisten, gibt es das Europäischen Erhaltungszuchtprogramm. Im Rahmen des Programms zieht nun die Giraffendame Kitoja aus dem Gelsenkirchener Zoom nach Frankreich. Der Transport fand am Donnerstag, 22. Mai, statt.

Irgendwie eine lustige Szenerie. Am Fuße des Hügels steht eine Menschengruppe um einen hohen verdeckten Transporter und wartet. Auf dem Hügel eine weitere Gruppe, bewaffnet mit Fotoapparaten oder Filmkamera. Auch wartend. Ja, worauf warten die bloß? Na darauf, dass Kitoja umzieht.

Zehn Giraffen wurden schon geboren

Kitoja, das ist die bald zweijährige Rothschild-Giraffendame aus der Zoom Erlebniswelt. Übrigens auch das einzige Mädchen, das hier geboren wurde – sonst gabs immer nur männlichen Nachwuchs. Seit Eröffnung von „Afrika“ im Jahr 2006 sind bereits zehn Rothschild-Giraffen geboren worden.

Das Jungtier muss umziehen, weil die Herde im Zoom ausgelastet ist. Außerdem soll ein genetischer Austausch garantiert und so Inzuchtprobleme vermieden werden. Dies ist im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) verankert, um Zuchtpopulationen in Zoos koordinierter aufbauen zu können und Artenschutz zu gewährleisten.

Ein solcher Giraffentransport, ist dem Zoom-Team (darunter Tiefpfleger; Jörg Jebram, Biologe und Zuchtbuchkoordinator und Dr. Pia Krawinkel, Tierärztin) nicht neu. „Und dennoch, ist es immer wieder spannend, weil ja jedes Tier etwas anders reagiert“, erklärt Sabine Haas, Pressesprecherin des Zoos und Diplombiologin.

Zoo im französischen Amnéville

Kitojas Reise geht in den Nordosten Frankreichs – nach Amnéville. Die 340 Kilometer lange Tour muss das Tier alleine im Hänger überstehen, zwei Tierpfleger werden ihr jedoch im Auto hinterher fahren. Einfach, „um ein wenig bei der Eingewöhnungsphase zu helfen“. Da seien nämlich vertraute Gerüche, Stimmen und vielleicht sogar Gesichter sehr hilfreich, sagt Haas.

„Wahrscheinlich wird Kitoja erst einmal nur den Kopf rausstrecken“, mutmaßt die Diplombiologin, während alle gespannt weiterwarten. Und sie behält Recht. Zuerst erscheint der Kopf der jungen Giraffendame, dreht sich in Richtung der aufgestellten Fotografen und verschwindet wieder. „Eine Giraffe zu verladen kann schon mal mehrere Stunden dauern“, erklärt Haas. Man müsse den Tieren aber auch die Zeit lassen, sich an die besondere Situation zu gewöhnen.

Marsch aus dem Giraffenhaus

Und Kitoja gewöhnt sich außergewöhnlich schnell – keine zwanzig Minuten später marschiert sie aus dem Giraffenhaus zügig in den Anhänger hinein. Und blickt auch dann noch gelassen, als der Transporter los rollt. Die Tierpfleger allerdings schauen ihr allesamt „ein bisschen traurig“ hinterher. „Immerhin war das doch unsere erste und einzige hier geborene Giraffendame“, erklären sie. Aber vielleicht haben sie ja bald wieder Glück. Es hat sich nämlich schon neuer Nachwuchs angekündigt.