Gelsenkirchen. . Nach der zweiten Auflage des fairen Frühstücks unter freiem Himmel hatte die Steuerungsgruppe Fairtrade-Stadt Gelsenkirchen am vergangenen Samstag nasse Füße.

Wenn das nicht unfair ist: Kaum stehen Tische, Bänke und Zeltdächer für das faire Frühstück auf dem Bahnhofsvorplatz, schon gehen die Schleusen auf. Und lassen so lange ungehemmt den Regen prasseln, bis die aktive Fairtrade-Gemeinde Stunden später völlig durchnässt alles wieder eingepackt hat. Sei’s drum: Fair ist eben mehr als nur Schönwetterschmackofatzen. Das hat auch die Schülergruppe der evangelischen Gesamtschule Bismarck festgestellt, die an diesem nassen Samstagvormittag kalte Füße in Kauf nimmt, um Produkte aus der fairen Schülerfirma anzubieten.

Die Steuerungsgruppe der Fairtrade-Stadt Gelsenkirchen lässt sich aber nicht bange machen. Kaffee und Tee aus fairer Produktion, von Weltläden-Basis zur Verfügung gestellt, fließen in Strömen. Die Brötchen sind vom Biobäcker, die Aufstriche tragen das Fairtrade-Siegel. Oder es sind Bioprodukte, die aus der Region stammen.

Es geht um die Geschichte dahinter

Aber es geht ja nicht nur ums Genießen, sondern vor allem um die Geschichte(n) dahinter. Warum Gelsenkirchen Fairtrade-Stadt ist und was es mit fairem Handel auf sich hat. „In Afrika sind die Menschen so arm, dass sie ihre Kinder nicht zum Arzt schicken können“, erzählt da eben Marie einer Frau, die interessiert vor dem Angebot der Schüler-AG der ev. Gesamtschule stehen bleibt.

Schokolade, Kaffee und vieles mehr haben die Mädchen unter wasserdichter Plastikplane aufgebaut. Die zwölfjährige Marie ist eifrig bei der Sache, erklärt, dass arme Bauern in Genossenschaften unter fairen Arbeitsbedingungen und zu ebensolchen Löhnen besonders ihren Kindern ein besseres Leben bieten können. Angefangen beim Schulbesuch.

Faires Frühstück zum runden Geburtstag

In der Schule hat sich Marie schon länger mit den Lebensbedingungen in armen Regionen der Welt beschäftigt. In Oberhausen hat sie mit anderen Schülern das Theaterstück „Once we had a dream“ der Organisation Preda gesehen. Eine achtköpfige philippinische Gruppe im Alter zwischen 15 und 25 Jahren schildert darin die Realität vieler Jugendlicher auf den Philippinen, ihre Träume, Visionen und auch ihre Enttäuschungen ... Marie ist nachhaltig beeindruckt und auf dem besten Weg, eine echte Fairtrade-Botschafterin zu werden.

Über die Schüler-AG ist die Botschaft von der Bedeutung des fairen Handels längst auch in den Elternhäusern angekommen. Elke Urbantat zum Beispiel, deren Tochter Emmelie (12) in der Bismarcker AG mitmacht, nimmt eine Anregung mit nach Hause. „Ich werde für meine Freundinnen ein faires Geburtstagsfrühstück zu meinem 50sten machen.“