Gelsenkirchen.. Ein kleines Eichhörnchen fiel den Lobes im Haverkamp in Gelsenkirchen buchstäblich vors Haus. Das Findelkind hat einen Ziehvater gefunden. Jannik (16) kümmert sich um das Tier und gab ihm auch einen Namen: Kurt. Janniks Vater ist beeindruckt - so viel Fürsorge hätte er seinem Sohn nicht zugetraut.
Einen größeren Absturz hat Kurt bereits in seinem jungen Leben hinter sich. Er hat seine Eltern aus den Augen verloren. Ein tierisches Drama? Nicht ganz. Denn Kurt ist weich gelandet. Buchstäblich. Er schlummert nachts auf einer Wollmütze in einer Röhre, die sein Nest ersetzt. Er wird gehegt und gepflegt, bekommt regelmäßig seine Milch aus dem Fläschchen und darf ab und an auch schon an Haselnüssen, Haferflocken oder Sonnenblumenkernen knabbern. Kurt ist der Zögling von Familie Lobe – und ein kleines Eichhörnchen. Montag vor Ostern stieß er unverhofft zur Familie an der Magdalenenstraße im Haverkamp.
Unter dem Dach des Nachbarhauses hatten die Eichhörnchen ihr Nest gebaut. Aus dem Kobel stürzte eines der Jungtierchen direkt vor die Haustür der Lobes. „Von den Eltern war nichts zu sehen, außerdem blutete das Tier aus dem Mund“, erzählt Michael Lobe. Ein paar Häuser weiter hat Tierarzt Matthias Pech seine Praxis.
Alle zwei bis drei Stunden gibt’s die Flasche
„Wir durften vorbeikommen, er untersuchte das Junge unentgeltlich“. Danach stand fest: „Bis auf ausgeschlagene Zähnchen ist das Tier wohlauf.“ Was nun, fragten sich die Kolbes und den Tierarzt. „Aufziehen“, lautete die selbstverständliche Antwort des Medizinmannes. Und so machten sich die Lobes schlau. „Wir lasen alles über Nahrung und Gewohnheiten von Eichhörnchen“, sagt Michael Lobe – und mit seinem Sohn Jannik, 16 Jahre alt, fand sich ein geduldiger Ziehvater. „Mit welcher Ruhe und Ausdauer er die Sache angegangen ist und weiter führt, ist sagenhaft. Er kümmert sich fast rund um die Uhr in seinem Zimmer um den Nager“, sagt Michael Lobe. Alle zwei bis drei Stunden gibt’s die Flasche. Kondensmilch mit 7,5 Prozent Fettgehalt, lautete die Empfehlung für die gedeihliche Eichhörnchen-Entwicklung. Offensichtlich die passende Nahrung: Kurt macht sich heftig bemerkbar, wenn er Hunger hat. „Und nachts macht er schon ordentlich Randale. Gut, dass Jannik noch Schulferien hatte.“
Von Jannik bekam der Zögling auch den Namen: Kurt. „Der Tierarzt hatte ihn ja untersucht und festgestellt: Es ist ein Junge.“
Erste Ausflüge in den weitläufigen Familiengarten hat Kurt schon hinter sich. Klar soll der Kleine später in die Freiheit entlassen werden. „Der Tag wird kommen“, sagt Michael Lobe. „Aber noch ist es dafür mindestens zwei Wochen zu früh.“ Und so bleibt Kurt vorerst Untermieter mit Familienanschluss.