Gelsenkirchen. . Sehr vieles hat sich geändert, auf dem Platz und auf der Tribüne, seit Klaus Böse seinen Königsblauen die ewige Treue schwor. 1968 gründete er den allerersten Fanclub. Und blieb ihm bis heute treu. Ein Blick in sein umfangreiches privates Schalke-Museum.
In einer Zeit, als man mit Hemd und Krawatte ins Fußballstadion ging, kam Klaus Böse und seinen Mitstreitern eine ebenso einfache wie visionäre Idee: Warum nicht einen Verein gründen, der sich nur der Unterstützung des FC Schalke 04 widmet? Heute ist die Mitgliedschaft in einem Fan-Club für viele selbstverständlich. Auch Dank Pionier Klaus Böse, dem Mitbegründer des ersten S04-Fan-Clubs.
Der Grundstein des „Club Schalker Freunde e.V.“ wurde 1968 gelegt. Nach kleineren Startschwierigkeiten kam 1971 die offizielle Gründung. Heute gibt es immerhin knapp 1000 eingetragene Ableger mit ca. 80 000 Mitgliedern im Schalker Fan-Club Verband. Die Schalker Freunde mauserten sich schnell zum festen Ansprechpartner. „1975 wurden wir sogar mit der Beantwortung der Autogrammpost beauftragt“, sagt Klaus Böse nicht ohne Stolz. Der Verein bedankte sich mit einem kleinen Obolus für die Clubkasse und prominenten Besuchern.
Erste Auswärtsfahrt nach Berlin
Schalkes damaliger Trainer Friedel Rausch kam mit Real Madrids Spielerlegende Alfredo di Stefano in die Vereinskneipe „Industriehof“ an der Schalker Straße. Ernst Kuzorra war Gast bei der Weihnachtsfeier des Fan-Clubs. Klaus Böse hat zu jedem Ereignis Fotos parat, feinsäuberlich archiviert. Zu Namen und bestimmten Spielen hat er wie auf Stichwort Erinnerungsstücke parat. So wie das gemeinsame Foto mit Präsident Fenne, Manager Assauer und Sänger Ährwin Weiss. Günter Siebert, auf den Klaus Böse nichts Schlechtes kommen lässt, habe sich viel um die Fans gekümmert.
Die erste Auswärtsfahrt ging für Klaus Böse, den auf Schalke alle Kurt nennen, 1968 nach Berlin – „mit Anzug und Krawatte im Flugzeug ab Hannover, heute würde man uns so auslachen.“ Erster Höhepunkt: Das Pokalendspiel gegen die Bayern, 1969 in Frankfurt.
Die Fahrkarte für den 20 Mark teuren Sonderzug hat Böse noch. Gern denkt der 62-Jährige an Magdeburg 1977 zurück. Nur der Bus der Schalker Freunde habe es unter den strengen Augen des DDR-Regimes bis in die Innenstadt geschafft. Mit offenen Armen wurde der Besuch „wie die Könige“ empfangen. „Die Fanartikel, die wir dabei hatten, haben wir alle verschenkt.“ Was den Meistern der Herzen 2001 widerfuhr, hat Klaus Böse übrigens bereits 1972 erlebt.
Zwölf Mitglieder halten den Fanclub am Leben
Mittwochs war er noch bei der 5:1-Niederlage in München („ein Unentschieden und wir wären Meister geworden“), drei Tage später fuhr er zum Pokalendspiel und durfte sich mit dem Pott trösten. Auswärts ist Klaus Böse nicht mehr dabei. Früher war er als „Allesfahrer“ elf Jahre Mitglied bei den Ultras Gelsenkirchen und noch länger beim Supporters Club. Jetzt kümmert sich Klaus Böse, der Ende 2014 in Rente geht, noch intensiver um sein riesiges Schalke-Archiv. Den „Club Schalker Freunde“ gibt es immer noch. Nicht mehr so aktiv wie früher, aber mit zwölf Mitgliedern sehr lebendig.
Dass er mit Schalke mal Schluss macht, kam Böse nie in den Sinn. Auch nicht nach dem Bundesliga-Skandal 1971. „Ich renne seit 1964 da hin, ich habe nie mit den Gedanken gespielt aufzuhören.“
Nur Norbert Nigburs Buch fehlt
Klaus Böse ist der lebende Beweis dafür, dass der Spruch „Wir leben Dich.“ nicht nur eine Marketingerfindung ist. Auf 60 Quadratmetern hat er die wichtigsten Fanartikel aus Jahrzehnten vereint: Münzen, Autogrammbälle, Gartenzwerge, Modelleisenbahnen, Wecker, Arena-Modell, über 130 Knappenkarten, Poster, Wimpel, dazu alle S04-Bücher und Kreisel-Ausgaben. Auch alle CDs und Schallplatten hat der gebürtige Thüringer, der 1957 nach Gelsenkirchen zog. In etwa 200 Ordnern sammelt er Berichte zu jedem (!) Schalker Spiel seit 1968. Neben Artikeln aus Fachzeitungen auch viele WAZ-Berichte. Ach ja: Seit 1982 zeichnet Böse, der als Einzelhandelskaufmann in einem Gelsenkirchener Reformhaus arbeitet, auch jedes S04-Spiel auf. Eigentlich sei die Sammlung ja komplett. Nur das heiß begehrte Buch von Norbert Nigbur fehle ihm.
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