Gelsenkichen. Wer beim “Sexting“ Nachrichten mit schlüpfrigen Bildern verschickt, sollte vorsichtig sein. Vor allem Jugendliche riskieren, dass die Fotos irgendwann im Netz landen. Folgen dabei können Mobbing oder Psychoterror sein. Doch gibt es Beratungsstellen in Gelsenkirchen, die Opfern helfen können.

Es ist der neue Trend bei Jugendlichen, der meist in einer Misere endet: Sexting ist mittlerweile zum Hobby vieler jungen Menschen geworden. Sie fotografieren sich in erotischer Pose mit viel freier Haut und schicken diese Fotos übers Handy an Freunde und Bekannte. Oft wird aus der vertrauensvollen Bildnachricht wenig später ein Fall von Psycho-Terror.

Warum Jugendliche überhaupt erotische Fotos von sich schießen, ist für Erwachsene nur schwer zu verstehen. Oft ist es Unwissenheit und Überschätzung der Situation. Doch gerade weil Erwachsene das alles nicht verstehen, bekommen Eltern oft gar nicht mit, wenn solche Bilder ihrer Kinder kursieren.

Die Bilder verbreiten sich oft schnell

„In Gelsenkirchen sind uns solche Einzelfälle bekannt“, erzählt Wolfgang Schreck von der städtischen Beratungsstelle Kinder, Jugend und Eltern. Doch bis Familien Hilfe aufsuchen, vergeht oft viel Zeit. „Das Problem wird nicht an die Öffentlichkeit getragen, sondern eher in den Familien diskutiert“, so Wolfgang Schreck. Die Scham ist einfach zu groß.

Das Problem beim Sexting, das Wort setzt sich zusammen aus „Sex“ und dem englischen Wort „texting“ für Schreiben, ist meist, dass die Bilder, wenn sie erst einmal verschickt sind, nicht nur bei der betreffenden Person ankommen, sondern meist im Internet verbreitet werden. „Dann ist es aber schon zu spät, denn was einmal in Internet veröffentlicht wurde, bleibt im Internet. Dinge endgültig zu löschen ist gar nicht so einfach“, so Schreck.

Ein Smartphone-Programm mit Tücken

Die erotischen Bilder werden meist über das gratis Smartphone-Programm Snapchat verbreitet.

Dieses Programm wirbt damit, dass Bilder oder Videos an ausgewählte Kontakte verschickt werden können. Etwa zehn Sekunden nachdem der Empfänger die Datei geöffnet hat, wird sie gelöscht und kann danach nicht mehr aufgerufen werden. Dadurch suggeriert Snapchat den Nutzern ein sehr hohes Maß an Datenschutz.

Endgültig gelöscht sind diese Dateien aber trotzdem nicht. Mit ein wenig Hintergrundwissen können die Bilder kopiert und dann verbreitet werden.

Bislang keine spezifischen Anzeigen

Jugendliche verschicken diese Fotos in keiner böser Absicht. Sie bauen Vertrauen auf und möchten etwas von sich preisgeben. Ist diese vertrauliche Beziehung erst einmal beendet, werden die Fotos zur Kränkung überall herumgereicht. „Schon früher gab es solche Bilder, die dann unter den Tischen weitergegeben wurden. Doch mit dem Internet ist die Sache durchaus gefährlicher geworden, denn niemand weiß, wer sie reingestellt hat“, sagt Wolfgang Schreck aus Erfahrung.

Findet die Verbreitung der Bilder erst einmal statt, entwickelt sich die Geschichte wie ein Lauffeuer. Oft hilft am Ende nur der Gang zur Polizei. „Anzeigen wegen Sexting sind bei uns noch nicht eingegangen“, erklärt Stefanie Dahremöller von der Polizei.

Appell an Aufmerksamkeit der Eltern

Doch trotzdem sei es möglich, dass solche Fälle in der Gelsenkirchener Kriminalstatistik auftauchen. „Die Anzeigen laufen in verschiedenen Bereichen. So kann eine Anzeige wegen Verbreitung pornografischen Materials oder auch die Verletzung des Urheberrechtes am eigenen Bild oder wegen Beleidigung verfasst werden.“ Die Polizistin schätzt daher die Dunkelziffer in diesem Bereich sehr hoch an. Auch hier verhindert die Scham oft den Weg zur Polizei.

Viele Schulen suchen inzwischen hingegen gezielt Rat. „Wir gehen in die Schulen, beraten und klären über das Problem auf“, sagt Dahremöller. Doch Aufklärung bei den Jugendlichen allein reiche nicht aus. „Auch wenn die Eltern die Privatsphäre ihrer Kinder einhalten möchten, appelliere ich an die Aufmerksamkeit. Denn nur so bekommen Eltern mit, was ihre Kindern in der Freizeit treiben und können sie schützen.“