Gelsenkirchen. . Im Kulturraum „die flora“ wurde die Sammlung der Werke des Künstlers Michael Klaus („Black-Box“) vorgestellt sowie aus seinem Drehbuch „Nordkurve“ gelesen. Protagonisten waren Regisseur Adolf Winkelmann, Schauspieler Rolf Dennemann und die Herausgeber der MP3-Edition.
Zum Gedenken an den 2008 nach schwerer Erkrankung verstorbenen Schriftsteller und Dichter Michael Klaus wurde am Freitag im Kulturraum „die flora“ die MP3-Edition „Black-Box“ vorgestellt. Die Werkschau, die Klaus’ sämtliche Hörspiele, Lesungen, Interviews sowie Jazz und Lyrik beinhaltet, präsentierten die Herausgeber Walter Gödden und Steffen Stadthaus. Im Anschluss lasen Regisseur Adolf Winkelmann und Schauspieler Rolf Dennemann gemeinsam aus Klaus’ Drehbuch für den Ruhrgebietsklassiker „Nordkurve“.
Michael Klaus war nicht nur ein großer Schriftsteller, sondern er „war auch ein wunderbarer Mensch“, so Walter Gödden, einer der beiden Herausgeber von „Black-Box“. Mit seinen Worten über den Gelsenkirchener Hörbuchautor rührte Gödden die knapp 70 Zuhörer in der Flora. Da der Literaturwissenschaftler viele Bücher von Klaus rezensiert hat und ihn auch persönlich kannte, sei es ihm ein großes Anliegen, seine Werke nicht in Vergessenheit geraten zu lassen: „Es wäre sehr schade, denn seine Hörspiele sind außerordentlich unterhaltsam und klar lokalisiert“. Nämlich im Ruhrgebiet.
Besonderes Faible für das Sub-Milieu
Klaus, der nach seiner Geburt in Brilon in Gelsenkirchen aufwuchs, lebte bis zu seinem Tod in der Stadt der 1000 Feuer. Er hatte ein besonderes Faible für das Sub-Milieu, die Eckkneipe ist zentraler Treffpunkt seiner Protagonisten. „Mit der ,Black-Box’ sollen seine Werke aus dem Ghetto des Ruhrgebiets befreit werden und Teil der ,großen Literatur’ werden“, so Gödden.
Nach einer Musikeinlage der Band „James Lost“, die mit ihrer Musik „den Soundtrack des Ruhrgebiets“ zum Besten gab, begab sich der zweite Herausgeber der „Black-Box“, Steffen Stadthaus auf die Bühne. Damit begann auch der besonders amüsante Teil des Abends. Der Publizist spielte dem Publikum „Schnipsel“ aus den Hörspielen von Michael Klaus vor. Das „Best of“ sollte Klaus’ dominant satirische Erzählhaltung deutlich machen und einen Eindruck seiner Kunstfertigkeit, insbesondere „Malocher und ihre Familien“ in den Mittelpunkt der Geschichten zu stellen, anschaulich werden lassen. „Mit Klaus wurde das Ruhrgebiet plötzlich in“, sagte Stadthaus.
Aus dem Lachen kaum herausgekommen
Die Gäste kamen beim Zuhören aus dem Lachen kaum noch heraus, wenn die Hauptfiguren in liebevoller Ruhrgebietsmanier mit einem „Halt die Schnauze!“ miteinander kommunizierten. „In den Stücken kommen die Krisenverlierer zu Wort , trotzdem stellte er seine Figuren nie bloß“, betonte Stadthaus.
In den Hörspielen weichen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion auf und die Zuhörer fühlen sich in die Fußball-Kneipe um die Ecke versetzt. Die 23 unterhaltsamen wie satirischen Hörspiele, Lesungen, Interviews, Jazz und Lyrik auf der „Black-Box“ umfassen über 20 Stunden Hörmaterial.
Ein Film über einen ganz normalen Fußballsamstag
Nach etwa einer Stunde setzten sich Regisseur Adolf Winkelmann und Schauspieler Rolf Dennemann an die Mikrofone. Winkelmann führte Regie bei dem Ruhrgebietsfilm „Nordkurve“, der 1993 auf die Leinwand kam. Das Drehbuch schrieb Klaus. „Dieses Drehbuch widersprach allen Kinotraditionen. Normalerweise hat jeder Film einen Held. Hier gab es lauter gleichberechtigte Figuren“, so der Regisseur. Darum wurde „Nordkurve“ kein Film über eine Person, sondern schlicht über einen Samstag. Einen Fußballsamstag.
Da Winkelmann einige Veränderungen am Drehbuch vornahm, protokollierte Klaus den Film im Anschluss. Aus diesem Protokoll lasen die Männer eine Auswahl von Szenen vor. „Man wird sicherlich nicht alles verstehen“, sagte Winkelmann zu Beginn der Lesung. Und so war es, die Zusammenhänge erschlossen sich nicht immer und dennoch hörten die Gäste mit Freude und großem Gelächter zu. Es ging los mit einem Paar bei einer Liebelei am Morgen. „Beweg dich!“, sagte Uschi immer wieder, doch Clemens konnte einfach nicht aufhören, an Fußball zu denken. Winkelmann las seine Passagen herb und trocken, Dennemann antwortete mit einer herrlichen Märchenerzählerstimme. Die Gäste prusteten und kicherten um die Wette. „Ich kannte Michael Klaus vom Sehen, aber erst seit Kurzem beschäftige ich mich mit seinen Stücken. Und was ich hier höre, finde ich wirklich gut und vor allem sehr lustig. Wie trocken und echt Winkelmann und Dennemann vorlesen, einfach toll“, sagte die Zuhörerin Veronika Liebeno vergnügt.