Gelsenkirchen. Konstantin Wecker, charismatischer Sänger, friedensbewegter Liedermacher und Komponist wurde im fast ausverkauften Musiktheater gefeiert. Ein Plauderabend mit vielen Zwischentönen.

Dieser Künstler besitzt viele Talente. Konstantin Wecker, charismatischer Sänger, friedensbewegter Liedermacher, Komponist, Schauspieler und Autor, versteht sich dazu noch auf eine ganz besondere Kunst, auf „Die Kunst des Scheiterns“. So der Titel einer seiner autobiografischen Erinnerungen, in die der prominente Poet am Montag Abend im nahezu ausverkauften Musiktheater im Revier auf Einladung von Emschertainment in einer musikalischen Lesung spannende, berührende, humorvolle Einblicke gab.

Was der 66-jährige Allrounder aus München hier in fast drei Stunden unter dem Motto „Jeder Augenblick ist ewig“ präsentierte, geriet zu weit mehr als einer launigen Lesung. Graue Jeans, graues Hemd über der Hose, pendelte Wecker locker zwischen Lesetischchen und Piano hin und her, um gemeinsam in bester Plauderlaune mit seinen Fans und Freunden sein Leben und seine Liederwelt zu durchstreifen. Launig, kurzweilig, hintergründig, vor allem aber auch wunderbar musikalisch.

Mit dem Song „Leben im Leben“ steigt er ein in einen Soloabend, der von Scheitern und Verlieren erzählt, aber auch vom immer wieder Aufstehen und Weitermachen. Denn auch das ist eine ganz besondere Kunst Weckers, für die ihn die Menschen lieben: die schonungslose, selbstironische Ehrlichkeit, mit der er von persönlichen Pleiten erzählt. Die ja ohnehin immer wieder die Schlagzeilen prägten, wie 1995 seine Verhaftung wegen Kokain-Konsums. Gitter kannte er aber auch schon aus früheren Begegnungen mit der Justiz („Ich könnte meine Biografie auch in Verhaftungen einteilen“).

Es geht ums Tun, nicht ums Siegen

Aber Wecker erzählt auch von geliebten Menschen. Vom Kabarett-Kollegen Dieter Hildebrandt zum Beispiel: „Man kann ja mit 86 Jahren sterben, aber doch nicht der Hildebrandt!“ Von seinen Eltern, die ihm die Liebe zur Lyrik und zur Musik mit auf den Weg gegeben haben: „Papa war Opernsänger. Aber er war nicht auf den Bühnen der Welt zu Hause. Er war zu Hause.“ Und sang dort mit dem Sohn die „Traviata“.

Der Kampf gegen die Kriege der Welt, gegen Ungerechtigkeit, gegen das Vergessen, auch das sind Lebensthemen eines Künstlers, der sich über die verächtliche Bezeichnung „Gutmensch“ maßlos ärgert. Zum klaren Credo seines eigenen Lebens hat Wecker eine Zeile aus seinem Lied über die „Weiße Rose“ gemacht: „Es geht ums Tun und nicht ums Siegen.“

Getan hat Wecker eine ganze Menge, hat immer wieder seine Stimme erhoben gegen jede Form von Ungerechtigkeit. Und gesiegt, gesiegt hat er bei seinem Publikum im Musiktheater auf jeden Fall. Viel Beifall und stehende Ovationen.

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