Gelsenkirchen. . Was macht Gelsenkirchen unverwechselbar? Thomas Willemeit, der Lieblingsarchitekt von Brad Pitt, verrät im Interview, was diesen Ort so einzigartig macht. Sein Plädoyer: Man sollte jungen Leuten mehr Freiräume geben, damit sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen können. So wird die Stadt besonders.
Was macht eine Stadt attraktiv und unverwechselbar? Dieser Frage ging der fünfte Urbane Künste Ruhr Salon in Gelsenkirchen nach. Die WAZ sprach zu diesem Anlass mit dem Architekten Thomas Willemeit, der das Impuls-Referat zum Thema „Stadt-Identitäten“ hielt – und fragte nach, was eine Stadt einzigartig macht und mit welchen Alleinstellungsmerkmalen Gelsenkirchen punkten kann.
Herr Willemeit, was macht eine Stadt wie Gelsenkirchen attraktiv oder unverwechselbar?
Thomas Willemeit: Generell sind Städte attraktiv, wenn es Bewohner gibt, die sie verändern wollen. Oft muss man nur brachliegendes Potenzial bergen.
Wo sehen Sie denn dieses Potenzial in Gelsenkirchen? Und wie könnte man dem Phänomen, dass immer mehr junge Leute aus der Region abwandern, entgegensteuern?
Willemeit: Steuern sollte man eher weniger, ich würde sagen: Man muss einfach mehr zulassen. Es gibt sehr viele junge, kreative Leute, denen man einfach mehr Freiräume geben sollte, ihre Kreativität auszuleben. Eine Stadt, die altert und Risse entwickelt, ist ein perfekter Nährboden für Kreativität. Sie brauchen ja nur nach Berlin zu schauen – die Stadt gilt als attraktiv, obwohl es zugleich eine Stadt mit sehr vielen Brüchen ist. Und die wesentlichen Veränderungen entstehen dort, wo sich kreative Menschen unkontrolliert eine Nische suchen – etwa, um Bars oder Gartenlokale zu eröffnen. So entsteht dort Raum für Veränderung.
Ja, Berlin ist Berlin. Aber lässt sich das auch auf Gelsenkirchen übertragen?
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Willemeit: Auch in Gelsenkirchen gibt es sicherlich Brachflächen, in denen sich junge Leute niederlassen könnten, um ihrer Kreativität freien Raum zu lassen. Die gesamte Region hier hat sich doch wahnsinnig gewandelt in der vergangenen Zeit. Ich musste erst nach Los Angeles ziehen und dort mit meinen Kollegen ein Büro eröffnen, um zu erkennen, wie ähnlich L. A. dem Ruhrgebiet ist: Hier wie dort gibt es diese unverwechselbaren, starken Persönlichkeiten und Typen, es gibt ein stark verzweigtes Netz an Autobahnen, sehr viel Regionalisierung und auch ein bisschen Spießigkeit. Die Parallelen sind wirklich verblüffend.