Gelsenkirchen. Gerüstbauarbeiten an der Doppelbogenbrücke sollten eigentlich seit dem 10. März, 10 Uhr, beendet sein. Darüber waren die Binnenschiffer informiert, hatten sich darauf eingestellt. Ein belgischer Schiffsführer hatte allerdings am Freitagabend das Durchfahrtverbot missachtet und fuhr gegen das Gerüst.
„Die Schifffahrt ist eigentlich pünktlich, wir haben keine Verzögerung.“ Sagt Binnenschiffer Hans-Werner Mnich. Die Betonung liegt im speziellen Fall allerdings auf „eigentlich“. Denn er und seine Frau Gudrun samt Sohn Torsten müssen aller Voraussicht nach bis heute um 14 Uhr eine Zwangspause einlegen.
Mnichs „MS Salisso“ liegt im Oberwasser des Rhein-Herne-Kanals vor der Schleuse Gelsenkirchen. Mit 745 Tonnen Raps, am Freitag bei Magdeburg gebunkert, an Bord. Geplante Ankunft am Zielhafen Mannheim: Mittwochmittag.
Ausgerechnet ein Berufskollege hat die eineinhalbtägige Fahrtunterbrechung für Familie Mnich und eine Reihe weiterer Schiffer verursacht. Wegen Gerüstumbauarbeiten an der Doppelbogenbrücke über den Rhein-Herne-Kanal am Nordsternpark herrschte hier von Freitagabend bis Montagmorgen 10 Uhr ein Durchfahrtsverbot. Über Funk waren die Binnenschiffer informiert, hatten die „Brückenpause“ in ihre Fahrzeit eingeplant.
Ermittlungen wegen gefährlichen Eingriffs in den Schiffsverkehr
Der belgische Schiffsführer, mit 2140 Tonnen Kohle an Bord von Rotterdam nach Wanne unterwegs, wollte von Pause offensichtlich nichts wissen. Nach Information der Wasserschutzpolizei hatte er die Funkorder ebenso ignoriert wie die Warnbojen vor der Brückenbaustelle. Der Schiffer prallte erst gegen die Bojen – und dann gegen das Baugerüst an der Doppelbogenbrücke. Als wenn das nicht schon genug wäre, fuhr er nach Polizeiangaben obendrein einfach weiter.
Den Ordnungshütern zu Wasser ist der belgische Schiffsführer inzwischen bekannt. Gegen ihn wird wegen gefährlichen Eingriffs in den Schiffsverkehr ermittelt.
Für den finanziellen Schaden kommt niemand auf
Schwacher Trost für Familie Mnich. Dass die Durchfahrt länger als geplant gesperrt bleibt, sei schlicht „höhere Gewalt“. Für den finanziellen Schaden – Mnichs haben einen durchschnittlichen Tagesumsatz von 1000 Euro – kommt niemand auf. Was die Drei ärgert: Hätten sie früher von der Verzögerung gewusst, wären sie über den Wesel-Datteln-Kanal zum Rhein gefahren.