Gelsenkirchen. Gefühlte 40 Grad herrschten im Festzelt an der Königswiese. Und das nicht nur beim Auftritt der Stars des Abends, der Kölner Band „Brings“. Auch Gelsenkirchen weiß, wie man feiert. Sogar mit einer eigenen Mottolied-Queen.

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„Dat is ja geiler wie zu Hause“, schreit Peter Brings begeistert ins Mikro. Die Menge der 1700 Jecken jubelt lautstark zurück, während die Kult-Band aus Köln ihren aktuellen Hit anstimmt: „Ich bin nur ne Kölsche Jung, un mie Hätz, dat litt mer op d’r Zung.“

Vier Stunden früher: Die Bühne ist voll. Vertreter aller Karnevalsvereine der Stadt drängeln sich dicht an dicht. Die Party zum Rathaussturm im Festzelt auf der Königswiese ist eröffnet. Ein letztes Mal vor Aschermittwoch darf sich Frank Baranowski an die Jecken wenden: „Die Stadt ist jetzt in Narrenhand – macht etwas Vernünftiges draus.“

Narren liegen sich singend in den Armen

Ilona Goldstein lässt sich das nicht zweimal sagen. „Die Perle von Erle“ sorgt jetzt für Musik. „Du kannst nicht treu sein“, schmettert sie ins Mikro, tanzt dazu in ihrem hautengen Kleid und mit roter Perücke. Die Karnevalisten feiern sie, tragen sie auf Händen. Sie dankt es ihnen mit „Mein Herz, es brennt“. Dazu tanzen Prinzessinnen mit Froschkönigen, Marienkäfer mit Piraten. Der Saal kocht. In mehr als einer Hinsicht. Gefühlt herrschen hier 40 Grad. „Trallafitti“ nimmt das gelassen, heizt der Menge mit Piratenliedern ein. „Mer kumme mit alle Mann vorbei“ von den „Höhnern“ ist dabei und „Pirate“ von Kasalla in einer Ruhrpott-Version. Das Publikum rudert dazu eifrig mit, während die Party-Band ihren Auftritt krönt mit „Westerland“.

Um kurz nach neun übernimmt dann die „Marie-Luise Nikuta des Gelsenkirchener Karnevals“, wie Hans-Georg Schweinsberg Anette Schwenzfeier ankündigt. Mit ihren Steigenbergern präsentiert sie einmal mehr ihr diesjähriges Mottolied „Karneval total“. Doch sie kann mehr. Mit einem Potpourri Kölscher Tön sorgt sie für Stimmung, dann packt sie einen der großen Hits von Tommy Engel aus: „En unserem Veedel“. Die Narren liegen sich singend in den Armen.

"Kumm, lommer heimjon"

Es ist eine riesige Sause. Nach Weiberfastnacht sieht sie aber nicht immer aus. Als aber um kurz vor zehn die Mädchen auf ihre Kosten kommen, gibt es kein Halten mehr. Die „Energiebündel“, das Männerballett der Narrenzunft, betritt die Bühne. Zu einem Hitmix zeigen sie ihre humorvolle Show, bringen die Frauen zum Schreien, als sich die ganz normalen Männer aus allen Altersgruppen lasziv an den verlängerten Rücken fassen. Großartig, diese jecken Jungs, die hier gefeiert werden wie Helden.

Viertel vor Elf: Die Techniker von Brings kommen auf die Bühne, bereiten im Hintergrund alles vor. Nur fünf Minuten später sind die Kölsch-Rocker im Schottendress auch schon da. „Halleluja“ ist der erste Titel – einer, der immer geht und den jeder mitsingen kann. Es folgen „Sulang mer noch am lääve sin“, „Man müsste nochmal 20 sein“ und natürlich „Superjeilezick“. Um kurz nach elf verabschieden sie sich auch schon wieder von den lokalen Narren. Sie schließen nicht aus, wieder zu kommen. Dann singen sie eine der schönsten Balladen aus ihrem Repertoire: „Kumm, lommer heimjon“.