Gelsenkirchen. Marion Szarfaczyk (53) ist Karnevalistin aus Überzeugung. Seit 21 Jahren näht die gelernte Schneiderin diee Kostüme für Showtanz-, Funken- und Minigarde. Weiberfastnacht aber ist sie privat unterwegs – natürlich verkleidet. Wie, das weiß sie noch nicht.
Heute ist sie ganz privat unterwegs. Als Hippie oder Raubkatze, als Engel, Vamp oder Cowgirl? Keine Chance auf eine Antwort. Das bleibt Marion Szafarczyks Geheimnis. „Mir ist noch nichts eingefallen.“ Na, wenn sie da mal nicht flunkert, die Kostümschneiderin der Bismarcker Funken. Aber damit meint sie es ernst: Weiberfastnacht taucht sie ab, die gute Fee der Karnevalsgesellschaft. Keine Elferrätin, keine Uniform. Vor allem: Keine Nähte ziehen, keine Pailletten annähen, keine Hose enger oder weiter machen ...
Im 21. aktiven Kostümschneider-Jahr sei sie die Näherei manchmal leid. „Wenn die Mädels dann aber traurig gucken – da kann man einfach nicht nein sagen.“ Marion Szafarczyk lacht, str eicht das Kostüm des Tanzmariechens der Minigarde glatt. Und vergisst, dass es bei ihr daheim im Wohnzimmer gerade mal wieder aussieht, „als hätte eine Bombe eingeschlagen“.
Bis zum 11. 11. muss alles fertig sein
Daheim, das ist ein gutes Stichwort. Schon im Sommer geht der Karneval bei der 53-Jährigen los. Stoffe, Schnittmuster, Anproben ... ihre Wohnung ist Schauplatz für Showtanzgarde, Funkengarde, Minigarde und die Fünkchen. Ihr Vorteil: Sie hat das Handwerk von der Pike auf gelernt. „Ich komme aus der Industrieschneiderei und mache alles mit der Maschine.“
Biene Maja und Matrosen, blaue Weltraumkostüme für die Star-Wars-Show, den kleinen Schmetterling, das Outfit für „Le Mirage“... „Ich kaufe jedes Jahr neue Schnittmuster.“ Wobei, eine kleine Einschränkung gibt’s da schon. „Die Hosen sind vom Schnitt eigentlich gleich.“ Auch die von den Elviskostümen, die sie im vergangenen Jahr genäht hat. In den Damengrößen 36 bis 44 bewegten die Showtanz-Mädels das grüne, glitzernde Outfit über die närrischen Bühnenbretter. Ganz gleich übrigens, welche Kostüme für die Tanzgarden gebraucht werden, „bis zum 11. 11. müssen sie fertig sein“. Da gibt’s kein Pardon.
Mit der Näherei für die Bismarcker Funken hat Marion Szafarczyk angefangen, als ihre älteste Tochter 1991 mit damals sechs Jahren in die Minigarde eingetreten ist. Da hat Mutter Marion eben für alle kleinen Hüpfer genäht, „und dann entwickelte sich eben das weiter“. Sie schmunzelt. Auch ihre eigenen Aktivitäten als Funken-Mitglied entwickelten sich. Bis zum Elferratsmitglied. Rund 150 Euro Wert hält die 53-Jährige mit dem Mini-Solomariechen-Kostüm in Händen. Reine Materialkosten, versteht sich. „Manchmal muss man sich bei Kostümen heute wirklich überlegen, was billiger ist: kaufen oder nähen.“