Gelsenkirchen. . Bei der zweiten Tagung rund ums Thema Inklusion im Hans-Sachs-Haus ging es darum, die guten Ideen in gute Taten umzusetzen. In Arbeitsgruppen wird nun ein Aktionsplan erarbeitet, der zum Jahresende fertig sein soll. In den Gruppen wurde denn auch Klartext geredet.

„Nicht ohne uns über uns!“ lautet der Leitspruch des Gelsenkirchener Großprojekts „Herausforderung Inklusion“. Im November waren Ideen gesammelt worden, um das Projekt voranzutreiben, nun wird konkretisiert. Denn „ob man Barrierefreiheit deklariert oder wirklich lebt, ist ein großer Unterschied“, sagt Sozialdezernentin Karin Welge.

Den guten Absichten sollen nun also gute Taten folgen. Kommunale Strukturen und Angebote sollen zeitnah ausgebaut werden, dies fordere so auch der Rat der Stadt. „Inklusion beschränkt sich nicht auf Menschen mit körperlichem Handicap, sondern meint allgemein eine Stadtgesellschaft, die niemanden ausgrenzt. Ob es sich um Ausgrenzung wegen einer Behinderung, des Geschlechts, der Ethnie oder der sexuellen Orientierung handelt, spielt keine Rolle“, so Dr. Wilfried Reckert, Beauftragter für Fragen des Alters in der Stadt.

Menschen teilhaben lassen

Besonders wichtig sei es, alle Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen, darum müsse man gerade in Sachen Bildung auf Inklusion setzen. „Die Eltern teilen sich hier in zwei Lager, die einen haben Angst, dass ihre Kinder so auf der Strecke bleiben, die anderen können es gar nicht mehr abwarten, bis ihr Nachwuchs gemeinsam mit Kindern, etwa mit Handicap oder aus einer anderen Kultur, miteinander und voneinander lernt,“ so Karin Welge.

Die Gebärdendolmetscherin Maren Männel übersetzte die  Ansprache des Seniorenbeauftragten Dr. Wilfried Reckert.
Die Gebärdendolmetscherin Maren Männel übersetzte die Ansprache des Seniorenbeauftragten Dr. Wilfried Reckert. © WAZ

Ein Trend gehe momentan jedoch leider zur Exklusion. „Ob Arbeitslose, Migranten oder Menschen mit Behinderung, die meisten haben kaum eine Chance, Teil der Gesellschaft zu werden“, betont Reckert bedrückt, denn sie würden ausgegrenzt. Ein Handicap bedinge häufig ein weiteres Ausgrenzungsstigma. So seien Menschen mit Behinderung oder psychischen Erkrankungen häufig arbeitslos. Ein Teufelskreis, aus dem es oft kein Entkommen gebe.

Bei sich selbst anfangen

In sechs Arbeitsgruppen haben nun engagierte Gelsenkirchener die Prioritäten herausgearbeitet, um möglichst bald etwas zu verändern. Die Gruppen beschäftigen sich mit den Punkten Partizipation, Sensibilisierung der Öffentlichkeit, Barrierefreie Infrastruktur, Teilhabeplanung, Inklusive Bildung und Lebenskultur sowie Politische Vertretung der Menschen mit Handicaps. Dass jeder bei sich selbst anfangen muss, haben die Gruppen bereits bewiesen. Denn nicht nur, dass die Redner bei ihren Vorträgen von zwei Gebärdendolmetscherinnen unterstützt wurden, in den Arbeitsgruppen fanden sich außerdem noch Menschen mit verschiedensten Berufen, unabhängig von Geschlecht, Ethnie oder Handicap zusammen, um gemeinsam zu arbeiten.

Volles Haus bei der 2. Konferenz im Hans -Sachs-Haus.
Volles Haus bei der 2. Konferenz im Hans -Sachs-Haus. © WAZ

Die nächsten Ziele: Bürger sensibilisieren, Ängste nehmen, praktische Dinge wie barrierefreies Bauen als Grundsatz für Privatleute verankern, Rücksicht auf geistige Behinderung und psychische Erkrankung im Gesundheitswesen und im Alltag angehen. Bis Ende 2014 soll ein Aktionsplan stehen und dann bald umgesetzt werden.