Gelsenkirchen. Der Kauf ist unkompliziert, und sie schmecken nach Schokolade oder Apfel: Shishas-to-go sind der neue Trend bei den Schülern Gelsenkirchens. Ein Schulleiter hält sie für nicht ungefährlich. Zum einen als Einstiegsdroge, zum anderen, weil niemand weiß, was eigentlich im Tabak drin ist.
In einer der Achter-Klassen sind die Shishas-to-go aufgefallen, nachdem 13- und 14-jährige Schüler sich untereinander damit versorgten und Eltern sich bei der Schulleitung meldeten. Mehr Gesundheitserziehung in allen Klassen ist an der Gesamtschule Berger Feld die Folge, auf dem Schulgelände sind die kleinen Shishas inzwischen verboten. „Aber wir sind kein Einzelfall“, ist Schulleiter Georg Altenkamp (66) überzeugt. „Der Verbreitungsgrad an den Gelsenkirchener Schulen ist hoch.“ Deshalb möchte er Eltern sensibilisieren, weil „anzunehmen ist, dass die Shishas gesundheitsgefährdend sind“.
„Energy Drink“ steht seltsamerweise auf der Verpackungshülse, in der die Shisha steckt. Es ist ein handelsübliches Modell, kostet 7,50 Euro und verspricht 600 Züge. Der Aufdruck (in englischer Sprache) warnt vor dem Konsum durch Unter-18-Jährige. Angabe der Inhaltsstoffe? Fehlanzeige. Wie könne solch ein Produkt ohne Kennzeichnung in den Handel kommen, wundert sich der Schulleiter.
Abgrenzung von Tabakprodukten
Optisch erinnert die Shisha-to-go an eine E-Zigarette. Wenn man an ihr zieht, glimmt an der Spitze als künstliche Glut eine rote LED. Dahinter liegen eine Batterie und eine Flüssigkeit aus verschiedenen Inhaltsstoffen. Sie wird beim Ziehen elektrisch verdampft. Der feine Nebel schmeckt dann nach Schokolade oder Apfel. „Kein Nikotin, kein Teer, keine Gefahr“, so bewerben Händler im Internet ihre Produkte. Altenkamp: „Die Abgrenzung von Tabakprodukten heißt doch nicht automatisch, dass die Shisha-to-go gesund ist.“ Bei Jugendlichen ab 16 sei die Shisha „ein großes Thema, weil sie glauben, dass sie gesünder ist als Zigaretten und sie cool ist“, sagt Katharina Küsgen von der Drogenberatung Gelsenkirchen.
„Das Ganze ist eine Grauzone“, ist der Schulleiter überzeugt. Welche Inhaltsstoffe sind in den Shishas-to-go? Wer kontrolliert die Altersgrenze für den Verkauf? Nicht die Polizei. „Nur wenn die Inhaltsstoffe gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen, ist die Polizei zuständig“, sagt Polizeisprecher Guido Hesse. Und so können Jugendlichen und Kinder die Shishas-to-go ganz legal kaufen. In Shisha-Läden, Tankstellen, Kiosken – man muss in Gelsenkirchen nicht lange suchen, um fündig zu werden.
Shisha-to-go verleitet zum Rauchen
Im Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), zuständig für Verbrauchergesundheit, beschäftigt man sich nicht damit, verweist aber auf die Stellungnahme zu Wasserpfeifen und E-Zigaretten (danach kann eine krebserregende Wirkung nicht ausgeschlossen werden) und an das NRW-Verbraucherschutzministerium (das wiederum an das BfR verweist).
Der Selbstversuch ist Georg Altenkamp (Nichtraucher) „gewaltig auf den Magen geschlagen“. Er ist überzeugt, dass bei häufigerem Konsum die Shisha-to-go zur Einstiegsdroge werden kann, denn die Hemmschwelle, auf andere Rauch- und Tabakprodukte zurückzugreifen, werde durch das bereits vertraute Einatmen von fruchtig schmeckendem Dampf gesenkt.