Gelsenkirchen. Fünf-Zentner-Sprengkörper lag in fünf Metern Tiefe auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Alma. 300 Einwohner im Stadtteil Gelsenkirchen-Ückendorf evakuiert.

Sein Job „kennt keine Routine“, für Heinz-Dieter Berchem wäre sie „gleichbedeutend mit dem Tod“ – der verheiratete Familienvater ist Truppführer beim Kampfmittelräumdienst.

Seinen ruhigen Fingern, über Jahrzehnten gestählten Nerven und letztlich seinem großen Fundus an Wissen ist es zuzuschreiben, dass die US-amerikanische 250-Kilogramm Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg an der Almastraße im Stadtteil Ückendorf nunmehr ihre letzte Reise antritt, erst ins Zwischenlager nach Münster, später in einen Zerlegebetrieb im Sauerland. „Vielleicht wird aus dem Altmetall mal ein Autoblech“, sagt der 60-jährige Experte.

„Alles glatt gelaufen“, hatte der Feuerwerker nach einer knappen halben Stunde unter Vollkonzentration per Funk durchgegeben, als er den Aufschlagzünder der „halb-panzerbrechenden Sprengbombe“ – Codename SAP – in Händen hielt. In Kürze wird Heinz-Dieter Berchem seine 600. Killermaschine außer Gefecht gesetzt haben.

Etwa 30 Kräfte vor Ort

Aufatmen beim Waldemar Kinzel, Teamleiter des Ordnungsdienstes und bei Ralf Feldmann, 1. Polizeihauptkommissar. Mit knapp 30 Kräften hatten sie das Gelände der ehemaligen Zeche Alma im Umkreis von 300 Metern (Almastraße/Grollmannstraße) abgeriegelt. Viel zu tun gab es für sie nicht. Mal war es ein Radfahrer, der umgeleitet wurde, mal ein ortsfremder Handwerker.

„Wir hatten die Anwohner vorab mit Laufzetteln von der Evakuierung unterrichtet“, sagt Kinzel. Für die meisten der 300 Anwohner kein Problem, sich darauf einzurichten, sie nutzten die Zeit beispielsweise für Einkäufe. Nur etwa zehn Menschen, darunter ältere oder gesundheitlich angeschlagene, bezogen kurzzeitig Quartier in der Sporthalle an der Hohenfriedberger Straße. Für sie standen Helfer von DRK und Johanniter bereit.

Nichtsdestotrotz überprüfte der Ordnungsdienst zweimal noch Häuser und Umfeld, ehe es ernst wurde. Unterstützung aus der Luft erhielten die Männer dabei von „Hummel 5“, einem Polizeihelikopter – für den Fall, dass sich doch noch ein Hundeführer auf dem Gelände an der alten Rennbahn verirren würde. Das fliegende Auge hatte auch die für eine halbe Stunde gesperrten Gleise zwischen Gelsenkirchen und Wanne-Eickel im Blick. Alarm gab es aber keinen.

Die Bombe war übrigens bei Sanierungsarbeiten gefunden worden, nach dem Bergbau hatte sich ein Mineralienhandel auf dem Gelände angesiedelt. Beim Ausschachten – es befinden sich noch zwei leere Tanks im Boden – war der Sprengkörper gefunden worden. Und davon gibt es im Ruhrgebiet noch jede Menge, wie Heinz-Dieter Berchem weiß: „Gut 40 Jahre werden wir damit noch zu tun haben“, sagt der Feuerwerker und zitiert dabei amtliche Hochrechnungen. „Auch in Gelsenkirchen“.