Gelsenkirchen.

Wenn Burkhard Rüberg am heutigen Donnerstag sein 67. Lebensjahr vollendet, wird er sich auch an den Gedanken gewöhnen müssen, Abschied zu nehmen. Für mehr als 20 Jahre stand er als Finanzvorstand an der Spitze der Bogestra. Er kam in schwieriger Zeit, die Zahlen, deren Herr er werden sollte, stimmten nicht.

Eine Restrukturierung, ein Umbau stand bevor. An seine ersten Eindrücke erinnert sich der gebürtige Sauerländer (Menden) sehr gut. „Das lief ab wie in einer Behörde.“

Nicht überall war Begeisterung

Die Pläne, dass es nun nach anderen Maßstäben weiter gehe, stießen nicht überall auf Begeisterung. Für viele Beschäftigten bedeutete dieser Umbau des Nahverkehrsunternehmens ebenfalls Abschied zu nehmen von gewohnten Prozessen und Strukturen. „Wir haben damals verrückte Dinge gemacht“, erinnert sich Rüberg. „Es gab den heißen Stuhl, ich habe mich als Vorstand auf diesen Stuhl gesetzt und auf Augenhöhe mit den Beschäftigten diskutiert.“ In einem Schullandheim im Sauerland fanden über 100 solcher Begegnungen statt.

Rüberg wollte keine von oben verordnete Restrukturierung. Die Mitarbeiter sollten mitgenommen werden. Damals seien die Grundlagen für einen auch heute noch im Unternehmen stattfindenden Dialog gelegt worden. Mit konkreten Auswirkungen. Gab es 1993 im Jahr 51 Verbesserungsvorschläge, hatte sich die Zahl drei Jahre später mit 213 mehr als vervierfacht. Die Fahrgastzahlen kletterten von 91 Mio. (1991) auf 145 Mio. in 2012. Gleichzeitig gelang es, die Finzanzzuwendungen der Kommunen von 71,8 Mio. auf heute 59,5 Mio. Euro zu drücken.

Ein wichtiger Entwicklungsschritt

In Rübergs Zeit fällt auch die erste Erweiterung des Schienennetzes seit über 40 Jahren. Die Verlängerung der Straßenbahnlinie 310 in Langendreer wird in der Bogestra als ein wichtigen Entwicklungsschritt angesehen. Mitarbeiterbefragungen ergaben eine Zufriedenheit von über 80 Prozent. Der scheidende Finanzvorstand sieht die Bogestra auf einem guten Weg. Dem Unternehmen mit seinen rund 2200 Mitarbeitern sei es etwa gelungen, 115 Kundenbetreuer über ein Projekt mit ehemaligen Langzeitarbeitslosen zu gewinnen. 50 ehemals Arbeitslose konnten zu Fahrern umgeschult werden. Heute seien alle Busse niederflurtauglich, bei den Bahnen 50 Prozent.

Der gelernte Rechtsanwalt ist verheiratet und Vater dreier Kinder. Neben seinen Hobbys Joggen, Schwimmen und Radfahren ist er ein begeisterter Hobbykoch – und dafür hat er bald Zeit satt.