Gelsenkirchen. . Nach einer tödlichen Kohlenmonoxid-Vergiftung im Haus fürchtete ein Nachbar ein weiteres Unglück. Seine Heizung war längere Zeit defekt und verströmte Kohlenmonoxid. Sein Vermieter, kritisiert Ulrich Komoßa (54), vernachlässige seine Pflichten und auch die Schornsteinreinigung würde nicht regelmäßig durchgeführt.
Für Ulrich Komoßa (54), Mieter einer Wohnung in der Polsumer Straße 117, war es nur eine Frage der Zeit, dass etwas Schlimmeres passiert. Nach dem Tod einer jungen Nachbarin richtet er schwere Vorwürfe in Richtung Eigentümer, der Griffin Rhein-Ruhr. Die Wohnungsgesellschaft, beziehungsweise deren Unternehmen, die in deren Auftrag die Häuser in Schuss halten sollen, würden Pflichten vernachlässigen und Mieter gefährden. So sei es bei ihm der Fall.
Seine Wohnung verfügt über eine, „veraltete“, wie er sagt, Etagengastherme, die Kohlenmonoxid ausstößt. Dies habe der Bezirksschornsteinfeger festgestellt. Demnach bestünde zunächst keine akute Gefahr. Doch er müsse die Fenster geöffnet halten, zumindest auf Kippe stehen lassen. „Ein Super-Tipp im Winter“, sagt der ehemalige Studiomusiker entnervt.
Die Ehefrau starb an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung
Seit drei Jahren habe er den Zustand moniert. Seit dem tödlichen Unfall im Haus am Montag, 18. November, als eine 20 Jahre alte Frau an den Folgen einer Kohlenmonoxid-Vergiftung starb, weil ein Dohlennest den Schornstein verstopfte, fühlt er sich und seine körperbehinderte Lebensgefährtin noch unwohler in den eigenen vier Wänden. Er zweifelt an, dass die Schornsteine regelmäßig gereinigt wurden. „Aus den Nebenkosten-, Betriebskostenabrechnungen der vergangenen Jahre ergibt sich, dass erst 2012 einmal wieder die Schornsteine gereinigt wurden. Ich vermute, vor ca. 1,5 Jahren. Im schlimmsten Fall kann es sein, dass zuletzt hier 2008/2009 die Schornsteine gereinigt wurden, im besten Fall im Frühjahr 2012“, sagt er.
Dem widerspricht allerdings der zuständige Bezirksschornsteinfeger Detlev Augustin. Die Reinigung sei, wie es vorgeschrieben ist, regelmäßig erfolgt. Einmal pro Jahr werden die Schornsteine gereinigt.
Vertrauen in Eigentümer, Hausverwaltung und Schornsteinfeger verloren
Im Falle der defekten Heizungsanlage, aus der das giftige CO-Gas ausströmt, habe Detlev Augustin die zuständige Verwaltung, die WBV Centuria angeschrieben und eine zweiwöchige Frist gesetzt, erklärte er gegenüber der WAZ. Am 22. November ist der CO-Ausstoß festgestellt worden. „Passiert ist erst einmal nichts“, sagt Ulrich Komoßa. So wie sich die Lage darstellt, hat offensichtlich der Bezirksschornsteinfeger nicht umgehend gehandelt.
„Das Schreiben des Schornsteinfegers ging bei der WVB Centuria erst am Freitag, 6. Dezember, in der zentralen Poststelle ein und lag der Verwaltung in Gelsenkirchen am Montag, 9. Dezember, vor“, beantwortete die WVB-Centuria die WAZ-Anfrage am Dienstag schriftlich. Umgehend habe man reagiert und einen Termin ausgemacht. Der Defekt an der Therme wurde am gestrigen Mittwoch behoben.
Ulrich Komoßa, der von Kindesbeinen an (seit 1959) in der Wohnung in der Polsumer Straße lebt, hat mittlerweile das Vertrauen in Eigentümer, Hausverwaltung und Schornsteinfeger verloren. Er ist unter anderem auch deswegen nun auf Wohnungssuche.