Gelsenkirchen. Wissenschaftler und Politiker diskutierten im Gelsenkirchener Wissenschaftspark über das Thema Energiewende. Mehr Landschaft als Freiraum.

Das Solardach auf dem Wissenschaftspark gilt als Vorzeigeprojekt, wie die Zukunft der Energiegewinnung aussehen könnte. Politiker, Wissenschaftler, Wirtschafts- und Kommunalvertreter diskutierten in der Gelsenkirchener Innovations-Schmiede über das Thema „Stadt macht Energie – Energiewende als Motor eines erfolgreichen Strukturwandels“.

Die regenerative Energie bei der Stromerzeugung steckt im Revier und erst recht in Gelsenkirchen noch in den Kinderschuhen. Im Land liegt der Anteil der erneuerbaren Energien bei etwa acht, in Gelsenkirchen bei 1,4 Prozent. Norbert Römer, SPD-Fraktionsvorsitzender im Landtag, setzt auf Kooperationsmöglichkeiten zwischen den kommunalen Familien, um ehrgeizige Ziele zu erreichen.

Fossile Stoffe bei der Energiegewinnung

Reiner Priggen, Fraktionschef der Grünen, sieht bei der Energiewende auch RWE mit im Boot. „Wir brauchen das ganze Land und müssen zeigen, dass wir es im Wettbewerb mit Nord und Süd auch können.“ Einig sind sich Politiker, dass auf fossile Stoffe bei der Energiegewinnung noch nicht verzichtet werden könne. Die Nah- und Fernwärmeversorgung im Ruhrgebiet hat eher bescheidene Ausmaße, nur ein geringer Teil der Gebäude ist energetisch saniert.

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Professor Dr. Franz Lehner, Leiter des Projekts CultNature, sieht ein Missverhältnis zwischen Planung und Umsetzung beim Thema erneuerbare Energien: „Nur in der Idee sind wir weit vorne, doch Innovations- und Wachstumschancen haben wir über Jahre verpasst.“ Er fordert, Bioenergie aus urbanen Quellen zu gewinnen. Seine Kritik: Mit Brachflächen werde nicht sinnvoll umgegangen. Ein Quadratmeter nicht erneuerbarer Boden sei billiger als ein einfacher Teppich. Der Wissenschaftler ist überzeugt, dass mit neuen Ideen zur Stadtentwicklung etwa Parkanlagen sich selbst finanzieren könnten. Es sei nicht zu verstehen, dass eine Kommune wie Gelsenkirchen für die Entsorgung von Rasenschnitt bezahlen müsse. Sie sollte davon profitieren können, wenn sie zweimal jährlich „erntet“. Er sieht Gras und Wildpflanzen als Potenzial für die Gewinnung von Biogas. „In fünf Jahren sind die so wirkungsvoll wie heute der Mais.“

Entstehung von Biomasse-Parks

Zwei Beispiele für gelungene Nutzung ehemaliger Industrieflächen nannte Professor Dr. Hans-Peter Noll, Chef der RAG-Montan-Immobilien. Auf dem Gelände der ehemaligen Kokerei Hassel und auf dem ehemaligen Zechengelände von Hugo entstehen Biomasse-Parks. Es ginge darum, meinte Noll, Wunden in der Stadt zu heilen und Konzepte zu finden, die akzeptiert würden, sinnvoll seien und sich in ästhetischer Gestaltung umsetzen ließen. Hans-Peter Noll: „Wenn wir Grün vernetzen wollen, geht das nur regional.“

Landschaftsarchitekt Dr. Andreas Kipar hielt ein Plädoyer für die grüne Stadt. Die eigentliche Infrastruktur sei die Landschaft als Freiraum. „Der Park der Zukunft ist der, der produziert, die Stadt prägt, gemeinsam kultiviert wird und Nachbarschaften fördert.“ Von dieser „CultNature-Philosophie will er auch Oberbürgermeister Frank Baranowski überzeugen.