Gelsenkirchen. Chor Herz Jesu Hüllen besteht seit 1913. Trotz Fusion im Jahr 2007 mit dem Bulmker Chor „Heilige Familie“ bleibt die Zukunft der Chöre ungewiss

„Es sind die Menschen, um die es geht, nicht in erster Linie die Stimmen“, das sagt Kirchenmusiker Wolfgang Ballhausen über seinen Chor Herz Jesu Hüllen. Der Chor besteht seit nunmehr 100 Jahren. Er schaut gleichzeitig zurück auf eine traditionsreiche Geschichte und in eine unbekannte Zukunft.

Erst Männer-, dann gemischter Chor

1913 wurde der „Pfarr-Cäcilienchor Herz Jesu“ gegründet, damals noch als reiner Männerchor. Doch nach dem Krieg wurde der Sangesverein auch für Frauen geöffnet. „Wahrscheinlich sind damals viele Männer im Krieg gefallen und um den Chor aufrecht zu erhalten, durften auch die Frauen mitkommen“, spekuliert Ballhausen. Wenig später allerdings wurde die Chorgeschichte für 13 Jahre unterbrochen. Woran das genau lag, kann auch der Kirchenmusiker und heutiger Chorleiter nicht beantworten: „Die einen sagen, es lag an der Leitung, die anderen meinen am Pfarrer.“

1968, nach dem zweiten Vatikanischen Konzil, gründete sich der Herz Jesu Chor Hüllen neu. Von nun an wurde geistliches Liedgut in deutscher Sprache gesungen, vorher war es ausschließlich in Latein. Geselligkeit und Zusammenhalt waren und sind zentrale Teile der Chorarbeit. Und es wurde der Grundstein zur Chorfreundschaft mit Herz Jesu Wanne-Nord gelegt, wie Wolfgang Ballhausen erzählt: „Einige Hüllener Mitglieder haben in Wanne in Haus gebaut und dort einen Chor gegründet. So entstand ein Austausch zwischen Wanne und Hüllen.“

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Fusion mit dem Chor der Heiligen Familie Bulmke

2007 dann die Fusion mit dem Chor der Heiligen Familie Bulmke: Ein nicht ganz einfacher Schritt, der aber unumgänglich war. Ballhausen war damals bereits Chorleiter beider Chöre, was die Zusammenlegung einfacher machte. „Wir haben ähnliche Stücke gesungen und ich habe versucht, an jedem Chormitglied fest zu halten.“

Die beiden ehemaligen Chöre sollten gleichberechtigt sein. Geprobt wird seitdem quartalsmäßig abwechselnd in Hüllen und Bulmke. Die Mitgestaltung der Gottesdienste wird ebenfalls abwechselnd gehandelt. Die Fusion ist gut gelungen.

Trotzdem sind die Blicke in die Zukunft weniger zufriedenstellend. „Die Chormitglieder werden immer älter, Jüngere kommen nicht nach.“ Immer öfter werden Messen mit anderen Chören zusammen gestaltet, damit eine Mindestanazahl der Sänger vor Ort ist. „Ich vermute, dass es in Zukunft nur noch einen großen Chor pro Großgemeinde geben wird“, sagt Ballhausen. „Das hört sich erstmal erschreckend an, aber mit einer gleichberechtigten, guten Organisation kann das klappen.“