Gelsenkirchen. Nach dem tragischen Tod einer 20-jährigen Gelsenkirchenerin durch eine Kohlenmonoxid-Vergiftung prüfen die Schornsteinfeger nun die Kamine in der Umgebung auf weitere Dohlen-Nester. Die Zahl der Vögel hat erheblich zugenommen und in den warmen Kaminen fühlen sie sich wohl.

Ein tragischer Unfall ereignete sich in Hassel. Dabei kam eine 20 Jahre alte Frau ums Leben. Sie war in ihrer Wohnung an der Polsumer Straße an den Folgen einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben. Die giftigen Dämpfe drangen durch den Schornstein in die Wohnung. In dem Schornstein hatten Dohlen ein Nest gebaut und den Rauchabzug verstopft. Ein Dohlengitter, das den Nestbau verhindert hätte, gab es in dem Schornstein nicht. Entdeckt wurde die Tote durch ihre Mutter, die die junge Frau am frühen Montagabend aufsuchte.

Die gewissenhafte Frau war nicht auf der Arbeitsstelle erschienen, hatte sich den Tag über nicht gemeldet. Sie arbeitete in einer Schule. Telefonisch wurde auch bei der Mutter nach dem Verbleib ihrer Tochter gefragt. Sie wusste es nicht.

Mutter machte sich Sorgen

Am Sonntagabend um 19 Uhr hatte sie noch mit ihr gesprochen. Als aber im Verlauf des Montags mehrere Telefonate und Nachrichten unbeantwortet blieben, machte die Mutter sich große Sorgen und begleitet von weiteren Angehörigen auf den Weg zur Polsumer Straße. Sie fand ihre Tochter leblos vor, bemerkte einen rauchigen Geruch und alarmierte die Rettungskräfte.

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Die Feuerwehr stellte durch Messungen einen extrem hohe Kohlenmonoxydgehalt in der Raumluft fest. Nachdem die Wohnung, direkt unter dem Dach gelegen, durchlüftet war, betraten Rettungskräfte und der Notarzt die Räume. Der Arzt konnte aber nur noch den Tod feststellen. Die Mutter erlitt einen schweren Schock.

„Es war eine Kette von unglücklichen Ereignissen, die zu dem Tod der jungen Frau führte“, weiß Bezirksschornsteinfegermeister Thomas Planz (48). In den nächsten Tagen stand der Schornstein zur turnusmäßigen Reinigung an. Das Nest wäre dabei wohl entdeckt worden. Auch die Abschaltungssysteme der Heizung wurden ausgehebelt, vermutet Planz.

Robin Lindemann (Azubi) mit einem Dohlennest.
Robin Lindemann (Azubi) mit einem Dohlennest. © Thomas Goedde

Die sechs Wohnungen in dem Haus werden von drei unabhängig voneinander funktionierenden Gasthermen beheizt. Bei einem geschlossenen Heizsystem hätte die Notfallabschaltung wohl funktioniert. So aber zog das Kohlenmonoxid der beiden anderen Thermen in die Wohnung der 20-Jährigen. Es ist ein gefährliches Gas. Farb- und geruchlos kann es nicht wahrgenommen werden. Das Kohlenmonoxid drang vermutlich in der Nacht in die Wohnung, als die junge Frau schlief.

Dohlennest auch im Schornstein des Nachbarhauses

Schornsteinfeger Planz und seine Mitarbeiter haben reagiert. Sie ziehen die Untersuchung der Kamine in dem Siedlungsbereich vor. Im Schornstein des Nachbarhauses wurde ebenfalls ein Dohlennest entdeckt und in Nachbarstraßen weitere. „Die Zahl der Vögel hat erheblich zugenommen und in den warmen Kaminen fühlen sie sich wohl“, sagt Pranz, der im Alter von 14 Jahren den Beruf des Schornsteinfegers ergriff. In seiner Dienstzeit gab es immer wieder mal Unfälle, die durch Dohlennester ausgelöst wurden. Aber einen mit tödlichem Ausgang, den hat er in seinem Berufsleben noch nicht erlebt. „Mit geht das sehr nahe“, sagte der Vater einer 21 Jahre alten Tochter.