Gelsenkirchen. . Die Inhaberin Marina Schiffelholz schließt wegen ausbleibender Einnahmen durch das Nichtraucherschutzgesetz. „Ich glaube, dass ich nicht die letzte sein werde“, sagt sie. Das Café gab’s 40 Jahre lang. An seine Stelle rückt das lateinamerikanische Restaurant El Sombrero.

40 Jahre lang gab es das Café Arminstraße, die letzten zehn Jahre saß Marina Schiffelholz (49) am Steuer. Am 28. September ist Feierabend. Die Frage nach dem Warum ist schnell beantwortet. „Definitiv wegen des Rauchverbots“, sagt die Gastronomin und zieht an ihrer Zigarette. Wenigstens 40 Prozent Umsatz weniger habe sie deshalb zuletzt erzielt. „Es macht keinen Sinn, weiterzumachen.“ Was sie nach dem Café Arminstraße macht, weiß Marina Schiffelholz noch nicht. So ganz abgeschlossen hat sie aber noch nicht mit der Gastronomie, das ist im Gespräch herauszuhören.

Mutter-Tochter-Team

Zusammen mit ihrer Tochter hat die Gladbeckerin die Gaststätte bewirtschaftet – von 10 Uhr morgens bis Ende offen: „Da habe ich mich immer nach dem Geschäftsaufkommen gerichtet.“ Am 1. März 2003 hat der Mann von Marina Schiffelholz den Laden als Geschäftsführer übernommen – von Ulrich Lüke, der das Gelsenkirchener Nachtleben einst mit Gastro-Betrieben wie dem Lokal ohne Namen, dem Hugo1 und dem Zutz bereicherte. Nach acht Jahren und einem Insolvenzverfahren übernahm Marina Schiffelholz schließlich die Konzession ihres Mannes.

Gelsenkirchener sind ein einfach zu handelndes Volk

Das Konzept des Café Arminstraße sei immer das gleiche gewesen: „Kneipe mit ein bisschen Küche.“ Vom Schüler bis zum 80-Jährigen habe das Publikum gereicht, ein bunt gemischtes Klientel - quer durch alle Schichten. „Die Älteren, die heute hier verkehren“, sagt Marina Schiffelholz, „haben hier früher ihre Hausaufgaben gemacht oder Schule geschwänzt.“ Sie liebe die Gastronomie, erklärt die 49-Jährige, sie habe viele nette Leute kennengelernt: „Die Gelsenkirchener sind ein einfach zu handelndes Volk. Ich mag die Stadt immer noch.“

Das El Sombrero kehrt dem Backsteinexpressionismus an der Ringstraße/ Weberstraße den Rücken.
Das El Sombrero kehrt dem Backsteinexpressionismus an der Ringstraße/ Weberstraße den Rücken. © WAZ FotoPool

Gastronomin ist Marina Schiffelholz seit rund 20 Jahren. Ihr Berufsleben startete sie jedoch in der Textilbranche. Dann arbeitete sie in Bottrop-Kirchhellen im „Alt-Berlin“ – einem „schnuckeligen Pub mit Tanzfläche und Küche bis morgens um fünf“. Dann lernte die gebürtige Gelsenkirchenerin ihren späteren Mann kennen und folgte ihm in seine Lokalität „Grafmühle“ in Bottrop-Grafenwald. Gemeinsam entschieden die beiden sich dann, das Café Arminstraße zu übernehmen. Acht Jahre lang liefen die beiden Betriebe parallel.

Am 28. September ist Zapfenstreich an der Arminstraße 10. Dann versucht Hamid Azouaghe dort sein Glück. Der Gastronom verlegt seine Cocktail-Bar El Sombrero von der Ringstraße/ Ecke Weberstraße in den Innenstadt-Kern.

Das El Sombrero von Hamid Azouaghe rückt nach

Wann genau das El Sombrero seine neue Bleibe im Erdgeschoss der Arminstraße 10 bezieht, steht noch nicht genau fest. Geschäftsführer Hamid Azouaghe (37) rechnet in der ersten oder zweiten Oktoberwoche mit der Neueröffnung im dann ehemaligen Café Arminstraße. Ende September schließt das El Sombrero an seinem alten Standort Ringstraße/Ecke Weberstraße seine Pforten. Seit 15 Jahren hatte das lateinamerikanische Restaurant, das vor allem als Cocktail-Bar bekannt ist, dort seinen Standort, vorher waren in dem Backsteinexpressionismus-Bau ein griechischer Imbiss, davor die Kneipe „Ring-Eck“ angesiedelt, weiß Azouaghe. Der 37-jährige Gastronom, der demnächst in der Altstadt wohnen wird, hat das El Sombrero vor vier Jahren übernommen.

Küche und Theke bleiben, Inventar wird ausgetauscht 

„Die Arminstraße ist ein guter Standort“, sagt Azouaghe, der sich flächenmäßig in etwa verdoppelt – von knapp 100 auf etwa 200 Quadratmeter. „Die Küche steht schon, das ist ein Vorteil. Und auch die Theke ist optimal für uns“, freut sich der Gastronom. Das Inventar soll ausgetauscht werden, das El Sombrero-Ambiente möchte Azouaghe mit Palmen, anderer Dekoration und frischer Farbe in die unmittelbare City verpflanzen.

Er habe seine Probleme mit dem jetzigen Gebäude gehabt, verrät der Geschäftsführer. Wegen der brüchigen Fassade habe er genau wie das benachbarte Kontrovers zehn Tage lang schließen müssen. Bislang beschäftigt er acht Mitarbeiter. Für sein neues Lokal möchte er rund 20 zusätzliche Kräfte einstellen.

Aus dem Café Meißner ist das Café Sel an der Von-der-Recke-Straße geworden

Nursel Dagli (34) aus Gladbeck ist fester Bestandteil der Gelsenkirchener Gastro-Szene. Bevor sie für zehn Monate – bis zur Schließung mit Nebengeräuschen – das Café Meißner am Heinrich-König-Platz übernahm, arbeitete sie sieben Jahre lang im Altstadt-Café, nur einen Steinwurf entfernt. Weil ihr Spitzname Sel ist, hat die 34-Jährige ihr neues Lokal an der Von-der-Recke-Straße (Eröffnung war bereits im Juli) danach benannt und auf den Namen der Traditionslokalität Meißner verzichtet: „Ich wollte etwas Neues beginnen. Unsere Stammgäste sind auch mitgekommen.“ Dennoch habe der neue Name anfangs viele irritiert.

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Das Konzept soll im Prinzip das gleiche wie im Café Meißner bleiben. Allein: Das Abendgeschäft möchte Nursel Dagli ankurbeln, nicht zuletzt mit einem Cocktail-Angebot. Schon an alter Adresse hatte sie die Öffnungszeit von 19 auf 21 Uhr verlängert. Das Café Sel hat nun unter der Woche von 8 bis 22 Uhr geöffnet, freitags und samstags je nach Zulauf noch länger, wobei die Küche bis 23 Uhr geöffnet bleiben soll. Hinterm Herd steht Bajdo Zahic, der schon im Plaza Madrid und im Abrazo kochte. Verkaufsschlager ist die Schmand-Mandarinen-Torte