Gelsenkirchen.. Viele Betreiber von Sportbars sollen mehr zahlen, einige haben bereits ihr Sky-Abo gekündigt. Auch die Schalke-Kultkneipe „Bosch“ ächzt unter den Kosten. „Man ist kurz davor, die ganze Sache sein zu lassen“, sagt der Wirt Ronald Marcinkowski. Gerade in Fußball-Hochburgen steigen die Sky-Preise.

Schon die Adresse ist eine Verpflichtung: Ernst-Kuzorra-Platz 1. Die Glückauf-Kampfbahn befindet sich gleich nebenan. Auch daher ist die Gaststätte „Bosch“ eine ganz besondere Fußball-Kneipe. Früher hat der legendäre Kuzorra am Tresen des Vereinslokals sein Bier getrunken, heute steckt in praktisch jedem Winkel der Gaststätte Tradition.

Ronald Marcinkowski (52) stützt sich auf den Zapfhahn. Seit neun Jahren ist er der Wirt im „Bosch“. Die Zeiten sind nicht gerade leichter geworden. „Das Geld sitzt nicht mehr so locker“, sagt Marcinkowski. Umso heftiger trifft es den Wirt, dass der Fußball-Sender Sky nun die Preise erhöht.

Über 7000 Euro soll er Sky für ein Jahr überweisen, zuletzt waren es noch rund 3000 Euro. „7000 Euro – das ist einfach zu viel. Das ist kaum noch reinzuholen“, klagt Marcinkowski. 1,90 Euro kostet ein Bier im „Bosch“, Veltins natürlich, 0,3 Liter. Für 7000 Euro muss der Wirt lange zapfen. Auch wenn die Rechnung so einfach nicht aufgeht angesichts von Pacht, Steuern sowie Neben- und Einkaufskosten: 7000 Euro wären 3684 Glas Pils zusätzlich pro Jahr. „Soll ich die Bierpreise für 90 Minuten Spielzeit erhöhen?“, fragt Marcinkowski.

Preise zum Teil mehr als verdoppelt

Wie auf Schalke laufen Wirte auch an anderen Orten der Fußballrepublik Deutschland Sturm gegen die Preiserhöhung von Sky. Es soll schon zahlreiche Abo-Kündigungen gegeben haben. Fans befürchten, in ihrer Fußball-Kneipe könnte bald der Bildschirm schwarz bleiben. „Die Zahl der Kündigungen ist überschaubar“, sagt der zuständige Sky-Manager Uwe Müller. Doch regelmäßig melden sich Wirte, die mit Abbestellungen drohen.

Dass sich die Preise von Sky für die Wirte teilweise mehr als verdoppelt haben, erregt die Branche. Tausende Gaststätten in Deutschland seien betroffen, sagt Stephan Büttner vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). „Natürlich hat Sky viel Geld für die Rechte ausgegeben. Aber man kann die brutalen Mehrkosten nicht einfach auf die Gastronomen umwälzen.“

Viele Wirte in Fußball-Kneipen müssen drauzahlen

Wie viel Wirte künftig draufzahlen müssen, ist zum Teil sehr unterschiedlich, heißt es bei Sky. Mal seien es zwei, mal 19 Prozent mehr. „Wenn sich in Einzelfällen die Preise mehr als verdoppelt haben, ist das nicht repräsentativ“, beteuert Sky-Manager Müller. „In vielen Fällen sind die Preise aber auch gesunken, durchschnittlich um fünf Prozent.“

Das alles hat mit dem neuen Preismodell des Konzerns zu tun. „In der Vergangenheit spielte bei der Berechnung unserer Preise allein die Quadratmeterzahl der Gaststätte eine Rolle“, gibt Müller zu bedenken. „Nun berücksichtigen wir die drei Faktoren Kaufkraft, Bevölkerungsdichte und Sportaffinität.“ Zwar ist „Sportaffinität“ ein dehnbarer Begriff, doch klar ist: Das neue Preismodell hat gerade für die Fußball-Metropolen des Reviers gravierende Folgen. „In Fußball-Hochburgen sind die Preise stärker gestiegen als in anderen Regionen“, räumt Müller ein.

Der Sender Sky ist mittlerweile Monopolist im Bezahlfernsehen, hat sich seine Marktstellung allerdings auch einiges kosten lassen. Stolze 486 Millionen Euro zahlte Sky zuletzt für die Übertragungsrechte, doppelt so viel wie bisher.

Das Bier könnte teurer werden

Die Zeche sollen nun die Wirte zahlen – und vielleicht auch deren Kunden. Die Möglichkeit, Tickets zu verkaufen, bleibt den Gastronomen aber verwehrt. „Dass Wirte Eintritt für eine Fußball-Übertragung von Sky nehmen, ist aus juristischen Gründen ausgeschlossen“, betont Müller. Das heißt auch: Wenn nicht zusätzliche Gäste in die Kneipe kommen, bleibt nur der Ausweg, die Preise für Getränke oder Essen zu erhöhen.

Immerhin scheint es, Sky lasse dort, wo der Ärger besonders ausgeprägt ist, mit sich reden. „Wenn es begründete Beschwerden gibt“, sagt Müller, „suchen wir nach einvernehmlichen Lösungen.“

Im „Bosch“ ist die Wut groß. „Man ist kurz davor, die ganze Sache sein zu lassen“, sagt Ronald Marcinkowski über Sky. Doch ob der Wirt am Ernst-Kuzorra-Platz wirklich auf Live-Fußball verzichten kann? Eigentlich undenkbar.