Gelsenkirchen. Eine Live-Theateraufführung führten die Senioren des SeniorenEinsatzKommandos Gelsenkirchen am Wochenende in der Straßenbahnlinie 301 auf. Das Einsatzkommando von etwa 15 Senioren greift regelmäßig in das Gelsenkirchener Stadtleben ein. Unter der Regie des Consol-Theaters setzen sich die Senioren mit unterschiedlichen Themen rund um die Stadt auseinander.

„Mein Gelsenkirchen“ bedeutet Leben und Wohnen, Träumen und Trauer, Hochzeit und Umzug, Wünsche und Wahrheiten. Das Projekt „Mein Gelsenkirchen“ ist buchstäblich erfahrbar. Am Samstag, um genau 11.07 Uhr, gab es unter diesem Titel und im Rahmen des Projekts „SeniorenEinsatzKommando“ eine Live-Theateraufführung in der Straßenbahn.

Vier reifere Damen und ein Herr, alle mit einem Hut als Dienstbekleidung, betraten an der U-Bahn-Station die Linie 301 am Musiktheater. Drei setzten sich, einer fing sofort an, laut vorzutragen.Das Senioren-EinsatzKommando (SEK) trägt seinen Namen völlig zu Recht. Auf der Fahrt zum Rathaus Buer schwelgten die Mitglieder Siegbert und Wilma Fidora, Barbara Johnson, Vera Krause und Lisa Bachmann laut in Erinnerungen: Wo sind sie zur Schule gegangen, hatten als Kinder gespielt, sich mit der Nervensäge von jüngerer Schwester gestritten, und weshalb musste man eigentlich immer nach Gladbeck fahren, um schwimmen zu lernen…

Laiendarsteller wirkten souverän

SEK klingt forsch, und so traten nicht nur die bereits Genannten, sondern auch die Mitwirkenden der zweiten Gruppe auf, die mit der Linie 302 vom Musiktheater und Buerer Rathaus fuhr und deklamierte, plauderte und lachte: Werner Backhaus, Christina Drache, Gisela Majewski und Marion Schumacher.

Die Laiendarsteller im Seniorenalter wirkten so souverän, dass manche jugendliche Fahrgäste mit den obligatorischen Knöpfen im Ohr, schüchterne Blicke auf die Künstler riskierten. Andere Fahrgäste, bepackt mit Einkaufs- oder Sporttaschen, spendeten Applaus, wünschten den Darstellern ein schönes Wochenende oder eine gute Weiterfahrt.

Boxenstopp am Rathaus Buer

Die Texte stammten aus eigener Feder und waren in mehrtägigen Workshops am Consol Theater mit dem Berliner Autor Andreas Sauter (39) erarbeitet worden. Dramaturgin Sylvie Ebelt und Projektdramaturg Georg Kentrup begleiteten die Fahrten. Es waren Auftritte von bestechendem Charme. Am Rathaus Buer gab es beim Boxenstopp und Zusammenschluss beider Gruppen noch eine kurze gemeinsame Performance der insgesamt neun Mitspieler und Mitspielerinnen auf grüner Wiese. Fürs mitreisende Publikum standen vorsorglich Stühle und Regenschirme – gestellt vom Consol Theater – bereit.

Humorvolle Betrachtungen, aber auch traurige Erfahrungen machten die Texte eindrucksvoll, darunter der frühe Tod eines Enkelkindes oder die große Freude über das schönste Foto im Familienalbum, „das von unserer standesamtlichen Trauung am 23. April 1954“, auch der Kauf der Eigentumswohnung „mit Fahrstuhl!“ wurde reflektiert.

„Mein Gelsenkirchen“ ist gelebtes Leben in seinen vielen Facetten, hörens- und sehenswert.