Gelsenkirchen. Endlich Aufatmen bei Familie Polc aus Gelsenkirchen. Nachdem die Deutsche Annington im August überraschend Berufung gegen das Urteil zur der von Schimmel befallenen Wohnung der Familie eingelegt hatte, machte sie nun einen Rückzug. Schon nächste Woche sollen die Renovierungsarbeiten beginnen.

Stanco Polc hat es nun doch geschafft. Die Deutsche Annington wird den Schimmel in seiner Dreizimmerwohnung in den Jenbachstraße 6 auf eigene Kosten beseitigen lassen. Nicht freiwillig. Denn bis es soweit kam, musste der 45-Jährige fast zweieinhalb Jahre warten, in denen ein Brief dem anderen folgte, ehe es ihm zu bunt wurde und er Klage einreichte. Das Verfahren zog sich seit 2011 hin. Zwei Gutachter wurden beauftragt. Beide stützten die Angaben des Annington-Mieters. Doch die Wohnungsgesellschaft tat sich lange Zeit ungemein schwer damit.

Als der Schaden in drei Räumen seine Dreieinhalbzimmer-Wohnung auftrat, habe ein Mitarbeiter der Annington dies auf fehlerhaftes Heizen und Lüften zurückgeführt, wie Polc sagte. Seinen Aufforderungen, den Schaden zu beseitigen, kam das Unternehmen nicht nach. Auch die Kürzung der Miete um 40 Prozent bewegte zunächst einmal nichts. Zwei Gutachten á 1500 Euro, die beide von außen eindringendes Regenwasser für die Schimmelbildung verantwortlich machten, mussten finanziert werden. Das Wohnungsunternehmen war aber nicht geneigt, den Forderungen seines Mieters nachzugeben.

Kostenrahmen auf 9250 Euro festgesetzt

Im Juni dieses Jahres gab das Amtsgericht in Buer dem Kläger Polc Recht. Die beiden Gutachten waren zu eindeutig. Der Schaden muss beseitigt werden. Der Kostenrahmen wurde vom Amtsgericht auf rund 9250 Euro festgesetzt. Dem Kläger wurde es frei gestellt, ob er eine Fachfirma damit beauftragt oder der Deutschen Annigton die Renovierung überlässt. Stanco Polc und seine Frau Justine konnten wieder lachen.

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Doch das blieb ihnen Anfang August fast wieder im Halse stecken. Die Deutsche Annington hatte beim Landgericht in Essen zur völligen Überraschung von Polc und seiner Anwältin Berufung eingelegt. Die Aussicht, mindestens ein weiteres dreiviertel Jahr im Schimmel leben zu müssen, das war für die Familie wahrlich kein Grund zur Freude.

Berufung wurde zurückgezogen

Nach einigen Schriftsätzen und einem Bericht in der WAZ kam jetzt die überraschende Wende, wie Ursula Rehrmann (54), Rechtsanwaltin der Familie, sagt: „Die Berufung wurde auch wohl wegen des öffentlichen Drucks zurück gezogen. Mit den Arbeiten soll am Montag 23. September begonnen werden.“ Ein Urteil, wie Anwältin Rehrmann sagte, dass durchaus Signalwirkung in ähnlich gelagerten Fällen haben könnte.

Stanco Polc, der seit 42 Jahren in der Siedlung wohnt, ist die Erleichterung anzusehen. Aber so richtig freuen kann er sich noch nicht. Das Lachen wird wieder zurückkommen, wenn die Arbeiten an und in dem Haus tatsächlich in der letzten Septemberwoche beginnen.