Gelsenkirchen.

Mit vielen persönlichen Erinnerungen aus dem ersten Leben des Hans-Sachs-Hauses strömten am Wochenende die Besucher in Massen zur Wiedereröffnung des für Generationen identitätsstiftenden Rat- und Bürgerhauses. Egal ob Karnevalssitzung, Tanzabend oder Jahreshauptversammlung des FC Schalke 04: Die meisten Neugierigen kannten das Gebäude noch aus der Zeit vor dem jahrelangen Umbaumarathon und kamen mit entsprechend großen Erwartungen zum Tag der offenen Tür. Sie wurden nicht enttäuscht.

Es waren Szenen wie man sie früher vom Sommerschlussverkauf kannte: Noch bevor Samstag die Türen des Hans-Sachs-Hauses öffneten, versammelten sich an den Eingängen Menschentrauben und drückten sich an den Scheiben die Nasen platt. Dabei konnte gar kein Schnäppchen gemacht werden.

Kein Rathaus vom alten Schlag

Die Bürger wollten sich von ihrem alten, neuen Hans-Sachs-Haus ein Bild machen. Die Stadt hatte zu einem Familienfest im Haus und auf dem Alfred-Fischer-Platz eingeladen. Rund um das Gebäude war zu spüren, dass nicht nur das politische Leben und die Verwaltung zurück in der City sind, sondern dass auch die Gelsenkirchener auf das Forum regelrecht gebrannt haben.

„Das wird kein Rathaus vom alten Schlag“, kündigte Oberbürgermeister Frank Baranowski an. Der Bürger solle sich nicht mehr als Bittsteller fühlen, wenn er einen Behördengang im neuen „HSH“ zu erledigen hat. Dem Wunsch wird durch die helle, offene Architektur Nachdruck verliehen. Der OB hatte den Satz „schauen sie sich um, das ist ihr neues Haus“ noch gar nicht ausgesprochen, da tummelten sich die Massen schon an den Treppenaufgängen, um bei einem der Rundgänge das Haus zu erkunden.

Alle Hände voll zu tun

Die städtischen Mitarbeiter hatten alle Hände voll zu tun, um die Massen in geregelte Bahnen zu lenken. Vor allem das Büro des Oberbürgermeisters und den Ratssaal wollten die Besucher sehen und auch ausprobieren. Stühle wurden getestet, Fenster geöffnet, die verschiedenen Baustoffe genau inspiziert. Heiß begehrt war ein Sitzplatz im Bürgerkino, wo Filmemacher Frank Bürgin die HSH-Geschichte auferstehen lies.

Zum Anfassen lädt die Dauerausstellung mit vielen Exponaten zur Stadtgeschichte in der 4. Etage ein. Noch ein Stockwerk höher genossen die Besucher den Blick hinunter in die Halle, aber auch auf den Vorplatz.
Mit einem vollen Fischer-Platz kann sich Hausherr Baranowski anfreunden: „Es gibt einen Balkon, den kann man nutzen. Nicht nur im Sommer, sondern auch für eine Meisterfeier.“

Notizen rund um die Eröffnung

Festakt. Pünktlich um 11 Uhr begann am Samstag der Festakt. Viele geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Bürgerschaft füllten den Ratssaal samt Galerie. Die Reden hielten Oberbürgermeister Frank Baranowski und NRW-Landesbauminister Michael Groschek (SPD). Für die musikalischen Höhepunkte sorgte das „The 4-Men Trio“.

Kernaussage. „Die lokale Demokratie hat wieder einen würdigen Ort in Gelsenkirchen“, urteilte der OB und begrüßte die Stadtverordneten mit den Worten „Willkommen zu Hause.“

Pointiert. Michael Groschek freute sich darüber, dass es angesichts des großen Projektes keine Wutbürger geben würde in der Stadt. In diesem Zusammenhang bezeichnete der NRW-Minister den Stand von AUF vor dem HSH als „Folklore“. Wutbürger seien das nicht.

Versöhnlich. In seiner Danksagung vergaß OB Baranowski die Unterstützung durch die Landesbauminister nicht und erwähnte namentlich auch Ex-OB Oliver Wittke. Das war (s)eine Geste in Richtung des Vorgängers; ein symbolischer Schlussstrich unter die intensiven Diskussionen mit der CDU um Planung und Kosten.

Zuspruch. Um 13 Uhr öffneten sich am Samstag die Türen des neuen HSH für die Bürgerschaft, die ins Atrium strömte. Für Samstag gab die Verwaltung 10.000 Besucher an; am Sonntag war die Zahl ähnlich hoch. Zeitweilig bildeten sich Schlangen vor dem Haupteingang, weil die Obergrenze für Gäste, auf 1200 festgesetzt, erreicht war.

Einzug. Am heutigen Montag beginnt die Verwaltung nach und nach mit dem Einzug in das neue Hans-Sachs-Haus. Aus dem Rathaus in Buer wird dann im Gegenzug das Technische Rathaus der Stadt.