Gelsenkirchen. . Wo genau wurde wie viel Giftmüll in Bergwerken eingelagert? Diese Frage beschäftigte bei einer Podiumsdiskussion in Gelsenkirchen sowohl verunsicherte Anwohner als auch Ex-Kumpel, die von Warnungen vor Kontakt mit dem Giftmüll und Repressalien berichten. Der angekündigte Gutachter kam jedoch nicht.

In der seit 14 Tagen andauernden öffentlichen Diskussion um die Einlagerung von Giftmüll in RAG-Bergwerken, u. a. auf Consol, hatte die Bergarbeiterinitiative „Kumpel für AUF“ zur Podiumsdiskussion eingeladen. Zur Enttäuschung von Diskussionsleiter Christian Link (AUF) blieben zwei Stühle auf dem Podium unbesetzt. Abfallexperte Dr. Harald Friedrich, dessen Giftmüll-Gutachten mit Spannung erwartet wird, und der Landwirt Schulze-Bergcamen, der wegen der Belastung seiner Äcker gegen die RAG zu Felde zieht, erschienen entgegen der Ankündigung nicht.

Die Frage, die die rund 70 Zuhörer beschäftigt: Wo genau wurde wie viel Müll eingelagert? Ein Bürger aus Horst fürchtet, dass auch künftig weiterer Müll in die Bergwerke eingelagert werde, „weil es ein Wachstumsmarkt ist“. Eine Walsumerin beklagt, dass man trotz des Protestes Anfang der 90er Jahre weder von der Bezirksregierung noch den politischen Parteien ernst genommen worden sei. „Trotz Einladung kam niemand. Im Gegenteil, wir wurden belächelt.“

Genaue Zahlen und Kartenmaterial über die Mülldepots gibt es laut RAG nicht. Noch nicht. Die Bezirksregierung Arnsberg hat versprochen, die Zahlen „bergwerksscharf“ bekannt zu geben. Nur: Ausgerechnet diese Bezirksregierung und die Ruhrkohle hätten den zuständigen Unterausschuss in Düsseldorf „falsch informiert“, sagt Gerhard Bongardt, Bergbaugeschädigter aus Kamp-Lintfort.

Keine Generalabrechnung mit der Ruhrkohle

Vor allem Ex-Kumpel, die lange unter Tage arbeiteten, sehen sich in der Pflicht, das Bild vom „guten Bergbau“ zu revidieren. Sie reisten eigens aus Herne, Bottrop und Bochum an, um von Müllanlieferungen per Lkw, von Strecken, die zugemauert wurden, um dahinter „eine undefinierbare Flüssigkeit“ einzuleiten, von Schutzanzügen und Warnungen, „ja nicht mit dem Müll in Kontakt zu kommen“, zu berichten. Wer kritisch fragte, habe Repressalien zu spüren bekommen, sei ausgetauscht worden.

Moderate Töne schlug Gerhard Bongardt an. Er sieht in der Zusammenarbeit mit der RAG eine Chance, die Region vor einer Umweltkatastrophe zu schützen. „Es geht nicht um eine Generalabrechnung mit der Ruhrkohle, aber wir müssen bei der Wahrheit bleiben.“ Mit seinem Gutachten, das er im September dem NRW-Umweltminister überreichen will, ist der Abfallexperte Dr. Harald Friedrich der Wahrheit ein Stück nähergekommen.

Gerhard Bongardt betonte im Übrigen, dass es nicht an der MLPD-Veranstaltung liege, dass die beiden Podiumsteilnehmer nicht gekommen seien, sondern an einer falschen Absprache.